Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
verständlich, oder?« Sie lächelte, und die Miene des Beamten hellte sich auf.
Auch der Mann mit der Anzeige schien es plötzlich nicht mehr so eilig zu haben, sondern stand einfach nur da und beobachtete fasziniert, wie Rian ihr Haar zurechtstrich und die Hände auf dem Tisch übereinanderlegte.
»Also, was müssen wir tun?«
Der Polizist nahm die Zeitung und überflog den Artikel, tippte dann etwas in seinen PC und studierte die Informationen, die dieser zurückgab.
»Er ist im pathologischen Untersuchungslabor der Universitätsklinik. Ihr müsst euch dort an Professor Doktor Stefan Lindström wenden, das ist der Leiter der Pathologie. Ich schreibe euch die Adresse und seine Rufnummer auf.« Er nahm einen Zettel und notierte etwas darauf, ehe er ihn Rian reichte. Sie dankte mit einem Lächeln, und sie verließen die Station wieder.
Wenig später saßen die Zwillinge bereits in einem Bus, der sie durch den trübgrauen Wintertag zum Universitätskrankenhaus brachte. Es war zugleich das Hauptkrankenhaus für die ganze Region und belegte daher mit seinen ineinander verschachtelten Hochhaustrakten eine Fläche, die fast an die des Universitätscampus heranreichte. Auf einer Infotafel nahe der Haltestelle suchten die Zwillinge den kürzesten Weg zum Laborzentrum.
Rian war erleichtert, als sie endlich aus dem immer dichter fallenden Schnee in den beheizten Eingangsbereich des Gebäudes entfliehen konnten, in dem die Pathologische & Zytologische Klinik lag. Fast stießen sie dabei in der Glastür mit einer in einen langen schwarzen Mantel gehüllten Gestalt zusammen, die ihnen mit gesenktem Kopf entgegeneilte. Der junge Mann, dessen Gesicht zur Hälfte von seinem schwarzen Haar verdeckt war, drückte sich im letzten Moment zur Seite. Er murmelte etwas und hob kaum den Blick, ehe er sich an ihnen vorbei nach draußen drängte und mit langen Schritten im Schneegestöber verschwand. Irritiert sah Rian ihm nach und wandte sich dann mit einem Achselzucken wieder ab.
Nachdem sie an der Rezeption ihren Wunsch vorgetragen hatten, musterte die Schwester sie missbilligend über den Goldrand ihrer Lesebrille hinweg und schüttelte den Kopf, dass die rotbraun kolorierte Dauerwelle in Wallung kam. Kurz wanderte ihr Blick zur Tür.
»Was denkt ihr denn alle?«, fragte sie Rian. »Dass der Herr Professor nur auf euch wartet? Die Leute können doch nicht einfach reihenweise ohne einen Termin hier hereinspazieren! Er ist ein viel beschäftigter Mann mit unzähligen Verpflichtungen und Aufgaben. Warum habt ihr nicht angerufen?«
»Wir sind ein wissenschaftlicher Notfall, sozusagen«, behauptete Rian kurzerhand. »Wir können dem Professor vielleicht ein paar Erklärungen dazu liefern, warum seine unidentifizierte Leiche von außen und innen verhärtet ist.«
Die sorgfältig nachgezogenen Augenbrauen der Dame wanderten hoch, und sie musterte die Zwillinge gründlich. »Ihr seid Wissenschaftler?« Unglaube sprach aus ihrer Stimme.
»Nicht direkt. Aber wir sind vertraut mit dieser Art von Phänomen.«
Ein blonder Mann von vielleicht Mitte dreißig trat neben Rian an den Tresen und legte einige Mappen ab. Er trug einen Arztkittel, und automatisch suchte Rian das Stethoskop, doch aus keiner Tasche schauten irgendwelche medizinischen Instrumente heraus.
»Habe ich gerade ›von außen
und innen
verhärtet‹ gehört?«, fragte er und ließ den Blick seiner hellblauen Augen zwischen Rian und der Rezeptionistin pendeln.
Die Dame nickte. »Ja, Stefan. Diese Leute wollen dich wegen des gestrigen N. N. sprechen.«
»Ah, unser Nils Nilsson.« Er lächelte. »Wenn ihr mir noch eine Viertelstunde gebt, bin ich für euch da. Mich interessiert, was ihr zu sagen habt, denn bisher wusste außer meinen Assistenten und mir niemand, dass die Verhärtung sich nicht nur über die äußere Haut erstreckt.« Er streckte Rian die Hand hin. »Stefan Lindström.«
»Rian Bonet.« Sie ergriff die Hand und erwiderte seinen festen Händedruck. »Und mein Bruder David.«
Dr. Lindström reichte auch dem Prinzen die Hand. »Sehr erfreut.«
Der Arzt wies mit einer Hand zu ein paar Stühlen um einen Tisch, der wohl den Wartebereich darstellte. Allzu viele lebende Patienten kamen wohl nicht hierher, oder wenn, dann mussten sie nicht lange warten.
»Setzt euch ruhig. Ich hole euch ab, sobald ich so weit bin, und dann gehen wir zusammen zu unserem Doppel – N. Eine Viertelstunde, höchstens eine halbe.« Er wandte sich der Schwester zu. »Irene, bring den
Weitere Kostenlose Bücher