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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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beispielgebend gepriesen werden sollte.
    Trotz eines weitgehend reibungsfreien Nebeneinander zwischen den Völkern mehrerer Welten verschob sich das Gleichgewicht allmählich zugunsten der Menschen. Ihre Hast und ihre Gier drückten aufs Gemüt der Elfen. Menschen wollten in kurzer Zeit so viel wie möglich erleben; sie nahmen sich niemals die Muße, innezuhalten und komplizierte Situationen mit der nötigen Distanz zu beurteilen.
    Dieses Venedig war nicht länger meine Heimat. Dennoch fiel es mir schwer, loszulassen und Abschied zu nehmen. Nächtens wanderte ich durch die Straßen und bemühte mich, festzuhalten, was ich für schön und gut befunden hatte. Ich erinnerte mich an die einstmals unberührte Lagunenlandschaft, an das unbeschwerte Leben, das wir geführt, an die guten Freundschaften und all die Hoffnungen, die wir gehegt hatten.
    Julia.
    Ihr Bild verschwand allmählich. Es erlosch, wurde von den Energielinien unter meinen Füßen aus meinem Bewusstsein gebrannt. Sosehr ich mich auch dagegen wehrte – der elfische Teil in mir hieß mich, vorwärts zu schreiten, neue Ziele abzustecken.
    Victorius Secundus, der Feldscher, hatte recht gehabt. Mein Leben war kein kurzatmiger Sprint. Ich musste mir meine Kraft mit Bedacht einteilen.
    Ich studierte die Bücher der alten Griechen, des jüdischen Volkes und auch der vorchristlichen Römer; ich holte Auskünfte bei alten Elfen ein. Je länger ich nach Hinweisen über wandernde Seelen suchte, desto sicherer wurde ich mir, dass ich Estella – beziehungsweise Julia – wiederbegegnen würde. Es war uns vorherbestimmt. Es musste so sein.
    Doch wie oft hatte ich sie schon verpasst? War die Seele nach dem Tod ihrer leiblichen Hülle etwa auf ein neugeborenes Geschöpf übergegangen? Lebte sie in einem anderen Land, auf einem anderen Kontinent, von derselben unstillbaren Sehnsucht wie ich getragen, die kaum eine Chance auf Erfüllung hatte?
    Es ergab keinen Sinn, wenn ich in Venedig blieb. Ich musste mich aktiv auf die Suche nach meiner Geliebten begeben.
    Und was dann? Gesetzt den Fall, ich machte Julia ausfindig – wie sollte ich verhindern, dass sie mir wieder entrissen wurde? Eine dunkle Wolke hing über mir und verfolgte mich auf Schritt und Tritt. Auch durfte ich nicht ausschließen, dass sich Bellona erneut an meine Fersen heftete. Solange sie lebte, würde die alte Göttin nicht zulassen, dass ich mein Glück bekam.
    Ich musste dafür sorgen, dass Julia, sobald ich sie fand, an einem sicheren Ort beschützt wurde: in der Elfenwelt.
    »Kommt gar nicht infrage!«, brüllte Fanmór. »Eine Menschenfrau hat hier nichts verloren.« Der Riese drehte sich ab und wandte mir seinen breiten Rücken zu. Sein Atem kam stoßweise, Muskeln traten gut sichtbar unter dem eng sitzenden Gewand hervor. »Die Zeit, da wir diesen Geschöpfen erlaubten, die Anderswelt zu betreten, ist endgültig vorbei.« Und leiser fuhr er fort: »Wir haben derzeit ganz andere Probleme. Es wird Krieg geben, befürchte ich. Erinnerst du dich an an den Namen
Gwynbaen?«
    »Die Weiße Frau? Die Königin der Sidhe Crain?«
    »Genau. Sie macht mir den Sitz des Hochkönigs streitig.« Nervös trommelte er mit den breiten, haarigen Fingern auf seinen Tisch. »Ich weiß nicht, welche Dämonen sie reiten, aber ...« Fanmór brach ab, als hätte er bereits zu viel verraten.
    Die Intrigen des Hochadels waren mir reichlich egal. Mein Kopf war besetzt mit meinen eigenen Problemen, nichts anderes hatte darin Platz.
    »Gwynbaen wird stark und stärker«, fuhr Fanmór ungewohnt offen fort. »Sie zieht kleinere Königreiche auf ihre Seite, mit List und Tücke macht sie sich andere Teile des Landes untertan. Welche Zauber sie auch immer benützen mag – sie hat Erfolg damit. Scharenweise laufen meine Leute zu ihr über.« Er fixierte mich mit düsteren Blicken. »Ich kann auf einen wie dich nicht verzichten.«
    »Auf einen
wie mich?
Ich verstehe nicht ...«
    »Ich habe deinen Weg auf der Erde verfolgt, Fiomha. Du hattest mehr Erfolg, als du dir vielleicht selbst zugestehst. Wenn jemand Elf und Mensch unter einem Dach vereint und sie dazu bringt, gemeinsam eine Stadt aus dem Boden zu stampfen, stecken wahrhaftig große Kräfte in ihm.« Mit einer herrischen Handbewegung hinderte er mich daran, ihn zu unterbrechen. »Ich weiß Bescheid über dein persönliches Schicksal. Es ist tragisch, keine Frage, und ich würde Bellona und die letzten überlebenden Annuna genauso gerne zur Rechenschaft ziehen. Ich habe selbst

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