Elidar (German Edition)
wünschte beiden eine gute Nacht und ging ins Haus.
22
D ie zeremonielle Ernennung der neuen Magister fand wenige Tage später statt - allerdings ohne die üblichen pompösen Feierlichkeiten, eilig und beinahe ein bisschen verschämt, als wolle die Ordensgemeinschaft diese Angelegenheit möglichst schnell und ohne Aufsehen hinter sich bringen.
Casarius Sturm wohnte der Zeremonie nicht bei. Honorabilis Bär hielt eine freundliche, wenn auch kurze Rede, das anwesende Kollegium spendete matten Applaus, und dann durfte jeder der frisch ernannten Magister vortreten und seinen neuen Habit aus den Händen des breit lächelnden Cubiculars in Empfang nehmen.
»Unspektakulär«, murmelte Valerian, der als einziger Außenstehender ein wenig entfernt von den Ordensmitgliedern gestanden hatte. Er drückte seinem Bruder die Hand und klopfte Elidar auf die Schulter. »Ich muss sagen, bei uns läuft so etwas doch deutlich feierlicher ab.«
»Das gleiche vorlaute Mundwerk wie früher«, knurrte Bär, der unbemerkt zu den dreien getreten war. »Magister Tonitrus, wir fühlen uns durch deine Anwesenheit bei dieser armseligen Veranstaltung höchst geehrt.« Er lachte dröhnend.
Valerian verneigte sich steif. »Danke für das herzliche Willkommen. Ich vermisse seine Magnifizenz bei dieser Zeremonie. Ich hatte gehofft, ein paar Worte mit ihm wechseln zu können.«
»Wir alle vermissen seine Magnifizenz in diesen Tagen«, sagte Bär und schob Elidar und Valon zur Tür. »Begleite uns, junger Magister. Auch wenn dies eine unspektakuläre Veranstaltung war - du bist herzlich zum anschließenden Umtrunk eingeladen.«
Im weinberankten Innenhof waren Tische aufgestellt worden, und Novizen eilten geschäftig umher, um die Magister zu bedienen. Elidar, die ihre neuen Kleider unter den Arm geklemmt hatte, bat darum, sich umkleiden zu dürfen, und Valon schloss sich der Bitte an.
»Wo habe ich nur meinen Kopf«, sagte Bär. »Geht, entledigt euch der alten Raupenhülle, junge Schmetterlinge.« Er lachte und legte Valerian seinen Arm um die Schultern. »Wir beide werden schon mal einen oder zwei Becher auf euch trinken.«
Nach der Wärme im Hof war es unangenehm kühl im Inneren des Hauses. Elidar fröstelte. Seit ihr inneres Feuer erloschen war, war ihr ständig kalt. Sie sah Valon an, der still neben ihr herging. »Was denkst du?«, fragte sie.
Er hob die Schultern. »Ich hatte mir diesen Tag anders vorgestellt. Ich bin ein wenig enttäuscht.« Er lächelte. »Dumm von mir, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es tut mir leid. Ich habe dir und den anderen eure Feier verdorben.«
Er blieb stehen und sah sie an. »Du? Nimmst du dich nicht ein bisschen zu wichtig, Eli?«
Er hatte sich angewöhnt, ihren Namen abzukürzen, was ihr anfangs nicht gefallen hatte. Aber sie hatte festgestellt, dass er es nicht herablassend meinte, und sein Gesicht und seine Stimme drückten nichts anderes als Zuneigung aus. Sie lächelte ihn an. »Ich nehme mich nicht wichtig, lieber Freund. Aber was denkst du, warum sie uns so beiläufig und beinahe verschämt ernannt haben? Sicher nicht deinetwegen. Oder wegen Sprenz.«
»Oh, der wäre aber ein guter Grund dafür«, scherzte Valon. »Komm. Ich möchte zurück sein, ehe die Feier vorüber ist.«
Sie zogen sich in Elidars Zimmer um, da es dem Hof näher lag. Sie spürte Valons Blick, als sie sich aus ihrem Habit schälte, aber als sie aufsah, hatte er sich abgewandt und nestelte an einem Knoten herum. Sie konnte nur ein Stückchen seiner Wange und ein Ohr unter seinen blonden Locken sehen - und beides leuchtete rot.
»Fertig?«, fragte er, ohne sich umzuwenden.
»Fertig«, gab sie zur Antwort. Sie knotete das Cingulum und stellte fest, dass ihre Finger bebten.
Als sie das Zimmer verließen, war das Klatschen von Sandalen auf dem Steinboden zu vernehmen. Wenig später bog ein keuchender Novize um die Ecke. »Magister Zorn«, rief er und winkte ihr zu. »Endlich finde ich dich. Seine Magnifizenz wünscht dich zu sprechen.«
»Seine Magnifizenz?«, rief Valon erstaunt. Der Novize nickte und deutete eine kleine Verbeugung an.
»Geh«, sagte Valon und gab Elidar einen kleinen Schubs. »Ich vertrete dich bei Bär. Und mach dir keine Sorgen«, setzte er leise hinzu. »Du bist offiziell zum Magister ernannt worden, er kann das nicht mehr rückgängig machen.«
Elidar nickte knapp und folgte dem Novizen. »Ich kenne den Weg, Avitus«, sagte sie nach wenigen Schritten. »Du brauchst mich nicht zu
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