Elidar (German Edition)
viel?«, fragte sie.
Der Händler hob empört die Hände zum Himmel. »Du verstehst mich falsch«, beschwerte er sich. »Es geht mir nicht darum, mehr Geld aus dir herauszuholen. Ich wage es einfach nicht, das Palatium zu verärgern!«
Elidar sah, dass Rui die Wahrheit sprach. Sein Gesicht war besorgt und ein wenig ängstlich. Sie lenkte ein. »Pass auf, Rui. Du reist doch ohnehin erst nach Skwa. Wenn du danach die Route über die Quittenhügel einschlägst, könnten meine Begleiter und ich uns dir in Settenberg anschließen. Das Gasthaus dort ist doch eine deiner Stationen, oder?
Rui wiegte zwar immer noch skeptisch den Kopf, aber er schien geneigt, Elidar nachzugeben. »Na gut. Weil du es bist. Und du bezahlst eure Passagen vorher.«
»Das mache ich«, erwiderte Elidar erleichtert. »Danke, Rui. Du bist ein Freund.«
Sie stand auf - sie hatten nebeneinander auf zwei Kistenstapeln gehockt, die im Hof des Roten Stiers auf ihre Verladung warteten - und zog ihre Börse hervor. Ohne große Überraschung schüttelte sie fünf Drachen heraus. Wie auch immer die Zauberbörse ihre Diskussion interpretiert haben mochte: dies war eine fürstliche Entlohnung für drei Passagen nach Kayvan.
Rui bekam große Augen. »Nun, nun«, stotterte er, »ach, das ist doch … hör mal, mein Junge, ich will dir nicht das Hemd ausziehen. Das ist zuviel!«
»Es ist in Ordnung«, versicherte Elidar ihm. »Damit kannst du deine Magenschmerzen kurieren.«
Der Händler griff nach den Goldmünzen und steckte sie sorgfältig ein. »Danke. Ich erwarte dich und deine Freunde im Quittenfass in Settenberg.«
Er schüttelte Elidar mit festem Griff die Hand und machte sich dann wieder an seine Arbeit. Seine Gehilfen, die die Gelegenheit genutzt hatten, im Schatten ein wenig zu pausieren, sprangen eilig auf die Füße und fuhren fort, die Kisten und Säcke auf die Wagen zu laden.
Elidar verharrte noch einen Moment neben einem der Zugtiere. Das Dakh sah kurz von seinem Fressen auf, musterte sie mit tiefliegenden, gleichgültigen Augen und kaute dann weiter. Elidar legte eine Hand auf die warme, trockene Haut der Echse. Sie spürte das sanft glühende Feuer in ihrem Inneren. Sei gegrüßt, flüsterte es aus ihr. Kleiner Sohn. Das Dakh hörte auf zu kauen und brummte tief hinten in seiner Kehle. Elidar kraulte die weiche Stelle neben dem Ohrloch, das Dakh schloss die Augen und das Brummen wurde tiefer und lauter.
Ein Mokarener, ebenso dunkelhäutig wie Rui, mit kurzgeschorenen grauen Haaren, blieb neben Elidar stehen und musterte sie wohlwollend. »Du magst Dakh, hm?«, fragte er. »Das ist selten. Und er mag dich, wie ich höre.«
Elidar hörte verlegen auf, das große Tier zu kraulen und sagte: »Ich bin Yasemit.«
Der Alte nickte. »Ja, dann. Aber dennoch, er hier ist sonst nicht so zahm. Du hast eine gute Hand für Echsen, hm?«
Seine Augen weiteten sich. »He, hör mal. Du bist der Junge, den Rui damals aus Kayvan mitgebracht hat, was? Ich war auf der Reise nicht dabei, aber alle haben von dir erzählt.« Er streckte seine Hand aus, und Elidar ergriff sie. »Ich bin Jord. Ich kümmere mich um die Dakhs und Khevs. Du kannst sie reiten, stimmt das?«
Elidar grinste. »Ich konnte es - als Kind. Ob ich mich heute noch trauen würde, weiß ich nicht.«
In das Lachen des alten Mokareners mischte sich das klingelnde Gelächter der Drachenkönigin. Sie gehorchen dir alle, Dummchen. Du bist die junge Königin!
Elidar hatte sich inzwischen so an die Einwürfe der Drachenpräsenz gewöhnt, dass sie nicht mehr laut antwortete. Was meinst du damit?, fragte sie stumm.
Probiere es. Setz dich auf seinen Rücken.
Elidar blickte zweifelnd auf die schuppige Flanke des großen Tiers. Sie kannte die Hornvorsprünge, an denen sie sich auf seinen Rücken ziehen und beim Reiten ihre Füße verankern musste. Auf der langen Reise nach Cathreta war sie auch auf den Zugtieren geritten, und das langsame und gleichmäßige Schaukeln hatte sie oft in den Schlaf gewiegt.
Jord interpretierte ihren Blick richtig. Er machte eine auffordernde Bewegung. Elidar packte die Hornvorsprünge und schwang sich hoch. Das Dakh hörte auf zu kauen und rülpste verdutzt.
Elidar hörte Ruis Gehilfen erwartungsvoll murmeln. Wahrscheinlich freuten sie sich schon darauf, den hochnäsigen Magister gleich der Länge nach im Staub liegen zu sehen. Sie bohrte dem Dakh nicht allzu vorsichtig die Fersen in die Flanken (die Panzerung der großen Echse verlangte eine eher grobe Behandlung,
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