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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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wurde und an einer Kopfverletzung starb, die vermutlich durch den heftigen Zusammenprall mit der Kante eines Schreibtisches herbeigeführt wurde. Weshalb sie einer Gewalttat zum Opfer fiel, ist noch völlig unklar. Die von Staatsanwalt Arno Bazzi geleiteten Ermittlungen haben noch keinerlei Anhaltspunkt für ein Motiv, geschweige denn einen Täter ergeben. Es könnten Einbrecher gewesen sein, die nächtlicherweise ins Haus eindrangen und von der Bewohnerin überrascht wurden. Oder sollte es ein geplanter Mord gewesen sein? Die Ermittler tappen im Dunkeln.
Natalia Rocchi ist noch nicht vernehmungsfähig. Das nach dem Tod der Mutter unter Schock stehende Mädchen hat zudem vor wenigen Wochen den Vater verloren, den an einem Herzinfarkt verstorbenen bekannten Luganer Arzt Enzo Rocchi. Brenno Bonetti, vormaliger Richter, der heute Präsident der für Natalia zuständigen Vormundschaftskommission ist, wollte telefonisch keine Erklärungen abgeben, sondern betonte lediglich, Natalia brauche vorerst strikte Ruhe.
Unterdessen gehen die Ermittlungen weiter. Eine psychologische Betreuung soll Natalia helfen, den Schock und die körperlichen und seelischen Folgen des tagelangen Aufenthaltes im Wald zu überwinden: Dann könnte sie die Ermittler einen entscheidenden Schritt weiterbringen. Dieses Verbrechen, das wegen seiner unerklärlichen Brutalität in trauriger Erinnerung bleiben wird, muss so rasch wie möglich aufgeklärt werden.
    Luciano Savi legte die Zeitung nieder und schob sie von sich. »Unerklärliche Brutalität«. Was wussten die denn. Tatsache ist, dass einen manchmal die Umstände zum Handeln zwingen, und dann muss man sich eben leider die Hände schmutzig machen. Das Leben ist kein Gesellschaftsspiel. Und Savi hing am Leben. Weitere Fehler durfte er sich auf keinen Fall leisten.
    Die Fahrt nach Corvesco war ein kolossaler Fehler gewesen.
    Was für eine unsinnige Idee, er könnte in einer völlig unbekannten Gegend der Polizei zuvorkommen! Zwar war ihm bekannt, dass sich das Mädchen im Wald aufhielt, aber wie undurchdringlich dieses verdammte Dickicht dort oben ist, hatte er nicht geahnt. Am Ende hatte er sich ausgerechnet von diesem Contini erwischen lassen, der aber zum Glück keinen Verdacht geschöpft hatte. Nein, um keinen Preis durfte er einen weiteren Fehler machen. Der nächste Schritt wollte sehr genau überlegt werden, und er musste erfolgen, bevor das Mädchen sein Gedächtnis wiederhatte.
    Savi saß in seinem Büro, einem an den großen Saal des Tukan angrenzenden Kabuff. Dort pflegte er durch das Spionagefensterchen die Vorgänge nebenan zu beobachten. Doch um zwei Uhr nachmittags hatte das Tukan geschlossen, die Mädchen schliefen, und Savi konnte in Ruhe nachdenken.
    Es tat ihm leid wegen Natalia. Aber schuld an der ganzen Sache war doch eigentlich ihre Mutter. Wäre die Frau des Doktors nicht auf die fatale Idee gekommen, ihn ohne Respekt vor seinem Lebenswerk und seinem Verlust mit unsinnigen Forderungen zu quälen, wäre nichts passiert. Savi fühlte sich für ihren Tod nicht direkt verantwortlich, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass jetzt eine gewisse Verbindung zwischen ihm und dem Mädchen bestand. Er hatte, wenn auch versehentlich, einen Menschen umgebracht, mit eigenen Händen, und das Mädchen hatte ihn dabei beobachtet.
    Beiden wäre es lieber gewesen, es wäre nicht geschehen. Aber jetzt war es eben so. Und Savi musste verhindern, dass aus diesem Urfehler weiterer Schlamassel entstand. Er hing an seiner Freiheit.
    Er schob Papiere und Briefbeschwerer an den Rand der Schreibtischplatte, kreuzte auf der leeren Fläche die Arme und legte den Kopf darauf. Er fühlte sich erschöpft. Vielleicht war er da in etwas hineingeraten, das zu groß für ihn war. Es war eine Sache, das Tukan zu leiten und die richtigen Beziehungen zu knüpfen, um den Fallstricken der Gesetze und der Bürokratie auszuweichen; eine ganz andere war es, wegen Totschlags die Polizei auf dem Hals zu haben. Es war so ungerecht! Er hatte doch vom Leben nicht viel verlangt, und jetzt wurde ihm auch noch dieses Wenige genommen.
    Aber er durfte sich nicht gehen lassen. Um Rosalbas Andenken willen. Und schließlich hatte er einen Ruf zu wahren. Aus der obersten Schreibtischlade nahm er eine Flasche Four Roses und schenkte sich großzügig ein. Es war ein minderwertiger Bourbon, und es war mitten am Nachmittag. Aber er konnte nicht unbewaffnet in den Kampf ziehen. Savi musste seinem Mut nachhelfen.
    Er musste herausfinden, in

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