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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bleibt hier.«
    »Ich akzeptiere deinen Willen«, sagte ich und verbarg meine Enttäuschung. »Aber sag mir: Warum willst du mir helfen?«
    Flavia schlug mit einem Haselnussstrauch auf mich ein. Bauch und Brust brannten, die Haut färbte sich rot.
    »Hast du während der Überfahrt mit Sicilla gesprochen?«, wechselte der Alte plötzlich das Thema.
    »J ... ja.«
    »Gefällt sie dir?«
    »Sie ist klug und gefällig, und sie hat etwas ganz Besonderes an sich«, antwortete ich ausweichend.
    »Also nein«, sagte Gaius Albus und seufzte laut auf.
    »Wie bitte?«
    »Sie ist nicht die Frau, die dir dein Leben versüßen könnte, nicht wahr?«
    »Leider nein«, gab ich zu. Flavia klatschte mehrmals mit voller Wucht über meinen Rumpf und Oberschenkel. Ihre Augen funkelten wütend, als sie nasse und heiße Tücher auf meinen malträtierten Leib legte.
    »Ich hatte es mir so sehr gewünscht ...«
    Der Römer stand mit einem Ruck auf. Mit einer herrischen Handbewegung verscheuchte er die beiden Frauen. »Folge mir«, sagte er und zog mich mit sich. Mein erhitzter Körper reagierte träge auf die unerwartete Bewegung. Mir schwindelte.
    Gaius Albus führte mich durchs Heißbad; sekundenlang verlor ich inmitten schweißtreibenden Dampfes die Orientierung. »Du musst entschuldigen«, sagte er brummig, »aber Flavia ist seit Jahrzehnten in meinem Haus. Sie liebt meine Kinder, als wären es ihre eigenen. Und sie kann es nicht leiden, wenn ihnen Schmerz zugefügt wird. Ich wollte in ihrer Gegenwart nicht weiterreden.«
    »Mir liegt es fern, deine Töchter in irgendeiner Form zu kompromittieren«, sagte ich steif.
    Gaius Albus seufzte. »Ich habe einen Traum«, sagte er. »Einen Traum, in dem ich von vier Töchtern, deren Männern und einer Schar von Enkelkindern umgeben bin. Doch meine Kinder sind längst im heiratsfähigen Alter, und sie tun mir nicht den Gefallen, meine Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen. Sie haben Affären, von denen ich nichts wissen dürfte, und sie vergnügen sich auf unschickliche Weise.« Er sah mich an. »Mit Ausnahme der Jüngsten übrigens.«
    Mein Herz klopfte laut. So laut, dass ich befürchtete, er würde es hören.
    »Du wärst der Richtige, um Sicilla zu bändigen; dessen bin ich mir sicher«, fuhr Gaius Albus fort. »Sie braucht eine starke Hand und jemanden, der ihr die Leviten liest. Ich hoffte inständig, du seiest mein Mann für sie.«
    »Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe, aber ...«
    »Mit einer Enttäuschung könnte ich leben, Fiomha. Aber wie soll ich dir verzeihen, dass du mir Julias Herz gestohlen hast?« Ich sah Verzweiflung in seinen Augen. »Sie ist mein Augenstern. Etwas ganz Besonderes. Anders als ihre Schwestern. Ein Geschöpf voll Liebreiz, Zärtlichkeit, Sensibilität und ungewöhnliche Ideen, die in einem Frauenkopf eigentlich gar keinen Platz finden sollten.« Er runzelte die Stirn. »Manchmal ist sie mir fremd. So fremd, als stammte sie aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt ...«
    Gaius Albus hatte die letzten Worte geflüstert, fing sich aber gleich wieder. »Wenn ihr etwas zustieße, würde ich es niemals verkraften. Ich wollte sie in die Hände eines Menschen legen, der sie vor den Widrigkeiten und Gefahren des Lebens beschützen kann. Stattdessen sehe ich einen Abenteuer suchenden Mann, einen Elfen, der mit traurigen Augen in die Welt hinausblickt und der dennoch den Wagemut, der in seinen Adern fließt, nicht verbergen kann. Du hast Großes vor, Fiomha aus der Anderswelt. Und du wirst niemals ruhig sitzen bleiben. Die Frau an deiner Seite wird altern, während du als ewiger Jüngling durch die Weltgeschichte reist. Sicilla hätte es verkraftet und ihr Schicksal auf sich genommen. Julia aber ...«
    »Es gibt Mittel und Wege, das Leben eines Menschen zu verlängern ...«, begann ich vorsichtig.
    »Das wäre eine künstliche Verlängerung«, widersprach Gaius Albus heftig. »Eine, die einem Angehörigen des Menschengeschlechts nicht zusteht. Und nicht zugemutet werden sollte!«
    Ich hätte ihm sagen können, dass auch er aufgrund seines täglichen Badeausflugs älter als seine Artgenossen geworden war. Doch ich verzichtete darauf. So aufgeklärt der Römer auch wirkte – gewisse Grenzen durfte ich nicht überschreiten.
    »Ich liebe Julia«, sagte ich leise.
    »Nachdem du sie ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hast?«
    »Mir ist, als kenne ich sie schon seit langer Zeit. Sie ist mir unendlich vertraut.«
    Gaius Albus seufzte. Seine Schultern fielen

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