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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wüsstest, wie es zwischen Julia und mir ist! Wir teilen alles miteinander, wir haben dieselben Vorlieben, und wir harmonieren, als wären wir ein Wesen.«
    »Mag sein.« Victorius Secundus setzte sich auf einen wackligen Holzstuhl, den er sich neben den Eingang seiner Hütte gestellt hatte. »Doch ich bin dein Arzt, Fiomha. Es ist meine Pflicht, dich auf Gefahren aufmerksam zu machen. So, wie ich es stets tue, bevor ich eine Operation beginne.«
    »Ich nehme es zur Kenntnis.« Ich war das Gespräch leid. Die Arbeit rief. Kanäle, die wir geplant hatten, gehörten ausgehoben und von nachrutschendem Sand befreit.
    »Ich will dich nicht aufhalten, Elf. Sicherlich hast du Dringenderes zu tun, als einem alten Mann zuzuhören, der sich womöglich umsonst sorgt. Aber erinnere dich daran, wie du dich fühltest, bevor du Julia fandest. Du darfst es nicht noch einmal so weit kommen lassen!«, bat er inständig. »Der Wahnsinn ist ein hinterlistiges Geschöpf. Es lauert meist an unerwarteten Orten und schlägt dann zu, wenn wir es am wenigsten erwarten.«
    »Es ist gut, Victorius.« Ich tat seine Bedenken mit einer Handbewegung ab. »Ich habe alles unter Kontrolle. Und sei dir dessen versichert: Ich lasse es ganz gewiss nicht zu, dass Julias und mein Glück getrübt wird. Da mag kommen, wer will.«
    »Na schön, Fiomha.« Der Arzt wandte sich dem offenen Meer zu. Er blinzelte kurzsichtig und rieb sich nachdenklich über die grauen Bartstoppeln. »Denke stets daran: Dein Leben gleicht einem Lauf über viele Meilen. Du musst dir deine Kräfte gut einteilen. Sonst hältst du dein rasches Tempo nicht durch.« Victorius Secundus griff nach einer Tonschüssel und legte einen der toten Marder hinein. Mit einem scharfen Messer schnitt er das Tier der Länge nach auf. Ich sah dunkles, fast schwarzes Blut austreten. Von einem Augenblick zum nächsten schien der Alte mich vergessen zu haben.
    Ich wandte mich ab und ging davon. Der Tag war viel zu schön, um ihn sich von einem grummeligen Eigenbrötler zerstören zu lassen.
    Ich erwachte von einem Geräusch, das ich nie zu hören gehofft hatte. Der blecherne Klang eines bronzenen Gongs hallte durchs Lager. Schnell sprang ich hoch, raffte meine Kleidung zusammen und trat aus der Hütte. So wie ich torkelten weitere schlaftrunkene Männer und Frauen ins Freie.
    Ein Wächter schrie: »Alarm!« Er rannte mit gezogenem Breitschwert an mir vorbei, blickte orientierungslos nach links und nach rechts. »Wir werden angegriffen!«, rief er panisch. »Zückt die Waffen, bemannt die Posten!«
    Ich sah mich um, konnte jedoch keine unmittelbare Gefahr erblicken. Nur Chaos, das dieser Idiot ausgelöst hatte. Ich tat zwei Schritte auf den Wächter zu, packte ihn und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Verdattert blickte er mich an. »Komm zur Ruhe, Mann!«, sagte ich so beherrscht wie möglich. »Was ist geschehen? Was hast du gesehen?«
    »G ... gar nichts!«, stammelte er und fuchtelte mit ausgestrecktem Waffenarm in Richtung Norden. »Cassius der Bucklige hat den Alarm ausgelöst. Ich dachte, es wäre das Beste, wenn ich das Lager so rasch wie möglich weckte.«
    »Ohne zu wissen, was vor sich geht, du Narr?« Ich rüttelte ihn anständig durch. »Sieh doch, was du angerichtet hast! Alles rennt wie aufgescheuchtes Federvieh umher. Niemand weiß, was eigentlich vor sich geht!« Ich stieß ihn unwirsch zu Boden. Mein Herz schlug laut und lauter. »Wo, bei den Göttern, finde ich diesen Cassius?«
    »Beim Wachtturm nahe der Anlegestelle«, sagte der Wächter.
    Ich sah mich um und erblickte Antonius. Er redete energisch auf einen seiner halbwüchsigen Söhne ein und riss ihm soeben das Kurzschwert aus der Hand.
    Mein Pfiff übertönte kaum das Geläut, die Zurufe und das Stimmengewirr. Doch der Veliner kannte mein Signal. Er ließ seinen Sohn stehen und kam herbeigeeilt.
    »Sieh zu, dass du die Leute beruhigen kannst«, sagte ich. »Sie sollen sich sammeln, wie für den Ernstfall besprochen, und auf weitere Kommandos warten. Suche Barchoil! Er wird dir helfen.« Ich überlegte kurz. »Vorgestern ist dieser Schrillzwerg im Lager angekommen, nicht wahr? Er ist fast taub und schläft sicherlich noch. Weckt ihn auf. Er soll deine Anordnungen weitergeben; niemand wird dir dann noch widersprechen. Hast du alles verstanden?«
    »Ja, Herr!« In dieser Stunde der Angst fiel er in eine Unterwürfigkeit zurück, die ich nicht mochte. Doch das kümmerte mich derzeit nicht. Meine Gedanken waren ganz woanders. Ich

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