Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
aber nicht, die ihn fing«, widersprach der Grogoch leise. Er war von dem Anblick so fasziniert, dass er seine Angst vergaß. »Sieh sie dir an! Ich hörte immer nur von diesen Geschöpfen, hätte sie aber nie für real gehalten …«
Der Getreue ging langsam auf das riesige Wesen zu, das innehielt und ihn abschätzend musterte, für einen Moment verunsichert, was das wohl zu bedeuten hatte. Trotz seiner Größe wirkte er klein gegen Skylla, doch sein langer Umhang bauschte sich unheilvoll auf und verbreitete eisigen Frost, der sich an den Felsen niederschlug.
»Geh zurück in dein Loch!« Die Stimme des Getreuen grollte durch die Höhle wie Donnerschlag. »Zieh dich in dein Exil zurück, und ich werde mit deiner Strafe gnädig sein. Du bist genug misshandelt und benutzt worden, und nicht du warst es, die mich gefangen nahm.«
Die Skylla zischte. Pirx konnte sehen, dass ihre Zunge verstümmelt war. Sie war zu keiner sprachlichen Lautäußerung mehr fähig. Die Hundeköpfe knurrten und heulten drohend aus aufgerissenen Rachen. Die Tentakelarme zuckten und wurden langsam länger. Auf stämmigen Hundepfoten kam sie näher.
»Also nicht«, sagte der Mann ohne Schatten ungerührt. »Nun gut.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stürzte er sich auf das Ungeheuer. Er war so schnell, dass selbst Elfenaugen seinen Bewegungen kaum folgen konnten. Die ganze Höhle erbebte, als die beiden Geschöpfe aufeinanderprallten. Skylla umschlang den Körper des Getreuen, hob ihn hoch und schmetterte ihn dröhnend zu Boden. Der Aufprall schlug ein Loch in den Felsboden, Staub und Eisnebel wirbelten auf, und Gesteinsbrocken flogen in alle Richtungen davon. Pirx hätte keinen Elfentaler darauf verwettet, dass der Finstere wieder aufstehen würde. Auch Skylla schien das zu glauben, denn sie löste die Tentakel und wich ein paar Schritte zurück. Die Hundeköpfe witterten den Verhüllten mit ihren Schnauzen und fletschten gierig die Lefzen.
Doch als sich Staub und Nebel verzogen, stand der Getreue aufrecht neben der soeben geschaffenen Grube, seine Augen glühten wie Elmsfeuer unter der Kapuze, die Luft um ihn knisterte und schlug Funken. Eine eisblau leuchtende Aura umgab ihn, die seine Gestalt nur noch finsterer erscheinen ließ.
Bevor Skylla reagieren konnte, packte er einen Tentakel, und dann riss er das riesige Wesen zu sich, nahm Schwung und schleuderte es in einer gewaltigen, unmöglich scheinenden Kraftanstrengung über sich hinweg an die Felswand. Grog musste sich die Ohren zuhalten, als Skylla dissonant aufschrie. Einige der hoch hängenden Stalaktiten zersprangen wie Glas, und es regnete scharfe Splitter, die sich wie Speere in den gebröckelten Felsboden bohrten.
Skylla fiel vom Felsen und schlug auf dem Boden auf, zwei Hundeköpfe heulten schmerzvoll, doch die anderen versammelten die Beine unter sich und stemmten den Körper hoch. Der Teil von ihr, der wie eine Frau aussah, war schwer angeschlagen und blutete, auch ihr Gesicht, doch der wild glühende Hass ihrer Augen war ungebrochen. Ohne Zögern stürzte Skylla sich jetzt mit vorschnellenden Tentakeln und einem gewaltigen Satz auf den Getreuen. Grog konnte kaum mehr hinschauen, als Pirx ihn plötzlich am Arm zog.
»Grog, da!«, piepste der kleine Igel und deutete aufgeregt auf ein dunkles Loch ganz in der Nähe. »Ich glaube, ich habe den Ausgang entdeckt!«
»Dann nichts wie weg«, brummte Grog, packte Pirx und lief los. Er wollte nicht abwarten, wie der Kampf zwischen diesen beiden Titanen ausging. Nur raus hier!
Die beiden Kobolde rannten, so schnell es ihre Lungen und Beine erlaubten. Der Gang war schmal und nur matt von Glimmer erhellt, und es ging in vielen Windungen immer tiefer in den Berg hinein. Sie wussten nicht, wohin sie liefen und ob es Rettung am anderen Ende des Weges gab.
»Warte«, keuchte Grog schließlich, »ich … ich muss verschnaufen.« Er hielt an, stemmte die Hände auf die haarigen Oberschenkel und atmete pfeifend.
»Is’ ja auch egal, wohin wir rennen, wir können ja doch nicht entkommen«, stieß Pirx hervor und ging zu seinem Freund. Er brach in Tränen aus. »Oh Grog, was haben wir da nur gemacht? Wir haben alle verraten!«
»Dich trifft keine Schuld, Kleiner, er hat dich gezwungen …«
»Und dich etwa nicht?«
»Ich bin zu alt, ich hätte es wissen müssen … Ich hätte sofort handeln müssen …«
Pirx war untröstlich, er schlug die Hände vors Gesicht und heulte laut vor Scham. »Wie konnten wir das nur tun! Nicht nur,
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