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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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blutiges Unterhemd zu fassen. Ich richtete mich auf und beugte mich über die Reling. Mühsam glich ich die Schwankungen des Schiffs aus und zog den Leib des Mannes an Bord.
    Es war Viriatus. Der Lusitanier zeigte keine Regung, sein Leib fühlte sich kalt an. Ich ließ mich auf den Mann fallen und presste ihm, so kräftig es ging, auf Magen und Brust. Wasser drang aus seinem Mund. Ich drückte ihn in eine Seitenlage und schob seinen Kopf in den Nacken, so lange, bis keine Flüssigkeit mehr hochkam.
    Ich erinnerte mich an das Wissen der Heilelfen meiner Heimat. Sie retteten einen Ertrinkenden, indem sie das Leben in ihn zurückhauchten und all den Todesdunst, der bereits in seinen Leib vorgedrungen war, aufsogen. Also stülpte ich meinen Mund über den von Viriatus und tat so, wie man es mich gelehrt hatte. Konnte ich den Funken erspüren, der noch im Körper des Lusitaniers steckte und lediglich darauf wartete, von Neuem angefacht zu werden? Ich musste durchhalten, musste weitermachen ...
    Plötzlich riss Viriatus die Augen auf. Er schnappte nach Luft, erbrach weiteres Wasser. Ich hob seinen Oberkörper an und klopfte ihm auf den Rücken, bis er endlich wieder zu Atem fand. Er keuchte, krächzte und klammerte sich an dem langsam in ihn zurückströmenden Leben fest.
    Das musste genügen. Ich konnte mich nicht weiter um den Lusitanier kümmern, denn das Boot näherte sich dem Ufer. Römische Soldaten warteten dort, am Ende des Saumpfades, mit gezückten Schwertern und laut brüllend. Sie waren herabgestiegen, trauten sich angesichts des tobenden Unwetters aber nicht, eines der anderen Boote zu holen, um uns zu verfolgen.
    Den Blick auf die Soldaten und die beiden Annuna-Götter gerichtet, kämpfte ich um unser Leben. Bellona und Quirinus beobachteten uns aufmerksam und warteten auf den geringsten Fehler.
    Irgendwann blendete ich den Schmerz aus. Ich achtete nicht mehr auf blutig gerissene Finger, auf jene nutzlosen Klumpen, die einmal meine Hände gewesen waren. Automatisch machte ich weiter, immer weiter, bis die Uferlinie nur noch ein Strich am Horizont war. Das Gewitter hielt uns umfangen, doch aus irgendeinem Grund beschloss das Schicksal, mir und Viriatus das Leben zu schenken. Die Winde trieben uns weiter westlich, weg von den Römern, einer trügerischen Sicherheit entgegen.
    Als ich zurückblickte, sah ich Bellona – und dieses Bild brannte sich auf ewig in mein Gedächtnis. »Wir sehen uns wieder!«, schrie sie von den Klippen herab durch den Lärm und winkte mir zu. Als wolle sie sich verabschieden.

5 Auf Heldenreise – Teil Zwei
    Da ist er also«, murmelte Grog, »der Ley-Knoten.«
    Seine Stimme hörte sich an, als rieben Glassplitter unter starkem Druck gegeneinander. So klang er immer, wenn er besonders angespannt war.
    Menschen drehten sich um und suchten nach dem Verursacher des Geräuschs. Es bereitete ihnen Zahnschmerzen. Doch sie würden ihn und Pixie nicht finden, denn die beiden Wesen aus der Anderswelt bevorzugten es, unsichtbar zu bleiben.
    Mit der typischen Hast der Menschen hetzten die Pariser weiter. Sie kannten keine Ruhe und keine Muße. Sie eilten die Treppen vor dem Louvre hinauf und hinab, ohne auch nur zu ahnen, dass sich dort ein magischer Brennpunkt befand, der das Schicksal mehrerer Welten beeinflusste.
    »Wir sollten nicht näher an den Ley-Knoten herangehen«, sagte der Pixie und zog ängstlich an Grogs Arm.
    »Wir
können
nicht näher an den Ley-Knoten herangehen«, berichtigte der Grogoch. »Denk an den eingemauerten Stab des Getreuen. Wenn wir es schafften, näher an ihn heranzukommen, würde uns seine Kraft töten.«
    »Gut! Damit ist unser Auftrag erledigt.« Pirx atmete tief durch. »Wir haben Paris besucht, der Getreue ist nicht da; alles ist so, wie wir es das letzte Mal gesehen haben. Verschwinden wir wieder. Knipsen wir ein Foto als Beweis dafür, dass wir hier gewesen sind, und dann machen wir uns auf den Weg zurück nach München. Ich hörte, dass der Nachtzug rote Grütze geladen hätte. Zwei Waggons voll mit prächtiger knallroter Grütze. Mjam ...«
    Grog hieb seinem Begleiter über die Mütze, sodass sie weit über das vorwitzige Gesicht des Kleinen rutschte. »Still, du Quälgeist!«
    »Pixies sind keine Quäl-, sondern stubenreine Hausgeister, die bestenfalls ein wenig lästig werden, wenn man sie nicht ausreichend mit Milchprodukten versorgt! Beleidige mich gefälligst nicht, du ... du ...«
    »Sei still, sagte ich! Und überhaupt: Wie sollen wir diesen Ort

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