Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
einatmete.
Antonio hatte ein weiteres antikes Eisenwerkzeug gepackt und hieb es dem Gepiercten über den Kopf. Schreiend ging der Blonde in die Knie, als seine Haare verbrannten. Der Anführer versuchte immer noch, den Überblick zu behalten, aber da traf Letitia ein. Irgendetwas blitzte kurz auf, dann stellte sie es ab, griff nach dem schweren eisernen Schürhaken und schlug mit aller Kraft auf den Arm des Mannes, als dieser die Pistole hob. Er ließ die Waffe fallen und taumelte zurück.
»Raus hier!«, schrie Letitia. »Ihr seid nicht erwünscht!« Dann stieß sie eine Reihe von Worten aus, die ihre Eltern nicht verstanden, griff nach dem Ding von vorhin und hielt plötzlich den halbhohen Garderobenspiegel in der Hand. Sie hob ihn hoch, die Spiegelfläche gegen die Eindringlinge gerichtet. »Los, Eltern, schnell!«, rief sie. »Schnappt euch Spiegel und haltet sie gegen sie!«
Die Eindringlinge schrien auf, duckten sich oder warfen sich zur Seite, als Letitia mit dem Spiegel auf sie zukam. Antonio und Natalia zögerten nicht; in der Küche gab es zwar keine Spiegel, aber blank polierte große Vorlegeplatten aus Silber. Sie rissen sie aus dem Schrank und hielten sie vor sich, bildeten mit Letitia einen Halbkreis und rückten weiter gegen die Fremden vor.
Sesta schloss sich ihnen an, steifbeinig, zähnefletschend, knurrend und mit gesträubtem Rückenfell. Die Hündin blutete aus mehreren Wunden, aber das Blut an ihren Lefzen und Zähnen war nicht ihr eigenes.
»Gehen wir!«, rief der Anführer, dem der Aufwand vermutlich zu groß wurde. Die Pistole hatte er verloren, sein rechter Arm war dunkel verfärbt und schwoll an. Blutend, Mehl spuckend und humpelnd verließen die fünf Eindringlinge das Haus.
Letitia folgte ihnen mit dem Spiegel bis zur Schwelle. »Richtet eurem Herrn aus, dass er sich nicht um einen weiteren Besuch bemühen muss – wir werden zu ihm kommen und ihn von der Insel vertreiben, ein für alle Mal! Sagt ihm, er sei hier nicht erwünscht! Und euch rate ich, euch nie wieder bei uns blicken zu lassen, denn wenn mein Ehemann erfährt, dass ihr meine Eltern bedroht habt, wird seine Wut keine Grenzen kennen, und sein Fluch wird euch noch im Schattenland erreichen!«
Sesta bellte einmal bekräftigend, dann warf Letitia die Tür zu.
Vorerst waren sie sicher. Kopfschüttelnd drehte Letitia sich zu ihren Eltern um, die völlig erschöpft und zerzaust im Gang standen. »Diese naiven Idioten«, stieß sie verächtlich hervor. »Haben nicht mal gemerkt, dass die Küche voller Eisen ist und deshalb kein Elfenzauber wirkt. Aber das ist typisch! Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass die Menschen sich wehren, selbst wenn sie alt sind. Deswegen haben sie jeden Krieg gegen uns verloren. Aber wenn
das
seine besten Leute sind, brauchen wir uns vor dem Getreuen wohl kaum zu fürchten!«
Sesta kauerte sich hin und winselte leise.
»Ich kümmere mich gleich um dich, meine tapfere Süße«, sagte Letitia liebevoll. Ihr kornblumenblauer Blick jedoch richtete sich strafend auf die Eltern. »Und ihr werdet mir jetzt erzählen, was das alles zu bedeuten hat! Wo sind Fabio und Nadja?«
»Wir wissen nicht mehr als du«, antwortete Natalia. »Sie sind in aller Frühe mit dem Auto weggefahren, und dann tauchten die da auf.«
»Ihr hättet sie nicht reinlassen dürfen. Hat Fabio euch das nicht gesagt? Er hat ansonsten hervorragend mit dem Schutz gearbeitet, das muss ich ihm lassen. Abgesehen von den Waffen hatten sie keinerlei Möglichkeiten, euch etwas anzutun.«
»Er
hat
es gesagt«, gestand Antonio verlegen. »Aber einer von ihnen gab sich als Postbote aus, und …«
Letitia seufzte. »Tut mir leid, ich wollte euch keine Vorwürfe machen – im Gegenteil. Ihr habt großartig gekämpft. Die werden sich nicht noch mal in eure Nähe wagen.«
»Denkst du, wir haben den Krieg vergessen?« Antonio brummte. »Hier hat er sowieso nie aufgehört.«
»Doch, in diesem Haus schon, denn der Bann hält. Wir dürfen nur niemanden hereinlassen.« Letitia streichelte den großen Kopf von Sesta, die hechelnd, aber geduldig neben ihr verharrte. »Ich werde Max anrufen und mich auf den Weg machen …«
»O nein, das wirst du nicht!«, unterbrach Natalia scharf. »Zum einen funktioniert das Telefon nicht, und zum anderen, Tochter, gibt es da zuerst eine Menge zu bereden! Du wirst dieses Haus nicht verlassen, das hat Fabio uns ausdrücklich eingeschärft, denn draußen schützt dich nichts mehr, und da sind noch mehr von
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