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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Blick. »Du siehst müde aus«, sagte er. »Wollen wir hineingehen?«
    Sie nahm seinen Arm. »Ich lasse Ibram hier. Und Luca wird sicherlich auch bleiben. Kommst du mit in die Stadt?«
    »Morgen ist Vollmond.«
    »Morgen, ja.«
    »Was beunruhigt dich?«
    Sie rieb sich über die Stirn. »Morgen ist schon wieder Vollmond. Ich kann das Drachenlicht immer noch nicht rufen, wenn ich es brauche. Morgenblüte hat sich solche Mühe gegeben, es mich zu lehren, aber ich bin zu schwach …«
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter, und sie lehnte sich einen Moment lang in die tröstliche Umarmung. »Sobald du es wirklich brauchst, wird es da sein.«
    Ihr Blick wanderte über sein Gesicht. Die Bestimmtheit in seiner Stimme erstaunte sie. »Danke, dass wenigstens du an mich glaubst«, sagte sie ironisch. »Also kommst du mit mir?«
    Er sah sie verwundert an. »Aber natürlich.« Sein Blick ging noch einmal zurück zu Luca und der Prinzessin, die immer noch nebeneinander im Garten standen.
    »Bringst du es fertig, sie allein zu lassen?«
    Er seufzte. »Ich muss es lernen. Sie ist erwachsen, weißt du? Und dies ist nicht der Smaragdene Hof und auch nicht das Palatium. »
    »Das ist wahr. Tut es sehr weh?«
    »Ja«, erwiderte er knapp. »Aber ich werde es überleben.«
    »Der Tee ist fertig«, rief Ibram von drinnen. Elidar löste sich aus Sao-Tans Armen.
    »Trinken wir Tee. Danach reiten wir zurück.«

33
    S ao-Tan hatte Kissen und Polster auf das flache Dach geschafft, einen kleinen Tisch, Teller und Becher. Das Licht der Sterne und des beinahe vollen Mondes war so hell, dass jede Einzelheit der Stickereien und die Maserung des Tisches deutlich zu erkennen waren.
    Elidar saß auf der Brüstung und wartete auf seine Rückkehr.
    Als Sao-Tan erneut das Dach betrat, balancierte er ein Tablett mit einem Krug und kleinen Schüsseln. Elidar eilte zu ihm. »Du offenbarst erstaunliche Qualitäten«, neckte sie ihn.
    Er nickte und deckte den Tisch. »Komm her«, sagte er dann. »Iss etwas. Du siehst aus, als hätte sich Ibram nicht gut um dich gekümmert.«
    Die Kissen waren weich und bequem, und als Elidar sich hineinkuschelte, bemerkte sie, wie müde und hungrig sie war.
    Sao-Tan deckte die Schüsseln ab. Der Duft ließ sie beinahe ohnmächtig werden vor Verlangen. »Sao-Tan«, sagte sie, »du bist ein Wunder! Aber seit wann gehört so etwas zu den Aufgaben eines königlichen Leibwächters?«
    Er füllte ihren Teller, schenkte den gekühlten Wein ein und ließ sich neben ihr auf den Polstern nieder. »Die Prinzessin erwartet von ihren Untergebenen eine gewisse Flexibilität.« Er hob seinen Becher. »Lass es dir gut schmecken.«
    Elidar ließ sich nicht länger bitten. Wann hatte sie zuletzt etwas zu sich genommen? Manchmal vergaß sie das Essen einfach. Es war wie mit dem Schlaf - wenn man lange genug darauf verzichtete, vermisste man es nicht mehr. Oder zumindest fiel es nicht mehr so auf.
    Sie aßen schweigend. Das kühle Mondlicht badete ihre Umgebung in sanftes Silber.
    Gesättigt lehnte Elidar sich zurück. Sie legte den Kopf gegen ein dickes Kissen und betrachtete Sao-Tan.
    Er saß entspannt da, hielt seinen Becher in den Händen und erwiderte ihren Blick. Auch er hatte seine Alltagskleidung gegen einen hellen yasemitischen Kaftan aus dünner Sirhukseide getauscht. Ließ man den Schnitt seiner Augen und Wangenknochen beiseite und die sanftgoldene malandakische Haut, dann hätte er ohne weiteres eine Wiedergeburt der alten yasemitischen Könige sein können.
    »An was denkst du?«, fragte er. Als sie es ihm erzählte, lachte er und deutete eine Verneigung an. »Du siehst mich mit freundlichen Augen, aber ich bin nur ein alter Schwertmann.«
    »Alt …« Elidar schüttelte den Kopf. »Du wirst mit jedem Tag jünger, Sao-Tan. Die Prinzessin hat es auch schon bemerkt.«
    »Das Geschenk der Göttin an ihre Gefolgsleute«, erwiderte er. »Ich bin ihr dankbar. Du bist so jung, Elidar Zorn.«
    Die Drachenkönigin hob ihr Haupt. Jung! , zischte sie, halb erbost, halb amüsiert. Du armselige Eintagsfliege! Ich war jung, als diese Welt jung war. Alles hier war Ozean und frischer Wind, und die Berge stießen an den Himmel! Jung - du, du … KIND!
    Elidar schüttelte sich. Als ihr Blick sich klärte, sah sie, dass Sao-Tan an die Balustrade zurückgewichen war. Die Kissen, an denen er gelehnt hatte, zeigten Brandspuren. Er kniete auf Händen und Füßen und hatte die Stirn auf den Boden gelegt. »Vergebt einem unwürdigen Sklaven«, hörte sie

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