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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fast der Schlag getroffen. Also habe ich mich für dies hier entschieden - schlicht und praktisch.« Sie stand auf und vollführte einen kleinen Knicks. »Zu Euren Diensten, edler Magister.«
    »Morgenblüte, ich bin beeindruckt.« Elidar musste lachen. »Aber dann sollte Sao-Tan sich auch umziehen, und das wird schwierig. Wir können ihm schlecht auch so einen Schleier über den Kopf ziehen.«
    Morgenblüte legte den Kopf schief und musterte ihren Leibwächter. »Na gut, der Zopf muss ab.«
    Sao-Tan keuchte, seine Hand griff schützend an seinen Kopf. Morgenblüte sah ihn scharf an. »Geht es dir gut, Sao-Tan?« Die Frage klang ernstlich besorgt.
    Er verbeugte sich. »Ich habe seltsam geträumt, Prinzessin. Ich bin der Drachengöttin begegnet und sie hat mein Opfer angenommen.«
    Morgenblüte öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie sah Elidar an, die ihren Blick verblüfft erwiderte. »Das ist wirklich seltsam«, sagte sie.
    »Was ist die Drachengöttin, und welches Opfer verlangt sie?«, fragte Elidar.
    Die beiden Malandaker vollführten gleichzeitig dieselbe Geste: Sie berührten Brust und Stirn mit den Fingerspitzen und verneigten sich dabei.
    »Die Drachengöttin schützt unser Volk durch ihre vielen Kinder. Du trägst eins davon um den Hals - Li-Aungyin, den Silberdrachen«, sagte Morgenblüte dann. »Wenn ein Mann des Schwertes der Göttin sein Herz und seine Augen anbietet, dann verschlingt sie ihn und nimmt so seine Kraft in sich auf.«
    Elidar wollte mehr darüber wissen, aber mit einem Mal wurde ihr schwindelig und sie griff Halt suchend nach Sao-Tans Arm. Die Berührung prickelte mit einer kleinen Entladung durch ihre Hand. Sein fester Griff umspannte ihren Arm und hielt sie. Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben, und Sao-Tan sie trotz ihrer Körpergröße mühelos auffing und zu den zusammengelegten Decken trug.
    »Gib ihr etwas zu trinken«, hörte sie Morgenblüte. Das Summen in ihren Ohren wurde lauter und übertönte alles andere. Sie wusste, dass sie die Augen weit geöffnet hatte, aber dennoch war da nichts als samtene Dunkelheit, durchbrochen von einem kaum wahrnehmbaren, silbernen Glühen.
    Sanfte Hände berührten ihre Stirn und brachten Ruhe. Sie spürte, wie der silberne Anhänger über ihren Kopf gezogen wurde. Es war ein Moment des Verlustes, und sie wollte dagegen protestieren, aber ihre Zunge gehorchte ihr nicht.
    Sie hörte die beiden leise miteinander sprechen. Die Hitze in ihr stieg auf und durchglühte ihre Glieder. »Bring uns nach Hause«, hörte sie die Stimmen der Töchter betteln. Sie kämpfte darum, ihre Schwingen auszubreiten.
    Kühle Hände legten sich auf ihre Stirn. Weiches Silberlicht floss durch ihren Körper und kühlte das Feuer. Mit einem Seufzer entspannte sie ihre verkrampften Glieder. Mondlicht. Es ließ seinen verführerischen Ruf hören. Es wäre so leicht, ihm zu folgen und nach Hause zu eilen, aber stattdessen würde sie mit diesen erdgebundenen Würmern über den staubigen Boden kriechen, Würmernahrung fressen und Wurmgedanken denken. Der Mond würde sich runden und wieder abnehmen, runden und wieder abnehmen, und sie wäre immer noch nicht dort, wo es sie voller Macht hinzog. Sie stöhnte.
    »Schhh, Drachentochter«, murmelte eine besänftigende Stimme. »Feuer und Mondlicht, Mondlicht und Feuer. Lass sie zusammenkommen. Du bist nicht die Drachengöttin.«
    Das funkensprühende Dunkel vor ihren Augen lichtete sich, Konturen schälten sich heraus. Ein Gesicht. Dunkle Augen, die besorgt auf sie herabblickten.
    »Nicht die Göttin«, sagte sie schleppend.
    »Nein.« Etwas Kleines, Schweres, Kühles landete in ihrer Handfläche und sie schloss die Finger darum. Sie kannte das Gefühl, es war der kleine Silberdrache.
    »Nein, Liebes. Denn wärst du ein Feuerdrache, dann wäre Sao-Tan nicht mehr am Leben.« Die Prinzessin kniete neben ihr, sie sah fremd aus in den einfachen Kleidern. »Ich weiß nicht, was du bist. Du gehörst nicht zu meinem Volk.« Sie zuckte anmutig mit den Schultern. »Wir werden es herausfinden. Bis dahin möchte ich dich bitten, meinen Leibwächter nicht wieder zu fressen. Er wirkt etwas angegriffen.« Es war ein schwacher Scherz, und Elidar erkannte die Besorgnis dahinter.
    Sie schüttelte die Benommenheit ab und setzte sich auf. »Ibram wartet«, sagte sie. »Wir sollten aufbrechen.«
    Sao-Tan hatte die kleine Reisetruhe aufgehoben und stand an der Tür. Elidar spürte seinen fragenden Blick. Sie nickte ihm zu, und er erwiderte das

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