Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
anderen Hand losgelassen und beäugte David. Dann schossen seine Hände wieder vor. Es packte das Netz und riss heftig daran. David wollte zustechen, doch der Kelpie griff sofort um, und das Glimmernetz hinderte David daran, einen effektiven Stoß zu führen. Er ahnte, was passieren würde: Entweder er musste den Schutz des Netzes aufgeben, oder das Wesen würde ihn samt dem Geflecht noch tiefer in die Lichtvorhänge schleudern, ohne Aussicht auf Rückkehr. David tastete nach seiner Tasche. Ein Geflecht befand sich noch darin. Er musste das Risiko eingehen.
Als der Kelpie erneut in die Maschen griff, öffnete David das Netz und stülpte es über den überraschten Kelpie, wie er es zuvor schon bei der Feuermuräne gemacht hatte. Doch er wusste, dass er den Kelpie nicht lange mit dem Netz alleine würde halten können. Die Schuppen dieser Wesen hatten messerscharfe Kanten, und es würde das Geflecht durch seine Bewegungen schnell zerfetzen.
Während sein Gegner darum kämpfte, wieder die Kontrolle zu erlangen, jagte David seine Waffe durch das Geflecht in eines der Augen des Wasserwesens. Die Klinge drang durch den Augapfel tief in den Schädel des Kelpies. Er bäumte sich auf. Weit riss er sein Maul auf, wie in einem stummen Schrei. Ein Schwall von Luftblasen drang daraus hervor und raubte David die Sicht. Ein Arm seines Gegners befreite sich in einer panischen Zuckung aus dem Netz. Dabei blieb er am Schlauch hängen, der von Davids Druckluftflasche zu seinem Mundstück führte. Die scharfen Schuppenkanten schnitten tief in den Kunststoff.
Mit einem Ruck riss der Schlauch, und der Druck der entweichenden Luft riss David von seinem Gegner fort und trieb ihn auf Rian zu. Er griff nach dem Geflecht in seiner Tasche und wollte es herausziehen, um wieder vor den Vorhängen geschützt zu sein, doch eine sanfte Berührung an Körper und Geist ließ seine Bewegung erlahmen. Die Schleier umarmten ihn und zogen ihn zu sich. Die Sanftheit ihrer Berührung, der Frieden, der sich in ihm ausbreitete, zeigten ihm, wie sinnlos und falsch es war, etwas zwischen sie und sich zu legen.
Auch der Atemwunsch, der ihm eben noch so wichtig erschienen war, rückte in die richtige Perspektive. Er war bedeutungslos. Alles war bedeutungslos, außer dem Licht der Schleier. Er wollte sich nur noch treiben lassen, zwischen Licht und schillernden Luftblasen, irgendwohin, wo er sich um nichts mehr sorgen musste.
Eine seiner Hände streifte das Seil, an dem Rian hing, und sein Körper prallte gegen ihren, noch immer weitergetrieben vom Druck der entweichenden Luft. Unbeteiligt beobachtete er, wie an der halb durchtrennten Stelle des Seiles bereits strapazierte Fasern endgültig nachgaben und bisher unbeschädigte Fasern sich unter der Belastung zu dehnen begannen. Dann huschte plötzlich ein kleiner Schatten entlang des Seiles auf ihn zu und klammerte sich an seinem Hals fest. Die Luftblase, in der das Wesen sich bewegte, umschloss nun auch Davids Kopf, und er atmete tief ein. Das Gefühl des Friedens in ihm vertiefte sich weiter, und er lächelte.
Ein größerer Schatten folgte. Jemand nahm David das Geflecht aus der schlaffen Hand und schüttelte es zu einem Netz aus. Schwach versuchte David, sich zu wehren, als das Netz über ihn gestülpt wurde. Im nächsten Moment erwachte er aus seiner Trance. Fassungslos starrte er in Alberichs dunkle Augen. Pirx fiepste leise an seinem Hals, und er strich ihm beruhigend über die Borsten.
»Ist gut, Pirx«, flüsterte er. »Ist gut. Ich bin wieder da. Danke dir, dass du mich in deine Atemblase geholt hast.«
Während David Pirx beruhigte, griff Alberich um ihn herum und schloss das Ventil seiner Druckluftflasche. Dann klinkte er ein Seil in Davids Gürtel und wandte sich ab, um wieder zurück zum Weg zu schwimmen. David drehte den Kopf zu Rian. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, und als er nach ihrem Geist hinaustastete, sah er erneut das Bild des Weges vor sich und das nahe Tor.
Ein Ruck an seinem Gürtel erinnerte ihn, dass er noch in den Schleiern schwebte. Er machte eine schwache Schwimmbewegung weg von Rian, dann fiel sein Blick auf das fast durchgerissene Seil. Kurz entschlossen löste er den Haken, den Alberich bei ihm eingehängt hatte, und klinkte ihn in Rians Gürtel. Danach schwamm er dahin, wo Alberich mit verschränkten Armen wartete, und befestigte sich selbst mit dem Haken, den vorher Pirx benutzt hatte. Der Pixie klammerte sich noch immer an seinen Hals und zeigte auch keinerlei
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