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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sie, als sie die Gaststube betrat, »ich muss fort und weiß nicht, wann ich zurückkomme. Richte Rui aus, dass ich später zu ihm stoßen werde, vielleicht aber auch gar nicht.« Der Wirt nickte und nahm das Geld, das sie ihm reichte.
    »Gehen wir«, sagte Elidar zu dem Jungen, der geduldig neben der Tür wartete.
    Elidar folgte dem schweigsamen Boten durch das Gewirr der Altstadtgässchen bis zum Fluss hinunter. Sie hatte erwartet, dass er sie zum Palatium bringen würde, und schalt sich eine Idiotin - natürlich war die Prinzessin nicht mehr dort!
    Die Luft roch intensiv nach Fisch und Flusswasser, als sie sich dem Hafen näherten. Das Wasser schwappte bräunlich gegen die Kaimauern, und außerhalb des Hafenbeckens zog, von den Rotsteinbergen kommend, träge der Nabrat vorüber.
    Das Hafenviertel war eine der schäbigsten Ecken der Hauptstadt. Hierher verirrte sich selten ein Magus der Sieben Orden, und dementsprechend auffällig war Elidars Erscheinung in ihrem dunklen, weiten Mantel.
    Sie erwiderte die Blicke, die sie trafen, mit einer unnahbaren, hochmütigen Miene, während ihre Gedanken sich jagten. Führte der Junge sie in die Irre? War sie einer gefälschten Botschaft aufgesessen?
    Der Junge hielt vor einem halb verfallenen Haus. Elidar sah ihn zweifelnd an. »Hier?«
    Er nickte und deutete auf die Tür. »Geht nur hinein.«
    Elidar zuckte mit den Schultern. Was sollte ihr passieren? Selbst wenn dies ein Hinterhalt war, würde sie das Haus und seine Bewohner einfach in Asche und glühende Kohlen verwandeln.
    Und mit diesem drachenhaften Gedanken zog sie den Kopf ein, um sich nicht am niedrigen Türsturz zu stoßen.
    Der Raum war fensterlos und unmöbliert, an der Rückwand befanden sich eine weitere Tür und eine kalte Feuerstelle. Durch das schadhafte Mauerwerk filterte an einigen Stellen ein wenig Licht. Elidar durchquerte das Zimmer und gelangte in ein fensterloses Treppenhaus. Mit einer ungeduldigen Handbewegung entzündete sie ein magisches Licht, das vor ihr hertanzte, während sie die Treppe erklomm.
    Oben angekommen stand sie vor einer verschlossenen Tür. Sie klopfte an. Schritte näherten sich von der anderen Seite.
    »Sao-Tan«, sagte sie. »Ich bin hier.«
    Ein Riegel schnappte, dann schwang die Tür auf. Die hünenhafte Gestalt des malandakischen Leibwächters füllte den Rahmen. Er hielt ein blankes Schwert in der Hand, und sein Gesicht war grimmig. »Bist du allein?«, fragte er statt einer Begrüßung und blickte an ihr vorbei.
    »Ich bin allein, und soweit ich das sagen kann, ist mir auch niemand hierher gefolgt. Nur der Junge war bei mir.«
    Sao-Tan nickte und trat beiseite, damit sie an ihm vorbei ins Zimmer konnte. Die Tür schlug zu und der Riegel schnappte vor.
    »Sao-Tan, was ist geschehen?«, fragte Elidar. Ein kurzer Blick hatte genügt, um ihr zu zeigen, dass sie mit dem Leibwächter offensichtlich allein war. In einer Ecke des Raumes lag ein Haufen Decken und ein wenig Gepäck, ansonsten war das Zimmer ebenso leer wie der Raum darunter.
    Sao-Tan hockte sich auf den nackten Boden, das Schwert quer über seine Beine gelegt. »Das böse Weib«, sagte er finster. »Sie hat mich übertölpelt. Ich habe Tag und Nacht über meine Herrin und ihre Söhne gewacht, aber auch ich muss einmal schlafen. Ich hatte uns gut eingeschlossen, aber Carelja ist es gelungen, ins Gemach einzudringen.« Er hieb die Faust gegen sein Bein, und Elidar verzog unwillkürlich das Gesicht.
    »Was hat sie getan?«, fragte sie ruhig.
    Der Leibwächter vergrub das Gesicht in den Händen und zerrte an seinem Zopf, als wollte er ihn ausreißen. »Sie hat uns alle betäubt und dann hat sie sie getötet! Während ich schlief!«, erwiderte er krächzend. »Dieses böse Weib, diese Tochter eines mordlüsternen Wolfes! Sie hat sie getötet!« Er schrie es hinaus, den Kopf in den Nacken gelegt, und Elidar sah helle Tränen über sein gramzerfurchtes Gesicht laufen.
    »Morgenblüte?«, fragte sie beklommen. Wen sonst sollte die Gemahlin des Kurators schon getötet haben, außer Morgenblüte und ihre neugeborenen Söhne?
    »Nein«, sagte eine schwache Stimme. »Ich bin hier, Elidar.«
    Sao-Tan sprang auf die Beine und stieß das Schwert in die Scheide auf seinem Rücken. »Herrin«, sagt er und sank neben dem unordentlichen Deckenberg auf ein Knie. »Herrin, Ihr seid wach.«
    »Du hast ja laut genug geschrien«, erwiderte Morgenblüte.
    Elidar näherte sich dem improvisierten Lager und erblickte das blasse Gesicht der

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