Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
gegangen, wohin nicht einmal er gehen konnte, solange er atmete. Sie würde ihm auch weiterhin die Stirn bieten.
»Was kann ich dir noch anbieten?«, fragte er.
»Ich glaube, Ihr habt mir schon zu viel angeboten«, antwortete sie. »Die Frage ist, was bezweckt Ihr damit?«
»Was ...«, begann David.
Rian machte ein verwundertes Gesicht. »Vater, Nadja hat zwar von unseren Speisen zu sich genommen, aber ...«
»So sind die Regeln«, sagte Fanmór streng. »Eure Freundin hat das sehr wohl verstanden.«
»Aber sie wäre gestorben ...«, stieß David hervor. »Ihr wollt nicht ernsthaft darauf bestehen ... Ich habe es im Vertrauen auf Eure Weisheit getan und weil es der Anstand verlangt, wenigstens dies zu tun ...«
»Schon gut«, unterbrach Nadja ihn seltsam vergnügt. An diesem Tag konnte sie durch nichts mehr erschüttert werden. Noch dazu, da sie ein paar gute Ideen hatte. Auf dieser Reise hatte sie einiges gelernt. »König Fanmór, mir sind die Regeln sehr wohl bewusst, aber ich möchte auf eines hinweisen: Ich trage auch Elfenblut in mir. Und genau das wird mich gehen lassen. Einfach so, durch ein Tor. Ihr könnt mich nicht zurückhalten und auch nicht meinen menschlichen Schatten, denn er hat nichts zu sich genommen. Außerdem ist meine menschliche Hälfte ein Grenzgänger und kann auch dadurch nicht hier gehalten werden. Also sagt einfach, was Ihr von mir wollt.«
Nun regte sich der Riese leicht. Die weiße Haarsträhne rutschte in seine Stirn. »Ich wünsche, dass du bis zur Geburt deines Kindes hierbleibst, in Sicherheit.«
»Das geht nicht, und das wisst Ihr«, sagte Nadja. »Der Getreue kann mich überall aufspüren, auch in Eurem Reich. Wollt Ihr ernsthaft den Baum in Gefahr bringen, nur meinetwegen? Ihr kennt den Verhüllten nicht; wenn er sich einmal ein Ziel gesetzt hat, ist er durch nichts aufzuhalten. Und momentan dürfte er stinksauer auf mich sein. Er würde das Schloss einfach abbrennen, um mich zu bekommen. Vielleicht bin ich zu Hause nicht sicherer als hier. Aber ich werde dort niemanden zusätzlich in Gefahr bringen. Und ich kann mich mit dem Getreuen auf dem Terrain auseinandersetzen, das mir vertraut ist. Euer Volk leidet schon genug, auch ohne meine Probleme.«
Die Zwillinge starrten Nadja sprachlos an. Wahrscheinlich hatte es noch niemand gewagt, so mit dem Herrscher von Earrach zu sprechen.
Dann wurde es endlich einmal Zeit. Und sie würde sogar noch eins draufsetzen.
Gelassen fuhr sie fort: »Lasst uns nun über den Gefallen reden, den Ihr mir schuldet.«
Die Stirn des Riesen umwölkte sich zusehends. »Was?«
»Ich habe Euch Eure Tochter zurückgebracht. Dafür schuldet Ihr mir einen Gefallen. So sind die Regeln. Es gibt nichts umsonst oder kostenlos in der Anderswelt, das hat man mir auf dem Markt gesagt. Ich vermute, es hat etwas mit dem Gleichgewicht zu tun ... aber egal.«
»Ich begnadige dich ...«
»O nein«, unterbrach sie. »Ihr habt mich bereits wegen der Rettung Eures Sohnes in Venedig begnadigt. Eure eigenen Berater haben dem Vorschlag Regiatus’ zugestimmt, bevor Ihr sie hinausgeworfen habt. Außerdem dürft Ihr keine Blutschuld auf Euch laden, zumindest habe ich das so verstanden, weil ich möglicherweise Euer Enkelkind unter meinem Herzen trage. Insofern habt Ihr gar kein Urteil gefällt, nur einen Wunsch geäußert.«
Der Riese war so verblüfft, dass er sie still ansah. Weder die Zwillinge noch die beiden Kobolde rührten sich oder wagten ein Wort, aber sie strahlten Nadja voller Stolz an.
»Also dann«, sagte Fanmór schließlich und mit völlig veränderter, ruhiger Stimme. »Gemäß den Regeln: Was begehrst du?«
»Bevor ich es sage: Darf ich mir wünschen, was ich will?«
»Sofern es in meiner Macht steht, ja. So sind die Regeln.«
»Und Ihr werdet nicht ... äh ... zornig oder so etwas? Und erfüllt zwar meinen Wunsch, aber rächt Euch dann doch an mir?«
David trat vor, er hatte genug. Wütend funkelte er seinen Vater an. »Dafür stehe ich mit meinem Leben ein, Nadja«, sagte er laut. »Du stehst unter meinem Schutz.«
»Und meinem!«, fügte Rian hinzu. »Mein Leben sollte Euch das wert sein, Vater, jeden Wunsch Nadjas zu erfüllen; egal, wie sehr Ihr ihn missbilligt.« Für einen Moment glitt ihr Blick in die Ferne, und Grauen huschte über ihr Gesicht. »Ihr habt keine Vorstellung, was sie durchmachen musste.«
»Halb so wild«, winkte Nadja ab, die sich gar nicht mehr daran erinnern wollte. »Also gut, dann ... bitte ich um die Aufhebung
Weitere Kostenlose Bücher