Elidar (German Edition)
Nicken ebenso ernst.
»Gehen wir also«, sagte die Prinzessin. Die Aussicht darauf, Cathreta hinter sich lassen zu können, schien sie erstaunlicherweise aufzumuntern.
Ibram, der geduldig neben der Tür gehockt hatte, sprang auf die Beine und verbeugte sich tief. »Hoheit, ich stehe Euch zu Diensten«, sagte er.
Morgenblüte schien erfreut über die ehrerbietige Begrüßung. Elidar warf Sao-Tan einen Blick zu. Der Leibwächter runzelte die Stirn, aber er sagte nichts. Stattdessen stellte er die Reisetruhe ab und deutete wortlos darauf.
Der kleine Yasemit öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Mit einer weiteren Verbeugung nahm er die Kiste auf, ächzte leise und sagte: »Unsere Kutsche wartet dort drüben. Darf ich Euch führen?«
Elidar ging mit Ibramarbi und Morgenblüte voraus und Sao-Tan mit dem Schwert auf dem Rücken blieb einen Schritt hinter ihnen. Er hatte sich nicht überreden lassen, es weniger auffällig zu tragen. »Ich muss es schnell ziehen können, wenn meine Herrin angegriffen wird«, sagte er. »Und in Verkleidung sähe ich nur aus wie ein verkleideter Malandaker.«
Elidar musste ihm recht geben. Die Prinzessin in ihrem Mantel und dem Schleier konnte man auf den ersten Blick für eine Ledonierin halten, aber Sao-Tan war allein von seiner Körpergröße her eine auffällige Erscheinung. »Wir hätten dich als Magister verkleiden können«, sagte sie, ärgerlich, dass es ihr nicht eher eingefallen war. »Niemand wagt es, einen Magister allzu genau anzusehen.«
Auf dem Hof des Kohlenhändlers stand ihr Gefährt - eine unauffällige, nicht allzu komfortabel aussehende Kutsche, die von einem schlanken Dakh gezogen wurde. »Ich bin davon ausgegangen, dass ich der Kutscher sein würde«, erklärte Ibramarbi. »Und ich kann mit Pferden nicht umgehen. Außerdem war das Tier recht günstig.«
Elidar lachte. »Kein Ledonier würde freiwillig mit einem Dakh reisen. Aber gut, Rui wird sich freuen. Es sieht gesund und kräftig aus.«
Sie kraulte die empfindliche Stelle neben dem Ohrloch, und das Dakh brummte wohlig. Seine gelben, geschlitzten Augen schlossen sich zufrieden. Ibram verstaute die Truhe und Elidars Reisesack. »Alles einsteigen«, rief er fröhlich und kletterte auf den Bock.
Elidar half der Prinzessin in die Kutsche, dann kletterte sie hinterher. Als letzter kam Sao-Tan, der mit wachsamen Blicken Ausschau gehalten hatte, ob jemand sie beobachtete.
»Auf nach Yasaim«, rief Ibramarbi, ihr Kutscher, und schnalzte mit der Zunge, um das Dakh anzutreiben. »Ilal, ilal!«
»Vorwärts, vorwärts«, stimmte Elidar leise zu. Sie nahm Morgenblütes Hand und drückte sie fest. Die Prinzessin seufzte leise und ergriff mit der anderen Hand Sao-Tans Pranke. »Vorwärts«, sagte sie, und es klang halb wehmütig, halb abenteuerlustig. »Auf nach Yasaim!«
Drittes Buch
32
E s war still in dem kleinen Studierzimmer. Elidar hatte ihren beiden Zuhörern nur das Wichtigste erzählt - wie sollte sie auch die Ereignisse von beinahe fünfzehn Equils in ein paar dürre Worte gießen? Sie hatte kurz ihren Weg nach Ledon und die Aufnahme in den Spinnenorden skizziert, die Prinzessin als ihre Gönnerin und Freundin erwähnt (und dabei Luca nicht aus den Augen gelassen). Alles, was die Drachenkräfte anging, hatte sie nur am Rande gestreift.
Ibram brachte ihnen etwas zu trinken, und Elidar benetzte sich dankbar die Lippen. Sie spürte die Blicke Tajos und Lucas auf sich gerichtet - ungläubig und fragend.
Elidar trank erneut und stellte den Becher ab. »Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit«, sagte sie. »Junger Freund, ich werde dich nun gehen lassen. Aber ich bitte dich, mich morgen gegen Abend wieder aufzusuchen.«
Tajo schwirrte der Kopf von der Geschichte, die der seltsame Magus ihr erzählt hatte. Oder die seltsame Magierin? Sie musterte den hageren Magister voller Misstrauen. Nein. Das war keine Frau. Warum versuchte er, ihr das weiszumachen? »Ihr bindet uns einen gewaltigen Dakh auf«, sagte sie zu ihm. Oder ihr?
Elidar warf den Kopf zurück und lachte. Sie lachte, wie sie es schon seit Equils und Zequils nicht mehr getan hatte, jedenfalls nicht, soweit sie sich erinnern konnte.
»So, tue ich das?«, sagte sie atemlos. »Luca, denkst du das auch?«
Der Söldner saß auf seinem Stuhl, das Gesicht in den Händen vergraben. Er hob den Kopf, und sein Gesicht war tief gefurcht. »Jemand hat Euch viel über mich erzählt«, sagte er. »Und er hat die richtigen Dinge gewusst, um mich bis auf die
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