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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hatte sie in den letzten Wochen erlebt, dass jemand etwas von ihren inneren Dialogen bemerkte.
    »Was meinst du?«, fragte sie vorsichtig.
    »Deine Augen. Sie haben ihre Farbe gewechselt«, erwiderte er. Sein Gesicht zeigte Abscheu.
    Elidar seufzte und ließ ihn los. »Du kannst gehen«, sagte sie. Sie stand auf und drehte sich zum Tisch.
    Hinter ihr blieb es still. »Morgenblüte.« Der Name fiel wie ein Stein in einen Teich.
    »Morgenblüte«, wiederholte Elidar. »Ja, natürlich.« Sie wandte sich um. »Was willst du wissen?«
    »Wie geht es ihr?« Er hatte sich vorgebeugt, seine Hände fest um die Knie geklammert.
    Elidar nickte. »Sie ist hier.«
    Er fuhr auf. »Hier? Aber - wie kann das sein?«
    Elidar erzählte ihm in aller Kürze, was sie vorher nicht erwähnt hatte.
    »Wer passt auf sie auf? Sao-Tan?«, fragte Luca, als Elidar geendet hatte.
    »Sao-Tan«, bestätigte sie.
    Er nickte, seine Haltung entspannte sich. »Gut. Er ist der Beste.«
    »Das ist er«, erwiderte sie leise.
    »Bring mich zu ihr«, forderte er.
    Elidar trank einen Schluck, um Zeit zu gewinnen. Sie musterte Luca über den Rand des Bechers hinweg. Das war nicht mehr der junge, hoffnungsvolle Gardist, den Morgenblüte in Erinnerung hatte. Sie schüttelte langsam den Kopf.
    Jetzt war es Luca, der aufsprang und ihre Handgelenke packte. Sie wich nicht zurück.
    »Bring mich zu ihr«, wiederholte er.
    »Luca …«, begann sie, aber er unterbrach sie. Die Worte sprudelten aus ihm heraus: »Ich bin kein armer Schlucker, den man aus der Gosse retten muss. Mukhar-Dag war ein großzügiger Herr, auch wenn wir uns nicht im Guten getrennt haben. Ich habe genug Geld, um der Prinzessin ein angenehmes Leben garantieren zu können. Nicht standesgemäß, nein, das ganz sicher nicht. Aber angenehm!«
    »Warum …«
    Wieder ließ er sie nicht ausreden. Seine großen Hände umklammerten ihre Handgelenke, und er sah ihr aus nächster Nähe eindringlich in die Augen. »Ich habe ein kleines Landgut außerhalb von Kayvan. Mein Verwalter ist ein fähiger und treuer Mann, er hält das Gut besser in Schuss, als ich es könnte. Ein Weingut. Es ist guter Wein, besser als dieser hier.« Er lachte, und es klang zittrig.
    Elidar befreite sich aus seinem Griff und nahm seine Hände in ihre. »Luca«, sagte sie ruhig, »warum verdingst du dich dann als Söldner?«
    Er seufzte. »Ich habe mir Feinde gemacht in Mukhar-Dags Diensten. Feinde unter den Dkhev ebenso wie unter den Menschen. Nachdem ich den Dienst des Alten Drachen verlassen hatte, habe ich das Gut gekauft und wollte mich dort zur Ruhe setzen. Keine Kämpfe mehr, keine schlechten Träume. Aber meine Vergangenheit hat mich verfolgt. Drei ›Hunde‹ habe ich in den ersten zehn Wochen töten müssen, und zwei Dkhev habe ich mit gebrochenen Knochen nach Hause geschickt. Es war eine Frage der Zeit, wann mich einer in einem unachtsamen Moment erwischt und tötet. Also habe ich mein Schwert lieber wieder umgegürtet.« Er grinste schief. »Niemand sucht mich hier. Hier bin ich nur ein abgehalfterter Söldner unter vielen.«
    Elidar zog die Brauen zusammen. »Das sind schlechte Nachrichten. Die Prinzessin wäre in deiner Nähe in Gefahr.«
    Er straffte sich. »Nein«, sagte er. Seine Kiefermuskeln spannten sich. »Ich gehe zu Mukhar-Dag und Nagib, dem Oberhaupt der kayvanischen Händler, und kaufe mich frei. Mit Geld geht in Kayvan alles!«
    Sie neigte skeptisch den Kopf. »Hast du denn genug?«
    »Es wird teuer, aber ich kann es mir leisten«, erwiderte er. »Ich werde einen Teil meines Gutes verkaufen. Mein Nachbar ist schon lange hinter den Weinbergen an der Grenze zu seinem Land her.«
    »Du würdest für Morgenblüte tun, was du für dich selbst nicht getan hast?«
    Er nickte, finster entschlossen. »Diese Weinberge sind mein wertvollster Besitz, ihretwegen habe ich das Gut gekauft. Ich hätte mich niemals von ihnen getrennt, aber in diesem Fall tue ich es gerne!«
    Elidar ließ sich die Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, nicht anmerken. Sie nickte knapp. »Ich bringe dich zu ihr. Heute Abend.«
    Er lachte erleichtert auf. »Heute Abend«, bestätigte er und wandte sich ab, plötzlich in Eile. »Ich muss vorher noch etwas … Benötigst du mich? Magister?«
    Elidar schüttelte den Kopf. »Geh nur.«
    Elidar stand auf dem flachen Dach des kleinen Hauses und blickte in den Himmel. Obwohl die Sonne schon tief im Nachmittag stand, lag die Hitze wie eine schwere Hand auf der Stadt.
    Sie lehnte sich gegen die

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