Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Neigung, loszulassen. David empfand die Umarmung als tröstlich.
Ist alles in Ordnung?
, empfing David von Rian.
Ja, Schwester
, antwortete er.
Wir können weiter.
Rian, die nichts von dem wusste, was um sie herum vorgegangen war, folgte wieder dem Weg, den sie vor sich sah. Ihr Körper nahm erneut seine Bewegung durch die Aureolschleier auf. David drehte sich von Alberich weg und folgte ihr.
»Warum habt ihr so spät eingegriffen?«, flüsterte David Pirx zu.
»Es ging alles so schnell«, piepste der Pixie zurück und senkte den Kopf. Er schien sich schuldig zu fühlen. »Mein Haken wollte sich nicht lösen, und Alberich hat mir geholfen. Er schien sich keine großen Sorgen zu machen, er meinte, du wärst ein guter Kämpfer und würdest das schon schaffen. Sobald ich frei war, sind wir zu dir gekommen.«
»Du hättest deinen Haken nicht lösen müssen, wenn du mit Alberich zusammen zu mir gekommen wärst.«
Pirx sah betroffen auf. »Das stimmt – aber irgendwie konnte ich in diesem Moment nicht richtig denken.«
David schaute kurz zurück. Der Nibelunge erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln.
»Ich habe keinen Zweifel, dass Alberich in diesem Moment sehr klar denken konnte«, murmelte David, den Blick wieder fest auf Rian geheftet. »Ich wüsste nur gerne,
was
er sich gedacht hat.«
David hatte nicht viel Zeit, darüber nachzugrübeln. Nur kurze Zeit nach dem Angriff des Kelpies erreichte Rian in Davids Gedankenbild das Tor in die Gärten des Baumschlosses. Zugleich öffnete sich der wirbelnde Tunnel zu einer Felswand hin, die auf den ersten Blick nicht von der zu unterscheiden war, von der sie gekommen waren. Ehe David mehr Einzelheiten ausmachen konnte, erloschen die Lichtvorhänge schlagartig.
Sobald sich seine Augen an die Dunkelheit angepasst hatten, nahm er sein Glimmernetz ab, hakte sich vom Seil los und sah sich nach Rian um. Sie trieb oberhalb von ihnen reglos durch das Wasser. Pirx hatte sich von David gelöst und sein Netz abgenommen. Er folgte David, als dieser zu Rian schwamm, sie auffing und den Haken von ihrem Gürtel löste. Rian regte sich leicht und schlug die Augen auf. David erweiterte seine Atemblase zu ihr, und sie spuckte das Mundstück aus und lächelte.
»Alberich hatte recht«, meinte sie. »Ich hätte hierbei wohl kaum die Konzentration gehabt, auch noch eine Atemblase oder etwas Ähnliches aufrechtzuerhalten.«
David kniff die Lippen zusammen. Rian sah ihn fragend an.
»Was ist los?«
»Alberich hat eben unser beider Leben riskiert.«
Pirx war in die Blase hineingeglitten und schüttelte den Kopf. »Das kannst du nicht sagen. Er ist doch gekommen und hat dich rausgeholt.«
»
Du
bist gekommen. Du hast verhindert, dass ich erstickte. Er kam erst danach. Warum hat er so lange gewartet?«
»Frag ihn«, schlug Rian vor.
David schüttelte den Kopf. »Er wird bestimmt eine Antwort haben. Aber ich bin nicht sicher, ob es die Wahrheit ist.«
Rian wich Davids Blick aus. Er spürte die Unruhe in ihr. »Aber es hat sich doch nichts geändert. Wir waren uns einig, dass er uns nicht schaden will. Warum sollte er es jetzt wollen? Und wenn – warum greift er uns nicht direkt an? Wir haben gesehen, was er bewirken kann. Selbst zu dritt dürfte es uns schwerfallen, gegen ihn anzukommen.«
»Ich weiß es nicht, Rian. Aber wenn ich nicht durch Zufall gegen dich getrieben wäre, hätte sein Zögern mein Leben gekostet.«
Rian sah noch immer zur Seite, und David folgte ihrem Blick. Alberich schwebte vor dem Loch in der Felswand, das aus der Höhle herausführte, und rollte das Seil wieder auf. Hinter ihm fiel bläuliches Licht aus dem Gang und umspielte seine Gestalt, hob sie scharf hervor und ließ sie zugleich in den Schattenwürfen seltsam verschwommen erscheinen.
»Er ist ein Drachenbruder«, sagte David. »Grog hat gesagt, das dürfen wir nie vergessen. Und deshalb ist Grog nicht bei uns – weil er es nie vergessen hätte.«
Rian sah wieder zu ihrem Bruder. »Jetzt gehst du zu weit. Alberichs Begründung, warum Grog in seiner Wohnung bleiben sollte, war absolut einsehbar.«
»So schien sein Grund, dich in die Schleier zu schicken, auch. Und was passierte, als ich dich zurückrufen wollte?«
Rian senkte den Blick. »Ich konnte nicht kommen.«
»Keiner von uns hatte diesen Fehler in seiner Logik bemerkt. Er selbst auch nicht?«
»Selbst ohne diesen Punkt wäre es sinnvoll gewesen, dass ich in die Schleier gehe. Aber hättest du so schnell zugestimmt, wenn er die Gefahr
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