Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Herztöter ... Ich dachte, es würde mir helfen, mich zu erinnern, wer ich wirklich bin. Was ich bin. Aber... « Sie ballte die Hände zu Fäusten und schloss die Augen. »Sie hat sie einfach zerstört, ohne die geringste Rührung. Nur mit Verachtung für mich. Aber sie ... sie ist
ich!
Wie kann sie das leugnen? Wie kann sie mich verachten? Wie kann sie mir mein Leben streitig machen?«
Ainfar erhob sich langsam und legte eine Hand an Gwynbaens Arm. »Es nutzt nichts, zu klagen. Ihr dürft nicht auf das Verständnis der Dunklen hoffen oder dass sie Euch einen Platz einräumt. Ihr müsst sie bekämpfen! Sie darf nicht mehr die Macht über Euch gewinnen, wenn sie erwacht.«
»Aber ... wie?« Sie starrte ihn an, ohne ihm ihren Arm zu entziehen.
»Ihr spürt sie in Euch, oder? Wo sie ihre Haken in Euch geschlagen hat, wo sie schlummert?«
»Es gibt einen dunklen Fleck...« Ein Schauer überfuhr sie, und Ainfar spürte, wie ihre Härchen sich unter seinen Fingern aufrichteten. »Dort muss sie sein.«
»Gut. Wir müssen Mauern um sie errichten, starke Mauern, die sie nicht durchbrechen kann. Ich helfe Euch mit aller Kraft, die mir zur Verfügung steht. Mit der Zeit, wenn sie keine Seelennahrung mehr erhält, mag sie schwächer werden, und irgendwann könnt Ihr sie ganz vertreiben!«
Gwynbaen nickte langsam. »Vielleicht hast du recht, vielleicht müssen wir den Kampf gegen sie aufnehmen.«
»Aber wir dürfen nicht zögern. Je länger wir warten, desto weniger Zeit haben wir, bis sie erwacht. Und sie darf nicht mehr erwachen, oder unsere Welt ist in Gefahr – alle Welten!«
»In Gefahr? Warum ... Was tut sie?«
»Sie versucht, von hier zu entkommen und die Macht über die Welt der Sterblichen an sich zu reißen. Aber in Wirklichkeit will sie sich Fanmór entgegenstellen, um sich zu rächen.«
»Der Krieg. Ich erinnere mich. Ich wollte doch nur das Beste ...« Heftig schüttelte sie den Kopf, als wolle sie die Gedanken und Erinnerungen abstreifen, die auf sie einstürmten. Einige Tupfenschlangen konnten sich nicht mehr in ihrem Haar halten und fielen zu Boden, wo sie sich wanden und unter den Diwan davonschlängelten. Einzelne goldene Strähnen lösten sich, sackten aus dem kunstvollen Haargeflecht der Königin und gaben ihr ein verlorenes und gehetztes Aussehen.
»Herrin«, flüsterte Ainfar, sank erneut vor ihr auf die Knie und ergriff ihre Hände. »Ich weiß, dass Ihr stets in gutem Glauben gehandelt habt. Und ich werde alles geben, alles tun, um Euch zu helfen. Aber lasst uns gleich beginnen, ich flehe Euch an! Zögert nicht!«
Gwynbaen sah auf ihn hinunter, direkt in seine flehenden Augen. Langsam ließ sie sich wieder auf den hinter ihr stehenden Diwan sinken, ohne ihm ihre Hände zu entziehen. Ihr Schultern strafften sich, und ihr Blick gewann ein wenig von der Entschlossenheit, die Ainfar sonst von ihrem anderen Selbst kannte.
»Also gut«, sagte sie. »Lass uns anfangen.«
Erleichterung schwemmte einen Teil der Anspannung weg, die Ainfar erfüllt hatte. Kurz lächelte er der Königin zu, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf, alle Kräfte zu sammeln, die er noch hatte, um sie der Königin in ihrem gemeinsamen Kampf gegen ihren dunklen Zwilling zur Verfügung zu stellen. Plötzlich spürte er einen leichten Druck an seinen Händen.
»Ariän?«
Der Tiermann öffnete die Augen. »Ja?«
»Wie ist dein richtiger Name?«
»Warum wollt Ihr das wissen?«
Sie senkte die Augen. »Jede Erinnerung, die ich mit diesen Momenten verbinde, mag ein rettender Anker für mich sein. Schenke mir deinen Namen als einen solchen Anker.«
Der Tiermann zögerte, dann seufzte er. »Mein Name ist Ainfar.«
Ainfar!
Sie schwebte hinter ihm, ein silbriger Schemen inmitten des sie umgebenden Goldlichtes, und deutete auf etwas. Ainfars Blick folgte ihrem Arm, und auch er erkannte es: einen dunklen, pulsierenden Fleck wie angelaufenes Metall, der an Korrosion und Zerstörung erinnerte. Er nickte.
Das muss ihr Ruheort sein.
Ein Gedanke schob ihn darauf zu, und er spürte, dass Gwynbaen neben ihm war, auch wenn er sie nicht mehr sah. Mit der Annäherung kam die Visualisierung dessen, wofür der Ort stand, an dem sie die Essenz Bandorchus vermuteten: Mauern aus schwarzem Kristall schälten sich heraus, wuchsen in alle Richtungen an, scheinbar endlos. Die Ähnlichkeit zu der Zitadelle, die sie in der Außenwelt geschaffen hatte, konnte kein Zufall sein.
Wieder spürte Ainfar Gwynbaens Manifestation neben
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