Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
bereits durch seine Unterlagen, um herauszufinden, wer die Contes wirklich waren. Das verschafft mir wahrscheinlich ein zweites Sachbuch und nicht weniger Erfolg.«
Nadja blickte ihn fragend an, dann hakte sie sich bei ihm unter und zerrte ihn in die Kneipe. Der Februar war heute sehr unwirsch, fegte durch die Straßen und Toms blondes Wuschelhaar und drohte durch aufgetürmte Wolken mit Schnee.
Während des Essens plauderten sie über allgemeine Dinge und waren schon beim Espresso angekommen, als Tom sagte: »Aber jetzt endlich zu dir. Was bedrückt dich?«
»Ach, nichts ...«
»Naaadja.«
»Schon gut!« Sie hob lächelnd die Hand. »So schlecht kann ich mich verstellen?«
»Ein bisschen kenne ich dich inzwischen. Deine Stirn ist umwölkt, und deine Augen sind nicht so klar wie sonst. So ähnlich hast du ausgesehen, als wir uns kennenlernten. Das ist nicht der normale Katzenjammer, seit David weg ist.«
»Na ja ... jetzt ist irgendwie sogar Robert weg.«
»Dein Freund, der Fotograf? Der die tollen Bilder von Boy X gemacht hat und jetzt an seinem großen Roman schreibt?«
»Ja. Er ist in York dieser Frau begegnet und seitdem wie isoliert. Ich kann ihn nicht mehr erreichen. Sie sind gerade auf der Isle of Man, wo sie angeblich geboren wurde, aber ich kann nichts über sie herausfinden.«
Tom runzelte die Stirn, und seine blauen Augen funkelten. »Du spionierst ihm nach?«
Die Missbilligung in seinem Tonfall machte den Kaffee bitter. Nadja stellte die Tasse wieder hin. »Nun, ich ... ich spüre, dass da was nicht stimmt«, verteidigte sie sich. »Mein journalistischer Instinkt sagt mir das, verstehst du?«
»Und das ist nicht etwa Eifersucht?«
»Was? Nein. Ich meine, natürlich liebe ich Robert als Freund, aber nicht mehr. Wir haben zwei Jahre lang sehr eng zusammengearbeitet, und wegen seines Unglücks habe ich mich immer für ihn verantwortlich gefühlt.«
Tom zuckte die Achseln. »Na, dann lass doch die Frau sich für ihn verantwortlich fühlen.«
»Es ist nicht Roberts Art, so einfach auszusteigen«, blieb Nadja hartnäckig. »Und was ist, wenn sie eine Schwarze Witwe ist?«
»Nun mach aber einen Punkt. Falls ich zu viele Fantasyfilme gesehen habe, waren es bei dir eindeutig zu viele Krimis.«
»Aber
wenn?
«, fragte sie flehend.
»Ist denn bei Robert was zu holen?«
»Noch nicht. Aber bald. Sie hat ihn dazu gebracht.«
Bevor Tom etwas sagen konnte, fügte Nadja schnell hinzu: »Was ich hier mache, ist nicht fein. Das weiß ich selbst, aber es lässt mir keine Ruhe, okay? Wenn du mir nicht helfen willst, dann suche ich mir jemand anderen.« Sie machte Anstalten, aufzustehen.
Tom wedelte beschwichtigend mit den Händen. »He, brrr, ho, Pferdchen! Immer langsam. Wenn du gleich so ausrastest, musst du wirklich sehr besorgt sein. Also, wenn ich das richtig verstehe, glaubst du, dass Nicholas Abe dir weiterhelfen kann?«
Nadja nickte. »Wäre einen Versuch wert. Ich weiß nicht, was ich sonst noch machen soll, außer hinfliegen und sie geradeheraus fragen.«
»Nadja, du spinnst.« Tom winkte dem Kellner. »Glaubst du, Nicholas guckt in seine Kristallkugel und gibt Weissagungen von sich?«
»Lass mich einfach mit ihm reden, ja? Das bist du mir noch schuldig.«
»Und schwere Geschütze fährst du auch noch auf! Ja, ich weiß, dass ich meinen Erfolg nur dir verdanke.«
Nadja rieb sich die Stirn, auf einmal den Tränen nah. »Tut mir leid, das war echt blöd. Entschuldige.«
Sie war müde und gereizt. Es gab keine Spur von Fabio, Robert war ebenfalls nicht erreichbar, und was mit David war, entzog sich erst recht ihrer Kenntnis. Und zu allem Überfluss befand sich auch der Getreue irgendwo da draußen und brachte wer weiß was für ein Unheil über die Menschen. Nadja konnte nicht einfach dasitzen und abwartend die Hände in den Schoß legen. Sie
musste
herausfinden, wer Anne Lanschie war! Es war momentan wirklich die einzige Möglichkeit, sich zumindest über Robert Klarheit zu verschaffen.
Letztlich beruhigte Tom sich wieder und fand es richtig amüsant, dass Nadja sich für Nicholas Abe interessierte. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn schon viel früher erwähnt. Ich hab’ dich für bodenständiger gehalten.«
Er rief den Mystiker an, der daraufhin meinte, sie könnten gleich vorbeikommen. Er bekäme so selten Besuch, dass er deswegen bestimmt nicht aufräumen würde.
»Ich war auch mal bodenständiger«, sagte Nadja. »Aber Ignoranz bringt einen nicht weiter. Und hast nicht du
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