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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zeichneten sich die Schatten von einem guten Dutzend bewaffneter Römer ab. Die Soldaten zerschnitten die Bahnen und drangen mit wildem Kampfgeschrei gegen uns vor.
    Ich unterdrückte den tief sitzenden Zorn, diese verfluchte Geißel meines Menschseins, und bemühte mich, so elfisch wie möglich zu denken und zu handeln. Ein kurzer Hieb mit Guirdach, und einer der Soldaten stürzte entseelt zu Boden. Eine Körpertäuschung, ein Stich in die Leibesmitte des nächsten Gegners, in die Lücke zwischen zwei Metallstreifen des Brustpanzers, ein Tritt gegen das Knie des dritten Römers. Ich nutzte den Platz, den ich mir binnen weniger Augenblicke geschaffen hatte, und stellte mich neben Pieva, der wie ich mit elfischem Grimm kämpfte. Gemeinsam schlugen wir eine Bresche in die Reihen der nachrückenden Soldaten. Wir trieben sie vor uns her und zerstörten die Befestigungen der Planen, sodass sie sich unter dem einstürzenden Zelt begraben fanden. Gefangen in ihrer eigenen Falle.
    Ich stieß Pieva an und deutete auf Viriatus, der sich nahe dem kleinen Hügel verzweifelt gegen mehrere Fangnetze und Fallstricke wehrte. Er kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung, konnte sich aber kaum noch bewegen. Die Römer hieben mit den flachen Seiten ihrer Schwerter auf ihn ein, schmähten ihn und schleppten ihn wie ein Stück Vieh hinter sich her.
    Mit lautem Gebrüll eilten Pieva und ich Viriatus zu Hilfe; jeden Mann, der uns in die Quere kam, metzelten wir nieder. Es gab kein Überlegen mehr, keine Furcht, keine Gnade. Nicht dort, nicht in jenem Moment.
    Ringsum herrschte Chaos. Speere wurden geworfen; weitere Wolken an Pfeilen zischten hoch durch die Luft, manche von ihnen brannten lichterloh. Todesschreie von Mensch und Pferd drangen an mein Ohr. Unser Begleittrupp wurde von einer Überzahl an Kämpfern abgeschlachtet, die wie Wellen in der Meeresbrandung gegen die Celtibarra schlugen.
    Dann erreichten wir die Entführer. Guirdach pfiff durch die Luft, tat seine blutige Arbeit wie niemals zuvor und fällte die römischen Soldaten wie dürre Sträucher. Ich spürte keine Erschöpfung, keine Müdigkeit, nur noch den tief in mir brennenden Hass. Alles, was in mir steckte, gab ich her und wütete wie ein Berserker. Binnen weniger Sekunden hatten wir Viriatus aus seiner misslichen Lage befreit, auf die Beine gestellt und ihm das Schwert eines Toten in die Hand gedrückt. In seinen Blicken sah ich keine Dankbarkeit, sondern nur ebenso großen Zorn wie in den meinen.
    Wir nutzten einen Moment der Ruhe, um Atem zu schöpfen und die Lage zu sondieren. Viriatus, Pieva und ich waren getrennt von unseren Begleitern, deren kümmerliche Reste soeben von berittenen Römern in die Zange genommen und besiegt wurden. Noch immer stürzten von allen Seiten Soldaten herbei, als gäbe es irgendwo ein unerschöpfliches Reservoir.
    Galba stand, von einer Leibwache umgeben, nahe dem vordersten Haus von Cituvia. Fröhlich grinsend winkte er uns zu und verstärkte den Hass in meiner Seele noch mehr. Ich fühlte nur noch den einen Wunsch: ihn zu töten.
    Bis ich die beiden Begleiter sah, die aus dem Schatten eines Hauses zu ihm traten. Zwei schafsköpfige Riesen, deren Augen wie Feuer brannten und denen heißer, dampfender Atem aus den Mündern drang.
    Bellona und Quirinus, die beiden Götter.
    Zu dritt traten wir an, gegen einen mehr als hundertköpfigen Gegner, dem die Größe seiner Verluste vollkommen egal zu sein schien. Die beiden römischen Götter und Galba wollten uns tot sehen. Wann immer es die Gelegenheit erlaubte, blickte ich zu Bellona und Quirinus. Die Annuna labten sich an der Schlacht. Breitbeinig standen sie da, die haarigen und muskulösen Beine tief in die Erde gerammt. Ihre Körper zuckten in Ekstase. Sie bezogen ihre Kraft aus dem Leid der Menschen, saugten Blut aus dem Boden und erquickten sich daran. Mit jedem Römer, den wir töteten, verstärkten wir ihr Lustgefühl.
    Der Praetor hatte niemals beabsichtigt, einen Handel mit den Celtibarra einzugehen. Seine Götter hatten ihn gelenkt, hatten auf diesen einen Tag hingearbeitet, um eine Schlacht zu schlagen, die den Boden vor Cituvia blutrot färben sollte. Bellona und Quirinus wollten in den Genuss kommen, sich mit ihren unerklärlichen Kräften an zwei sterbenden Elfen zu laben. Sie wussten, dass der Sieg teuer erkauft sein würde; doch was scherte es sie? Ihr Lustgewinn würde noch größer, noch ekstatischer werden.
    Ich hätte aufhören und den tödlichen Hieb freudig akzeptieren

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