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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Schweigen bringen?
    Elidar schloss die Augen. Nein. Er ist ein Freund.
    Seltsame Freunde hast du. Na gut.
    Elidar öffnete die Augen und sah Valerian an. Ihre Sicht war rötlich verschleiert. Er wich ein Stückchen zurück. »Hast du mich erschreckt! Du beherrschst den Flammenblick wahrhaftig vollkommen - ich schwöre, ich habe Funken gesehen!«
    Elidar rieb sich über die Augen. »Ich habe ein wenig Probleme, die Drachenmagie im Zaum zu halten«, gab sie zu.
    »Und wenn du wütend wirst, versengst du deinen Kontrahenten?«
    Sie musste lachen. »Nein«, sagte sie, »bis jetzt noch nicht. Aber ich fliege gelegentlich herum und kann mich nachher nicht mehr richtig daran erinnern.«
    »Du - fliegst herum?« Er wollte über den Scherz lachen, aber es blieb ihm im Hals stecken, als er ihr Gesicht sah. »Das meinst du doch nicht ernst?«
    Elidar bereute ihre Worte sofort. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Hör mal, ich habe hier etwas, das ich dir gerne zeigen würde.« Sie zog das modrige alte Büchlein hervor, das sie immer bei sich trug.
    Valerian sah es nicht an. Sein misstrauischer Blick haftete auf ihrem Gesicht. »Du hast das ernst gemeint«, sagte er anklagend.
    »Valerian«, sagte Elidar und tippte auf das Büchlein. »Sieh es dir bitte an. Ich wüsste gerne, was du davon hältst - du bist doch ein Bücherfresser.«
    Er wandte seinen Blick noch eine Weile lang nicht von ihr ab, dann senkte er ihn und begutachtete das Buch.
    »Hm«, machte er, wendete es hin und her und schlug es schließlich vorsichtig auf. Er rümpfte ein wenig die Nase. »Woher hast du das?«
    Sie erzählte es ihm. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was das sein soll. Ich kann es nicht entziffern, du?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er schob ihr das Büchlein mit spitzen Fingern wieder hin. »Wirre Krakelei. Wertlos, wenn du mich fragst. Der alte Sturm wird schließlich doch noch senil, was?«
    »Ja, vielleicht«, antwortete sie enttäuscht. Sie trank ihren Becher leer. »Ich muss gehen, ich bin noch verabredet.« Sie stand auf.
    Valerian legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihr auf. Sein Haar leuchtete hell in der Sonne, und er musste blinzeln. »Siehst du, ich beherrsche es nicht, Drachentochter.« Er lachte.
    »Leb wohl, Valerian«, erwiderte Elidar.
    Er stand nicht auf, sah nur weiter mit zusammengekniffenen Augen zu ihr auf. »Sei vorsichtig«, sagte er. »Du wirst verfolgt.«
    Elidar stockte der Atem. Warum sagte er das jetzt, und in so beiläufigem Plauderton, als hätte er ihr einen schönen Tag gewünscht?
    Sie beugte sich lächelnd vor und fragte leise: »Wer - und wie kommst du darauf?«
    Er lächelte und nickte fröhlich. »So ein krummnasiger kleiner Kerl. Er sitzt dort hinten an der Mauer und tut so, als ob er döst. Ich habe ihn eben schon beobachtet, als du über den Markt gegangen bist.« Er lachte, als hätte er einen Scherz gemacht, und Elidar stimmte ein.
    »Und?«, fragte sie lachend.
    »Ich habe mir nicht viel dabei gedacht - so, wie er aussieht, ist er ganz sicher kein Geheimpolizist des Kurators. Aber er beobachtet dich, und er ist aufgestanden, als du dich verabschiedet hast. Jetzt steht er dort drüben und schaut sich die Auslage des Gemüsehändlers an.«
    Beide lachten noch einmal herzlich, dann drehte sich Elidar um, winkte Valerian zu und rief deutlich vernehmbar einen Abschiedsgruß. Sie ging zügig auf den Stand des Gemüsehändlers zu und betrachtete dabei den Mann, den Valerian meinte.
    Krummnasiger kleiner Kerl, hatte er gesagt. Das war recht unfreundlich ausgedrückt. Der Mann war wirklich nicht allzu groß, hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht mit einer großen Adlernase und samtdunkle Augen. Seine Haut war goldbraun getönt, das glatte Haar beinahe schwarz, und obwohl er in unauffälliger ledonischer Kleidung steckte, rief alles an ihm: Yasemit. Ein gutaussehender Bursche, dachte sie.
    Sie bemerkte, dass er sie aus den Augenwinkeln beobachtete. Sie stellte sich neben ihn vor die minzgrünen Melonen, nahm eine davon und drückte sie prüfend, legte sie wieder hin und roch an einer Schlangenfrucht. »Was meinst du, ist die reif?«, fragte sie auf Yasmit.
    »Sie riecht sehr gut«, erwiderte er ohne ein Zeichen der Überraschung. »Ich hatte sie auch schon in der Hand.« Er sah sie an. »Ibramarbi al Fasil, zu Euren Diensten«, sagte er mit einer kleinen Verbeugung.
    Elidar legte die Schlangenfrucht hin und machte eine einladende Handbewegung. »Erzähle mir, was

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