Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
sich. Er war in ihr, und sie war allgegenwärtig, aber damit sie gemeinsam erreichen konnten, weshalb sie sich in das Innerste der Königin versenkt hatten, gab sie sich gelegentlich Gestalt. Sie brauchten Bilder, um ihre Kräfte zu fokussieren, und mussten zugleich die Bilder ihrer Gegnerin kennenlernen. Wenn sie in Bandorchus Gedankenwelt eindrangen und sie dort bezwangen, hatten sie den Sieg errungen.
Die erste Hürde lag vor ihnen.
Ich habe ein Tor gefunden
, spürte er Gwynbaens Stimme in seinem Kopf. Ein sanfter Sog erfasste ihn, und er trudelte durch das Morgensonnengold davon. Im nächsten Moment fand er sich neben Gwynbaen wieder, in einiger Entfernung von einer Öffnung in der Mauer, die an einen tiefen Brunnenschacht erinnerte. Der Rand des Loches war von etwas glitschig Rotem, Zuckendem umfasst, das an einen bloßgelegten Muskel erinnerte.
Was ist das?
, fragte Ainfar.
Der Wächter.
Gwynbaen glitt langsam auf das Loch zu, und Ainfar folgte ihr. Das rote Gewebe begann zu zittern und blähte sich auf, als söge es die Luft ein, um sie zu schmecken. Dann, als sie nur noch wenige Schritte von dem Loch trennten, spannte der Ring sich unvermittelt an. Mit glitzernden Gifttröpfen bedeckte Haut schoss aus seinem Leib und schloss sich straff über dem Loch.
Sie zogen sich wieder zurück, und nach einigen Augenblicken verschwand die Spannung aus dem Muskelring, und die Haut kehrte zu ihm zurück.
Könnt Ihr Euch nicht einfach hineindenken?
, dachte er, an Gwynbaen gewandt.
Ihr Schemen schüttelte den Kopf.
Das, was dort drinnen liegt, ist nicht mehr Teil meines Ich, auch wenn es in mir eingebettet ist. Es ist unbekanntes Gebiet, in das ich nicht hineinspringen kann.
Gut. Versuchen wir etwas
...
Nacheinander näherten sie sich einzeln dem Tor, und es zeigte sich, dass der Wächter auf Ainfar sehr schnell reagierte, während Gwynbaens alleinige Annäherung ihn zögern ließ.
Es spürt, dass Ihr dein ähnlich seid, das es beschützen soll
, vermutete Ainfar.
Vielleicht können wir das nutzen. Ihr müsst nur schneller hindurchschlüpfen, als es zu einer Entscheidung kommt.
Aber wie?
Ainfar lächelte. Manchmal war es nützlich, Dinge bereits aus völlig anderen Sichtwinkeln gesehen zu haben.
Dreht die Welt
, forderte er Gwynbaen auf.
Macht, dass das Loch unter uns liegt. Und dann fallt hindurch. Solange wir hier draußen sind, ist es lediglich die Kraft Eurer Gedanken, die unsere Umgebung und die der Festung bestimmt. Und es ist die Kraft Eurer Gedanken, die Euch vorantreibt.
Natürlich!
Es war, als habe Ainfar sie an etwas erinnert, was sie immer gewusst hatte, dessen sie sich aber nie bewusst gewesen war.
Drinnen müsst Ihr versuchen, den Wächter auszuschalten. Von dort aus dürfte es einfacher sein.
Ainfar wurde schwindelig, als die Welt sich um ihn drehte. Neben ihm verschwand der Schemen Gwynbaens, formte sich zu einem tränengleichen Silbertropfen und fiel.
Der Tiermann schloss die Augen und trieb alle Kraft seiner Gedanken hinter ihr her. Als er sie wieder öffnete, war Gwynbaen verschwunden, und die Haut über dem Loch flatterte wie in einem unsichtbaren Wind.
Hat sie es geschafft?
Sie musste. Sie durften nicht bereits an diesem ersten Schritt scheitern.
Ein silberner Blitz schlug von der Mitte aus über die Haut, verästelte sich und hinterließ braune Spuren, ehe das Gewebe mit einem hässlichen Geräusch riss. Die Spannung ging verloren, und die restliche Haut schälte sich weg von dem Riss, rollte sich ein und zog sich in den Ring zurück.
Gwynbaens Gestalt schwebte in der Öffnung, silbrig schimmernd, ihr Haar ausgebreitet wie in einem heftigen Wind. In der Hand hielt sie ein langes silbernes Schwert.
Ich hatte vergessen, wie viel Kraft ich habe
, spürte er sie denken.
Ich werde es nicht mehr vergessen.
Ainfar trieb zu ihr hinab, sah in ihre ruhigen grünen Augen und musterte ihr strahlendes Gesicht. Auf einmal erfüllte ihn die Gewissheit, dass sie siegen würden.
Nichts konnte schwarz genug sein, um Gwynbaens Leuchten auf Dauer zu verdunkeln.
13 Von Monstern und Ungeheuern
Am folgenden Morgen blieben sie ungestört, während sie ihr Frühstück noch in Schlafkleidung auf der Couchgarnitur ihrer Suite genossen. Als Rian gerade den letzten Kaffee zwischen ihnen aufteilte, klingelte das Telefon.
David nahm ab. »Ja?«
»Hej«, meldete sich Gabriel. »Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen.«
»Hej, Gabriel.« David drückte auf den Lautsprecherknopf, legte den Hörer ab und
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