Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
er rau, drehte sich in ihren Armen und zog sie leidenschaftlich an sich.
Am Morgen erwachte Robert allein und fühlte sich leer und erschöpft. Nicht nur, dass Anne die Versöhnung immer aufs Neue feiern wollte, sie hatte ihn tatsächlich dazu gebracht, das Kapitel zu Ende zu schreiben. Mühsam stand er auf, streifte den Bademantel über und ging zur Küche, doch auch hier keine Anne. »Schatz?«
Suchend blickte er aus dem Fenster, ging vor die Tür und rief nach ihr. Dann merkte er, dass es bitterlich kalt war, und sprang eilig wieder hinein. Es regnete, ein perfekter Tag zum Arbeiten – nur wo war Anne? Der Wagen stand draußen, also konnte sie nicht weit sein. Es war ungewöhnlich, dass sie frühmorgens und allein einen Spaziergang unternahm. Robert hätte an diesem Morgen gern noch einmal mit ihr gekuschelt.
Er duschte, bereitete sich, immer noch im Bademantel, ein kleines Frühstück zu und ging dann mit einer dampfenden Tasse Kaffee in sein Arbeitszimmer. Der Stapel Papier wuchs, aber er würde sich auch weiterhin zurückhalten und nichts durchsehen. Dieses Vergnügen, die Nachbearbeitung, würde er sich wirklich erst dann gönnen, wenn der Schlusssatz geschrieben war. Das wäre, als läse er ein neues Buch, und er war gespannt darauf.
Der kleine Uhrzeiger stand auf der Zehn. Also konnte er jetzt Nadja anrufen und ihr vom neuesten Stand der Dinge berichten. In spätestens drei Wochen
musste
er auf einen Kurztrip nach München; nachdem sie in den letzten zwei Jahren fast jeden Tag miteinander verbracht hatten, vermisste er seine Freundin sehr. Außerdem machte er sich Sorgen um sie.
Wo ist mein Handy?
, dachte er verdutzt. Wenn er außer Haus ging, trug er es immer mit sich, und im Haus lag es neben dem Laptop auf dem Schreibtisch. Robert suchte alles ab, stellte das ganze Haus auf den Kopf, doch das Handy blieb verschwunden. Wie sollte er jetzt Nadja anrufen? Er kannte weder ihre Festnetz- noch ihre Handynummer auswendig, und hier unten konnte er nicht ins Internet. Genau das war Anne wichtig gewesen: keine Ablenkung. Robert fluchte laut. Er konnte nur hoffen, dass Nadja auf die Idee kam, hier im Festnetz anzurufen, wenn sein Handy sich als nicht erreichbar meldete. Aber wo konnte er es nur verloren haben? Das war ihm noch nie passiert!
Nun ja, das würde sich schon klären. Er konnte nach Douglas fahren und in ein Internetcafé gehen, dort fand er zumindest Nadjas Festnetznummer heraus. Nur ein wenig Geduld. Zuerst wollte er warten, bis Anne zurück war, und dann mit ihr gemeinsam in die Stadt fahren. Bis dahin könnte er ein bisschen arbeiten.
Gegen Mittag machte er eine Pause, schaltete in der Küche das Radio ein und setzte sich mit einem frischen Kaffee an den Tisch. Der lokale Sender brachte aktuelle Popmusik, vermischt mit Folk, und reicherte das Programm mit zumeist recht witzigen Kommentaren und Nachrichten aus der Gegend an: wessen Kuh die meiste Milch produzierte, welche Nachbarin gerade niedergekommen war und was es so an Klatsch und Tratsch gab. Obwohl gleich draußen vor der Haustür, war die Isle of Man für ihn immer noch eine fremde Welt.
Robert schreckte hoch, als die Musik plötzlich von dem aufgeregten Moderator unterbrochen wurde. »Soeben wurde bekannt, dass Padraigh Donnelly, genannt der Ire, bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist! Er starb noch an der Unfallstelle durch hohen Blutverlust. Und das ist noch nicht alles: Zwei seiner Freunde, Nat Mitchell, genannt Knüpfer, und Sandy Wandman, genannt Schrauber, erlitten gleichzeitig und aufgrund bisher unbekannter Umstände einen Schock. Sie mussten in die Klinik eingeliefert werden und liegen seither im Wachkoma. Verständlicherweise ist hier alles in Aufruhr, die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Wenn einer von euch Hörern da draußen Näheres zu diesem Unfall oder über Nat und Sandy weiß, soll er sich bitte umgehend bei der Polizeiaußenstelle von Baldrine melden. Oder ruft bei mir an! Meine Nummer ist ...«
Die Ziffern schwirrten an Robert vorbei. Blass und wie gelähmt saß er da. Das konnte einfach kein Zufall sein.
Und das Wachkoma konnte vor allem nur eines bedeuten:
Der Getreue ist hier!
Aber das hieß auch ... Robert schoss hoch und rannte hinaus in die Kälte. Kopflos und in panischem Schrecken lief er durch den Schneeregen, mit nichts als Hausschuhen, Unterhose und Bademantel am Leib. »Anne!«, schrie er. »
Anne!
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5 Der Mystiker
Das Interview war im Kasten, das Geschäftliche erledigt, und Nadja
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