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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Barbaren. Gerüchteweise sammelten sich mehrere Gruppen dunkelhäutiger Vandalen nordwestlich der Lagune. Auch von weiteren Stämmen gemischter Herkunft war die Rede, die ein Auge auf unsere Lager geworfen hatten. Doch wir waren sicher. Der Kampfkraft der Elfen, Zwerge, Menschen und aller anderen Geschöpfe, die sich um mich geschart hatten, konnten die wandernden Völker nicht beikommen.
    Seit Beginn des milden Winters stießen mehr und mehr Bewohner der Elfenwelt zu uns. Sie hatten ihre Zweifel an meinen hochtrabenden Plänen abgelegt und packten mit an. Die kritischen Stimmen wurden immer weniger. Wir zeigten den Zweiflern, was alles möglich war, wenn Menschen und Elfen zusammenarbeiteten. Schon träumte ich davon, die noch immer namenlose Stadt zu einem Fanal der Vernunft, zum Lichtbogen inmitten eines dunklen Zeitalters zu machen.
    Wir erreichten Tre Montana, eine kleine Insel in unserem wachsenden Geflecht aus Siedlungsplätzen. Ich fühlte mich wie berauscht von den energetischen Linien unter meinen Beinen. Sie schenkten Kraft und Zuversicht, und sie schufen eine Atmosphäre, deren Anziehungskraft man unmöglich widerstehen konnte. Irgendwo entlang dieser Hauptlinie, so plante ich, würde mein eigenes Refugium entstehen. Julias Lebenszeit sollte, von den verborgenen Energien gestärkt, gestreckt werden. Eine Liebe, die so stark war wie unsere, durfte nicht so einfach nach nur wenigen Jahren oder Jahrzehnten enden.
    Antonius, der Veliner, begleitete mich. Ich zeigte ihm, wo die Stämme abgeladen werden sollten, dann wandte ich mich Victorius Secundus zu, der als erster wirklicher Siedler der Lagunenstadt galt. Bereits im Herbst war er nach Tre Montana gezogen und hatte auf einer der drei kleinen Anhöhen der Insel seine Zelte aufgeschlagen, noch bevor wir überhaupt Pläne entworfen und mit den Rodungsarbeiten begonnen hatten. Mitsamt seinem reichhaltigen medizinischen Gerät residierte er seitdem hier, umgeben von einer stetig größer werdenden Sammlung sezierter Lurche, Frösche, Schweine und Hunde, die er in Alkohollösungen frisch hielt.
    »Diese Proben zeigen mir, wie das Körperinnere vieler Tiere aufgebaut ist und wie Leben funktioniert«, hatte er mir erklärt. »Ich führe Versuchsoperationen aus, um zu wissen, wie ich später bei Menschen vorgehen muss.«
    »Tiere sind Tiere, und Menschen sind Menschen«, widersprach ich.
    »Auch der Mensch ist, was seinen inneren Aufbau betrifft, wie ein Tier«, hielt er mir entgegen. »Wenn du wüsstest, welche Ähnlichkeit eine Sau mit dir oder mir hat ...«
    Ich sagte nichts mehr. Wir bewegten uns auf dünnem Eis. Viele seiner Ärztekollegen beharrten auf dem Standpunkt, dass der Mensch heilig und die Öffnung seines Körpers unzulässig sei. Victorius Secundus hatte sich über diese Konventionen hinweggesetzt und Dinge getan, die sich besser nicht herumsprachen. Selbst in einer so offenen Gesellschaft wie der unseren mochte es Neider oder religiöse Eiferer geben, denen wir kein Futter zur Kritik liefern wollten.
    »Warum wolltest du mich sprechen?«, fragte ich ihn.
    »Ich möchte wissen, wie es dir geht.« Der Arzt griff nach einem Wasserkrug und trank mit langen Zügen. Meine Heilelfen hatten ihn von seiner Alkoholsucht geheilt.
    »Ausgezeichnet«, gab ich zur Antwort. »Julia ist mein Lebenselixier.«
    Victorius Secundus lächelte. »Ihr Elfen neigt zum Überschwang. Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt – andere Zustände kennt ihr wohl nicht.«
    »Mag sein, Heiler. Aber ich habe wohl das Recht auf ein wenig Glück.«
    Wir erreichten die Anhöhe, auf die Victorius seine einfache Hütte gesetzt hatte. Marder und Füchse hingen an Lederschnüren vom Strohdach herab. Sie drehten sich im Wind und stießen immer wieder gegeneinander. Blicke aus glasigen Augen schienen mich zu verfolgen. Dünne, gestockte Blutfäden zogen sich durchs Fell der toten Tiere. Dicke Fliegen kreisten wieder und wieder um die Leichen.
    Ich verkniff mir die Frage, was Victorius Secundus mit den Kadavern vorhatte. Sicherlich waren sie Teil seiner Studien.
    »Glück ist ein zweischneidiges Schwert«, sagte der Arzt. »Es versetzt dich in Euphorie und lässt dich Emotionen mit unerwarteter Tiefe erleben.« Er seufzte. »Doch wir denkenden Wesen sind nicht dafür geschaffen, das Glück für alle Zeiten festzuhalten. Weder ihr Elfen noch wir Menschen. Irgendwann kommt dann der Augenblick der Enttäuschung, der Ernüchterung ...«
    »Niemals!«, widersprach ich empört. »Wenn du

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