Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
noch sehr dunkle Erinnerungen an die Bande ... Doch lassen wir das.« Fanmór legte einen seiner Arme schwer auf meine Schulter und zwang mich mit dieser scheinbar beiläufigen Geste auf eine hölzerne Bank. »Du sollst in meinem Auftrag durch die Lande reisen, Fiomha. Sorge dafür, dass sich so viele Wesen wie möglich unter meinem Banner sammeln. Nutze deine Stimme, deine Überzeugungskraft. Bring jene, die abtrünnig werden wollen, wieder auf Kurs und rekrutiere neue Truppen. Du musst mein Sprachrohr sein, Fiomha! Denn wenn ich verliere, ist auch die Anderswelt verloren. Die Weiße Frau wird keinen Stein auf dem anderen lassen, sollte sie den Sieg davontragen.«
    Meinte er es ehrlich? Lag ihm wirklich das Schicksal des Reichs am Herzen? Oder war er lediglich daran interessiert, seine persönliche Machtposition zu behalten und zu festigen?
    »Julia ...«
    »Ich will nichts mehr von diesem Frauenzimmer hören!«, schrie er mich unverwandt an. Speichel spritzte über mein Gesicht. »Hier und jetzt geht es um Wichtigeres als um das Schicksal einer einzelnen Frau!«
    Ich wollte widersprechen, wollte ihm meinen eigenen Zorn entgegensetzen. Doch ich konnte es nicht. Fanmór war zu ... stark. Er erdrückte mich nicht nur mit seiner Physis, sondern auch dank seiner psychischen Präsenz.
    »Ich ... ich ...«
    Abrupt ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. »Du bist ein Narr, Fiomha«, sagte er. »Du bist noch zu jung, um den Lauf der Welten zu durchschauen. Und du hast auf der Erde Erfahrungen gemacht, die dich verändert haben.
Zum Negativen
verändert haben.«
    Er weiß es!
, dachte ich panisch.
Er durchschaut mich und sieht die Seele, die ich in mir trage!
    »Natürlich weiß ich es«, sagte Fanmór, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Kein normaler Elf würde um Asyl für eine Menschenfrau betteln. Du bist
entartet

    Das letzte Wort spuckte er aus, als schmeckte es nach Kot. Für einen Augenblick meinte ich, hinter die Wut in seinen Augen blicken zu können. Ich glaubte, Angst zu sehen. Angst davor, dass mein Beispiel Schule machte. Dass ein Volk heranwuchs, welches die Eigenschaften von Elf und Mensch in sich vereinte.
    »Also schön«, sagte Fanmór nach einer Weile. Er wirkte nun müde. »Arbeite für mich, so, wie ich es verlange. Vereine die Völker unter meinem Banner, damit ich Gwynbaen eine Lektion erteilen kann. Wenn wir siegreich bleiben, denke ich über deinen Wunsch nach.«
    Mein Herz tat einen Sprung. »Ihr würdet ...«
    »Ich sagte: Ich denke darüber nach, der Sterblichen Asyl zu gewähren.«
    Nun, das war mehr, als ich erhoffen durfte. »Ich danke Euch, Hoher König«, sagte ich förmlich. »Ich werde Euch nicht enttäuschen.«
    Der Riese nickte mir zu. Sein Nesselholzstuhl kam herangeeilt. Die Blätter zupften an seiner Hüfte, als er sich auf das halb lebendige Möbelstück fallen und zurück zu seinem Arbeitstisch transportieren ließ. Meine Audienz war beendet. Und meine Chancen auf ein kleines Stück persönlichen Glücks waren intakt.
    Zuerst kümmerte ich mich um die Zentri-Grafen des Albengeschlechts und schwor sie in mühsamen Einzelgesprächen auf Fanmór ein. Es kostete mich viel Kraft, die vier Albinoiden von der Redlichkeit des Herrn des Baumschlosses zu überzeugen – und dennoch waren sie beileibe nicht die schwersten Brocken, die ich im Laufe der nächsten Jahre stemmen musste.
    Die Demiurgen der Nacht waren meine nächsten Gesprächspartner. Danach widmete ich mich einem alten Kentauren-Geschlecht, dessen Stammvater Gwynbaens Verlockungen erlegen war. Ich musste den bedauernswerten Kerl durch einen Zungenstich töten, um mein Ziel zu erreichen.
    Ins Land der Epigornen führte mich mein Weg. Dann zu den Flüsternden Furten, um das Endlose Wurmheer aus seinem Unterwasserschlaf zu erwecken und für Fanmór zu begeistern.
    Die Feenvölker Craighs wurden zu Opfern meiner Überredungskunst. An den Feuern des Fiaghann jedoch scheiterte ich; Gwynbaen hatte die schlangenähnlichen Zytisten in eine Trance versetzt, die sie gegen meine Einflüsterungen immun machten.
    Meine Rolle als Krieger ganz besonderer Art machte die Runde. Man nannte mich
Zauberzunge
, und mehr als einmal entkam ich nur durch Glück dem Attentatsversuch eines gedungenen Mörders.
    Indes formierten sich die Linien, auch wenn es keine einheitliche Front zu geben schien. Manche Ebenen des Kampfes zwischen Fanmór und Gwynbaen lagen im Unsichtbaren, im Unfühlbaren. Sie geschahen im Reich der Geisteskräfte

Weitere Kostenlose Bücher