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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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er auf und sah sie starr an.
    »Elidar«, sagte er.
    »Eure Magnifizenz«, erwiderte Elidar.
    Sturm wies auf einen Stuhl. »Nimm Platz. Wir müssen miteinander reden.«
    Elidar setzte sich und barg die Hände in den Ärmeln ihrer Kukulle. Sie fröstelte.
    Sturm ließ sich ihr gegenüber nieder und faltete die Fingerspitzen vor dem Mund.. Elidar war erstaunt, wie gut der alte Magier sich erholt zu haben schien. Seine Gestalt war knochig und seine Hände dürr wie Stecken, aber seine Bewegungen erschienen kraftvoll, und sein Gesicht hatte nicht mehr die graue und totenähnliche Farbe wie noch vor einigen Stunden. Das, was sie mit der Hilfe der Drachenkönigin ausgerichtet hatte, war offensichtlich überaus erfolgreich gewesen.
    »Du hast wahrhaftig Erstaunliches bewirkt«, sagte Sturm, der wieder einmal ihre Gedanken zu lesen schien. »Ich war dem Tode nahe. Ich hätte nicht geglaubt, dass irgendjemand mir noch helfen kann.« Er zog finster die Brauen zusammen und verzog ein wenig die Lippen. Der Gedanke schien ihm nicht wirklich zu gefallen. »Ich habe dir noch nicht gedankt«, fuhr er fort.
    Elidar wollte ihm antworten, dass sie das auch nicht erwartete, aber er hob abwehrend die Hand.
    »Ich danke dir«, sagte er rau. »Du hast nicht nur mich gerettet, sondern auch unserem Orden einen großen Dienst erwiesen.« Es klang bitter.
    Elidar neigte den Kopf. »Bär«, sagte sie nur.
    »Bär.« Er legte die Hände auf den Tisch und sah darauf nieder wie auf einen seltsamen Fund. »Er ist übel zugerichtet. Dennoch - es wird uns ein Leichtes sein, ihn von seinen Verletzungen zu heilen.« Er blickte auf und sah sie scharf an. »Oder wir lassen ihn einfach dort, wo er ist.«
    »Im Rigor«, murmelte Elidar.
    Der Magier nickte.
    »Hat er Schmerzen?«
    Sturm zuckte mit den Schultern. »Ist das wichtig?«
    Elidar sah ihn an. Ja, er hatte sich erholt. Aber in seinem Gesicht konnte sie deutlich die Spuren der vergangenen Wochen erkennen.
    »Was wird mit ihm geschehen?«
    Sturm rieb sich mit Daumen und Zeigefinger müde die Augen. »Wir werden den Rat einberufen. Ich habe Dorn und Grimm in Kenntnis gesetzt.« Er musterte sie. »Was würdest du vorschlagen?«
    »Ich?« Elidar schluckte. »Warum sollte ich …?«
    »Weil du erkannt hast, was er vorhat und weil du ihn unschädlich gemacht hast.« Er verzog den Mund. »Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, als ich dich daran gehindert habe, ihn zu töten. Wir hätten jetzt ein Problem weniger. Und außerdem hatte ich gar kein Recht dazu. Ein magisches Duell ist ein magisches Duell, ganz gleich, ob es unter formalen Bedingungen ausgetragen wird oder spontan. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen.« Wieder verzog er die Lippen, aber dieses Mal zu einem schwachen Lächeln. »Ich muss aber gestehen, ich hatte ein wenig Sorge, dass du danach das ganze Haus in Trümmer legst. Du warst ein wenig … nun … außer dir.«
    Elidar holte zittrig Luft. »Ich weiß nicht, was noch geschehen wäre«, sagte sie ehrlich. »Und ich bin Euch dankbar, dass ihr mich daran gehindert habt, ihn zu töten. Er war ein Freund.«
    »Das war er«, erwiderte Sturm bitter. »Und ich war ein alter, schwachköpfiger Narr, dass ich meine eigenen Lehren vergessen und ihm vertraut habe!« Er erhob sich und durchmaß aufgebracht den Raum.
    »Wir werden ihn bestrafen«, fuhr er fort, als er sich ein wenig beruhigt hatte. »Vielleicht, indem wir den Rigor festigen und ihn unten im Kartoffelkeller vergessen.« Er schlug die Hände ineinander. »Aber das größte unserer Probleme ist damit nicht gelöst!«
    Er fuhr zu Elidar herum und funkelte sie an. »Ich bin dir sehr, sehr dankbar«, sagte er. »Aber …« Er hob in einer hilflosen Geste die Hände und ließ sie wieder sinken. »Aber …«
    Elidar fröstelte. Bärs Stimme erklang in ihrem Kopf: Das erste, was er tun wird, ist dich vor die Tür zu setzen.
    »Aber ich bin immer noch eine Frau, und deshalb untragbar für diesen Orden«, sagte sie und starrte Sturm kalt an. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun, Schwäche zu zeigen, zu betteln und zu flehen, er möge sie nicht hinauswerfen.
    Er schlug die Augen nicht nieder, obwohl sein Blick zu flackern begann. »Es ist unendlich bedauerlich«, sagte er. »Du bist seit undenkbar langer Zeit der erste Drachenmagier, und wir haben dich gut ausgebildet.« Er schlug grimmig gegen die Lehne eines Stuhles. »Du hättest unsere Vorrangstellung vor allen anderen Orden gefestigt. Du hättest mein Nachfolger werden

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