Elfriede im Salon (German Edition)
philosophischen Betrachtung gerückt wurde. Dann bedeckte das Höschen keinen Teil des Hintern mehr und wanderte über die Beine zu Boden. Dr. Schwarz glaubte, eine Erscheinung zu sehen. Elfriede fuhr fort, ihren nackten Arsch kreisen zu lassen. Der Augenblick kam, dass die nackte Elfriede sich ihrem Publikum zuwandte, immerfort mit ihrem Becken kreisende Bewegungen machend. Aus einer kollektiven Regung heraus bekam sie begeisterten Beifall.
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Noch ein wenig wog sich Elfriede unter Applaus hin und her. Der Applaus machte Verschiedenes mit ihrem Gefühlsleben; Verlegenheit, Schüchternheit, aber auch Stolz, ein kleines Glück und Erregtheit nahmen konkurrierend von ihr Besitz. Die Philosophen nahmen gewahr, dass Elfriede keine echte Rothaarige war; ihre natürliche Haarfarbe musste aschblond sein. Ohne Zurückhaltung schaute man auf diese Haare mit der Gewissheit, dass dort ein kleines Paradies verborgen war. Der Schwanz von Professor Hügel konnte leider nichts sehen, hingegen Lulus Titten, die die Situation sehr richtig einschätzten! Dort hatte sich eine ernsthafte Konkurrenz für Frauchen entpuppt. Die Nippel guckten kritisch auf die Konkurrenz, wohl wissend, dass fünfhundert Mark durch die Lappen gehen könnten. Dies war ein runder Betrag, den die Nutte einfordern würde, sollte der Abend für sie noch eine längere Fortsetzung besitzen. Unausgesprochen war, dass der große, dicke Bär nochmals ficken dürfe, ohne dafür bezahlen zu müssen. Sollte sie die Sache schnell machen oder daraus eine richtig geile Nummer fabrizieren, die die Knacker zum Weitermachen und zu einer Investition animieren könnte? Das nackte Hausmädchen konnte alles verderben. Dieses suchte ihren Platz und gab auf ihrem Weg dem Dr. Schwarz ein Küsschen auf die Wange. Was sollte sie mehr tun? Mit dem Augenblick, in dem sie sich hinsetzte, verflog ein Rausch, der die Männer gefesselt hatte und eine langsam aufkommende Verlegenheit nahm seinen Platz an, verbunden mit der wohlbekannten kollektiven Sprachlosigkeit, die so typisch für den philosophischen Salon schien. Der Erzähler kann nur vergewissern, dass diese Sprachlosigkeit absolut atypisch für den Salon ist und wenn die Geschichte dieses Abends erzählt wird, sollte noch eine andere Geschichte erzählt werden, die eines gewöhnlichen Abends im Salon, wo Gott, der Urknall und die sektiererische Kosmologie von Professor Hügel die bestimmenden Themen des Abends waren. Dem interessierten Leser sei versichert, dass Elfriede mit von der Partie wäre. Selbstverständlich würde Sex an diesem Abend keine Rolle spielen, gleichwohl Elfriede ihr kleines Schwarzes anhätte. Aber wie sehr war dies den Philosophen an jenem Abend bewusst? Aber wen interessiert Philosophie über das Weltall, über einen möglichen Ursprung der Dinge oder die Unsinnigkeit der Annahme eines solchen Ursprungs. Elfriede war jedenfalls sehr interessiert und lernte jede Menge dazu. Möglicherweise interessiert sich der Leser der vorliegenden Geschichte gar nicht für Philosophie. Ihm wäre es eh egal, ob unsere Philosophen Erkenntnisse austauschten, wenn auch über Sex, der aber an sich mehr als jede Erkenntnis interessieren kann. Man kann darüber streiten, ob dieser Abend belanglos und nichtssagend ist wie die Sprachlosigkeit in diesem Raum: Was interessiert das Kopulationsverhalten anderer? Aber bei den Beteiligten (die ohne finanzielle Interessen) wurde mehr als ein tektonisches Beben ausgelöst und man könnte Professor Hügel unterstellen, er überdenke die von ihm angefeindete Urknallhypothese. Für einen Knall war es verhältnismäßig still im Salon, wenn gleich die Musik von einem Knall zu erzählen schien. Es würde aber vermutlich Professor Hügel zu weit gehen, Strawinskys Frühlingsfeier als Abbild des Urknalls in Zeitlupe zu deuten. Nanosekunden, Millisekunden, die so ein Urknall braucht, wie auch immer und wahrscheinlich viel weniger, die Frühlingsfeiern dauerten etwas mehr als eine halbe Stunde und diese Zeit war nun verstrichen. Mitnichten die Spieldauer der CD, welche nun Petrouchka, ebenfalls von Strawinsky, darbot. Modernere Kosmologien gehen davon aus, dass der sogenannte Urknall kein einmaliger Akt ist, sodass es zu keinem Widerspruch kommt, wenn der Professor sich selbst untreu, seinen ersten Orgasmus mit diesem schon immer verworfenen Urknall verglichen hatte und offensichtlich einem Zweiten entgegen strebte.
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