Elidar (German Edition)
verrate mir: Was willst du von mir?«
Er blickte ungerührt geradeaus. »Ich habe es Euch bereits gesagt: Ihr braucht einen Diener.«
»Und weshalb sollte ich dir vertrauen?«
Er schenkte ihr ein blitzendes Lächeln. »Vielleicht, weil ich dafür gesorgt habe, dass der geheimpolizeiliche Primispettor in Zukunft sehr wirkungsvoll an seinen Nachforschungen über Euch gehindert sein wird?«
Elidar blieb verblüfft stehen. Sie waren an einem kleinen Platz angelangt, von dem fünf Gässchen ausgingen. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zu Morgenblütes Versteck.
Ibramarbi nickte Elidar zu und deutete auf den richtigen Weg.
»Halt«, sagte Elidar, die ihn immer noch festhielt. »Was hast du damit gemeint, dass er an seinen Nachforschungen gehindert ist?«
Der Yasemit lächelte sie an. Er vollführte eine schnelle, geschmeidige Bewegung, die ihn aus Elidars Griff befreite, und zeigte ihr seine Faust. Sie sah die schmale, scharfe Klinge darin, und noch bevor sie einen Schutzzauber um sich legen konnte, hatte Ibramarbi sich erneut bewegt, schnell wie der Schlag eines Flügels, und die Klinge war verschwunden.
Elidar atmete aus. »Du hast ihn getötet?«, fragte sie ungläubig.
»Er war dem Versteck auf der Spur«, sagte der Yasemit nüchtern. »Es hätte nicht lange gedauert, bis er es entdeckt hätte. Ein sehr fähiger Mann, dieser Geheimpolizist.«
»Gehen wir weiter«, sagte Elidar heiser. »Dort hinten schauen Leute zu uns her.«
»Harmlos«, winkte Ibramarbi ab.
Elidar fühlte sich, als hätte ein Unsichtbarer ihr einen festen Tritt versetzt. »Wer bist du und was willst du von mir?«, fragte sie erneut.
»Ibramarbi al Fasil, Sohn des Tuch- und Gemischtwarenhändlers Fahim und seiner Gemahlin Asma. Zu Euren Diensten, Magister Zorn.« Seine Stimme klang nach unterdrücktem Gelächter, und Elidar wurde wütend.
»Was willst du?«, fuhr sie ihn an.
»Ich will Euch dienen.«
»Warum, bei allen Dämonen aus Satt'kas unterster Hölle?«
»Weil ich denke, dass Ihr meine Dienste benötigt. Weil ich nach Yasaim zurück will und so pleite bin wie der Hund, dem man seine Flöhe gestohlen hat.« Er hob die Arme. »Seht mich an, Magister Zorn. Ich besitze nur das, was ich am Leibe trage, und das ist alt und zerschlissen. Meine Taschen sind gefüllt mit Wind, und mein Magen ist so leer wie das Alte Hafenbecken von Kayvan. Ich habe schon seit langem nicht mehr gesättigt in den Schlaf gefunden.«
»Du bist einer der Hunde Satt'kas«, entfuhr es Elidar.
Der kleine Mann zuckte ein wenig zusammen. »Das ist ein hässlicher Name«, sagte er vorwurfsvoll.
Die Hunde Satt'kas. Elidar erinnerte sich mit einem Schaudern, obwohl sie nie einem Mitglied dieser finsteren Bruderschaft begegnet war. Aber die Legenden, die sich um sie rankten, waren vielfältig und blutig. Es war kostspielig, einen Hund zu beauftragen – aber wer sichergehen wollte, dass ein Mord zuverlässig ausgeführt wurde und der Mörder seinen Auftraggeber auch unter Folter nicht preisgeben würde, der engagierte einen Hund. Und wenn solch ein Hund einmal die Fährte aufgenommen hatte, dann gab es für sein Opfer keine Rettung mehr.
»Hat dir jemand aufgetragen, mich zu töten?«, fragte Elidar ruhig.
Ibramarbi schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich bin einem Mann hier in den Norden gefolgt, der mich um meinen Lohn betrügen wollte.« Er zuckte lächelnd die Achseln. »Er hatte kein Geld, und jetzt sitze ich hier fest. Die Ledonier sind ein seltsames Volk, sie beschäftigen nicht gerne Ausländer .«
Elidar nickte nachdenklich. So seltsam es auch klang - sie vertraute dem kleinen Meuchler. »Warum holst du dir dein Reisegeld nicht irgendwo hier in der Stadt?«, fragte sie. »Es gibt viele reiche Bürger hier.«
Er riss die Augen auf. »Ich bin kein Räuber und kein Dieb«, sagte er empört.
Sie musste lachen. »Also gut«, sagte sie kurz entschlossen. Es war vielleicht nicht das Schlechteste, einen fähigen Mörder in seinen Diensten zu haben, wenn es auf diese Reise ging. Er würde auf Morgenblüte aufpassen können, wenn Sao-Tan schlief.
»Also gut?«, fragte Ibramarbi. Er hob die Hand, und sie legte, statt sie einfach nur bekräftigend zu drücken, einen Drachen hinein. »Du bist engagiert. Hier ist dein erster Lohn - ein Halbdrachen. Vom Rest organisierst du uns eine Kutsche oder etwas ähnliches. Wir müssen hier verschwinden, ehe der Kurator uns aufstöbert.«
»Eine Kutsche oder etwas ähnliches«, wiederholte der Yasemit. »Ich
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