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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sie deshalb und drückte seine kalte Hand. »Ich habe meine Kraft wiedergefunden, Magnifizenz. Ich will versuchen, Euch zu helfen.«
    Der schwache Druck seiner Finger zeigte ihr, dass er sie verstanden hatte. Sie senkte die Lider und suchte nach dem Feuer. Stand es immer noch zu ihren Diensten oder hatte es sich erneut freigemacht? Nein, da war es, duckte sich gehorsam und erwartete ihre Befehle. Ihre Befehle. Wie sahen die aus? Ein Schweißtropfen rann kitzelnd über ihren Nacken und den Rücken hinunter. Was konnte sie tun, um dem alten Magier zu helfen?
    »Kalt«, hörte sie ihn wispern. Kälte - dagegen hatte sie allerdings das richtige Mittel. Vorsichtig nahm sie mit Geistfingern etwas von der Glut und hielt sie fest, formte einen dünnen Faden daraus, den sie wie einen Ball aus Spinnenseide aufwickelte. Was jetzt? Sie öffnete die Augen und betrachtete den alten Mann. Dann nahm sie kurz entschlossen den feurigen Ball und begann, den dünnen, wärmenden Faden um Sturms eisige Hände zu wickeln.
    Er seufzte leise und streckte vorsichtig seine Finger, und sie hörte das Knacken der Gelenke. Mutiger geworden, spann sie eine zweite Handvoll ihres inneren Feuers zu dünnen Fäden und fuhr fort, den Magister damit zu umhüllen. Wie eine Spinne ihr Opfer, bevor sie es aussaugt, dachte sie unwillkürlich, und schüttelte den Gedanken dann fort wie eine lästige Fliege. Leben, nicht Tod. Wärme, nicht Kälte. Heilung, nicht Gift.
    Sturm seufzte wieder, dieses Mal lauter, und sie glaubte, seinen Blick zu spüren. »Wagst du es, mich zu heilen?«, flüsterte er. »Er wird dich dafür bestrafen.«
    Elidar fragte nicht, von wem er sprach. Sie biss die Zähne zusammen und nickte. Wieder schloss sie die Augen und tauchte hinab. Vor ihrem inneren Auge sah sie den alten Mann, eingesponnen vom Kopf bis zu den Füßen in leuchtende, glühende Magie. Drachenmagie. Sie wusste mit einem Mal, dass Bär wirklich recht behalten hatte. Das war uralter, mächtiger Zauber, älter als jede Magie der Menschen und ungleich machtvoller. Warum sie darüber verfügte, wusste sie nicht zu sagen und wagte sie nicht zu vermuten.
    Das war jetzt auch nicht von Belang. Die Zeit drängte, denn Bär würde zurückkommen, und dann musste ihr Werk geschehen sein.
    Behutsam, wie sie es gelernt hatte, tastete sie nach Sturms Geist und schrak zurück vor dem, was sie dort fand. Erneut griff sie aus und berührte seinen Körper. Dort war nichts, was noch unversehrt und lebendig war, Krankheit, Tod und Verfall herrschten noch im allerkleinsten, allerunwichtigsten Winkel seines Leibes. Und in seiner Mitte, dort, wo in ihrem eigenen Inneren das Drachenfeuer brannte, fand sie einen grün schimmernden, giftig pulsierenden Knoten, aus dem sich schleimige Ströme hinauswanden und jedes einzelne Organ, jede Stelle des Körpers umschlangen, überwucherten und erstickten.
    Von Ekel geschüttelt zog Elidar sich zurück und schnappte nach Luft. Was war das nur? Sie sah den alten Magus an und meinte, das widerlich grüne Wabern unter seiner Haut herumkriechen zu sehen. Giftig und krank sah es aus.
    Giftig. Sie beugte sich vor. »Gift?«, sagte sie halblaut. Aber warum sollte jemand, der über Magie verfügte, sich eines Giftes bedienen, um Sturm zu schaden?
    Sturm regte sich, sein Gesicht wandte sich ihr zu, er richtete den Kopf auf. »Gift«, sagte er schwach. »Er ist kein starker Magus, das war er nie. Er kann sich nicht mit mir messen.« Er rang nach Luft, aber Elidar bemerkte, dass seine Stimme kräftiger klang. Die Wärme, die das Drachenfeuer durch seinen Körper sandte, schien ihm wohl zu tun.
    »Ich war nachlässig, weil ich ihm vertraute«, fuhr Sturm fort. Seine Hände, die umschlossen vom Drachenfeuer sanft glühten, bewegten sich unruhig. »Aber ich hätte es bemerken müssen und hätte mich schützen können - bevor er es mir verabreichte. Jetzt bin ich zu schwach.« Seine Stimme verklang, und sein Kopf sank zurück auf das Kissen. Elidar hörte seinen krächzenden Atem und beugte sich entschlossen über ihn.
    Das Drachenfeuer hatte für Sturm getan, was es tun konnte, aber es war nicht stark genug, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Jetzt musste sie tiefer greifen, mitten hinein in den Kern ihrer Kraft, den das Feuer umschloss wie eine schützende Hülle. Sie atmete tief ein und tauchte hinein wie in die Wellen des Ozeans. Das Feuer umschmeichelte sie, glitt liebkosend über ihre Gedanken, hielt sie umschlungen und ließ sie endlich bedauernd wieder

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