Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
Entscheidung, wann sie geht.«
Der Getreue fügte sich dem Willen des Fahlen und trat einen Schritt zurück. »Dann bleib und stirb, Oreso, denn deine Zeit ist früher abgelaufen.«
Dessen war sich Nadja auch bewusst. Sie war fast am Ende ihrer Kräfte, doch weit davon entfernt, aufzugeben. Bedingt durch das Rätselspiel, arbeitete ihr Verstand immer noch auf Hochtouren, und plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Was, wenn sie den Getreuen aufhielte? Um einen Vorsprung zu erlangen?
Sie wies auf den Tisch. »Spielt Ihr Schach, Herr November?«
Er nickte. »Ja, doch langweilt es mich zutiefst; ich bin unbesiegt.«
»Was soll das, Oreso?« Der Getreue klang gereizt.
Nadja grinste boshaft. »Ich wette, der Getreue kann es mit Euch aufnehmen.«
Der Graue Mann wandte den Kopf zu dem Verhüllten.
»Darauf werde ich mich nicht einlassen!«, schnaubte Bandorchus Helfer heiser.
»O doch, das wirst du, denn ich fordere dich heraus«, sagte Nadja entschlossen. »Wenn du meine Frage nicht beantworten kannst, spielst du mit dem Herrn November, und ich werde mit Rian gehen.«
»Ich fürchte, diese Herausforderung musst du annehmen«, sagte der Graue und verschränkte die Arme vor der Brust. Er schien allmählich Vergnügen an dieser Auseinandersetzung zu finden. »Und jetzt bin ich gespannt, was für eine Frage das sein wird.«
»Ich nehme an«, knurrte der Getreue widerwillig.
Nadja rieb sich nervös die Hände. War dies endlich die letzte Hürde? Sie hoffte es. »Bevor ich frage – darf ich
jede
Art von Rätsel stellen?«
Samhain nickte. »Ja, in meinem Schloss ist alles erlaubt.«
»Also gut. Dann weiß ich etwas für dich.« Nadja holte tief Luft. »Ich hab es gesehen, doch nicht mit den Augen, ich hab es gerochen, doch nicht mit der Nase, ich hab es gesprochen, doch nicht mit der Zunge.«
Der Getreue schwieg und dachte nach.
Nach einer Weile sagte Samhain: »Nun, wie lautet deine Antwort?«
»Ich ...«, setzte er an und klang hilflos, frustriert.
Nadja verhielt sich ganz still, die Finger ineinander verkrampft.
»Ich weiß es nicht«, musste der Getreue schließlich eingestehen, und sein Zorn darüber schlug Wellen, die Samhain jedoch schnell niederschlug.
»Nicht hier, in meinem Reich. Finde dich damit ab.«
»Wie lautet die Antwort?«, forderte der Getreue Nadja auf.
»Sag ich nicht!«
Sie zuckte zusammen und duckte sich, als der Getreue einen Schritt auf sie zumachte. Er war so außer sich, dass seine Gestalt bebte. Und erneut griff Samhain ein. »Sie muss es dir nicht sagen. Es ist
ihr
Rätsel.«
Mittlerweile war der Getreue so außer sich, dass Eisnebel von seiner Gestalt aufstieg. Als er sprach, zischte er heiser; nur mit Mühe konnte Nadja ihn noch verstehen. »Dafür wirst du büßen, Nadja Oreso.«
»Ach ja?«, fragte sie unbeeindruckt. Allmählich hatte sie es satt. »Willst du mich wieder mal umbringen? Oder meine Seele der Dunklen Königin bringen?«
Der Getreue verharrte und drehte den Kopf zum Grauen Herrn. Dann gab er nach. »Du hast ja keine Ahnung, Oreso. Aber gut, sei’s drum. Ich respektiere dieses Reich und seinen Herrn und beuge mich den Regeln. Nimm den Zwilling mit dir, ich werde euch ein andermal holen.«
»So endet es doch immer zwischen uns, oder?«
»Fordere dein Glück nur weiter heraus. Umso schneller komme ich zum Zuge.« Der Getreue wandte sich ab und marschierte auf den Tisch mit dem Schachspiel zu, setzte sich auf die Seite mit den weißen Figuren und regte sich nicht mehr.
»Das wird ein reines Vergnügen«, bemerkte Samhain, und ein graues Lächeln erhellte kurz seine Züge. »Ich habe zu danken, Nadja Oreso.«
»Ich auch. Lebt wohl, Herr November.«
»Nicht Lebewohl, sondern auf Wiedersehen. Wir treffen uns in deiner Zukunft erneut, noch ein einziges Mal.«
Die junge Frau schluckte, doch sie sagte nichts mehr dazu. Eines Tages würde sie wissen, was das zu bedeuten hatte, und dann war es immer noch früh genug.
Vorsichtig nahm sie Rians Schattenhand. »Wir gehen jetzt«, flüsterte sie der Freundin zu. »Zurück ins Leben.«
Nadja ging, ohne sich noch einmal umzusehen, und zog Rians Schatten hinter sich her.
Zwischen(schach)spiel
Schweigend brüteten sie über dem Brett, setzten Zug um Zug.
Schließlich: »Und, bist du zufrieden mit der Entwicklung?«
»Jemand muss bezahlen. Erst dann werde ich zufrieden sein.«
»Du solltest dich mäßigen, Bruder.«
»Ich tue, was getan werden muss. Das tue ich immer.«
»Und darüber hinaus?«
»Setze
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