Elidar (German Edition)
riskant.«
»Wir haben bisher jeden Attentäter aufgespürt, ehe er Schaden anrichten konnte«, fügte Ibram hinzu. »Ich hatte angenommen, es sei vorüber, weil seit einem Drittelequil nichts mehr vorgefallen ist. Aber jetzt ist wieder einer hinter uns her.«
Luca blieb stehen. »Wir sollten nicht reiten«, sagte er.
Ibram hob die Schultern und sah Elidar an.
»Es drängt mich zwar, sie wiederzusehen«, sagte Luca eindringlich, »aber nicht um jeden Preis. Ich will sie nicht gefährden!«
Elidar schüttelte den Kopf. »Wir reiten«, entschied sie. »Und wir halten die Augen auf. Es geht ein Stück durch ebenes Land, dort werden wir einen Verfolger unweigerlich entdecken.«
»Und töten«, fügte Ibram vergnügt hinzu und rieb sich die Hände. »Das ist sogar besser, als wenn wir in der Stadt auf ihn warten.«
Luca warf ihm einen erstaunten Blick zu. Dann wandte er sich wieder an Elidar. »Wir sollten sie nicht unnötig in Gefahr bringen«, drängte er. »Lass uns umkehren. Ibram und ich suchen nach dem Verfolger und stellen ihn. Dann können wir immer noch …«
»Wir reiten«, sagte Elidar unnachgiebig und warf einen flüchtigen Blick zum Himmel.
Ibram folgte ihrem Blick. »Vollmond«, sagte er. »Heute?«
»Morgen«, erwiderte sie kurz.
»Ich verstehe euch nicht«, beklagte sich Luca, doch er folgte ihnen.
Ibram klopfte ihm auf den Arm. »Das ist auch nicht nötig. Tu einfach, was man dir sagt, Großer.«
»Halt's Maul, Krummnase!«
»Gebt Ruhe!«, befahl Elidar, und die Männer gehorchten.
Der Weg führte nach Osten. Auf dieser Seite Kayvans gab es einen kleinen Fluss, der das Land bis zu den Bergen grün und fruchtbar machte, nicht steinig und trocken wie auf der Westseite der Stadt. Felder und gelegentlich ein Bauernhof säumten ihren Weg durch die Ebene.
Dann erreichten sie ein kleines Landgut, das geschützt zwischen den Hügeln lag. Elidar sprang von ihrem Dakh und ließ es laufen. Luca, der langsamer vom Rücken seiner Reitechse stieg, sah dem davonschaukelnden Tier erstaunt nach. »Hast du keine Angst, dass es dir wegläuft?«, fragte er.
»Kein Dakh rennt Magister Zorn davon«, erklärte Ibram stolz. »Er ruft sie, und sie kommen.«
»So«, machte Luca skeptisch, aber er ließ sein Tier ebenfalls stehen, ohne es anzubinden. Er sah sich um. »Hier lebt sie?«, fragte er missbilligend.
»Hier lebt die Prinzessin«, bestätigte Elidar ungerührt. Sie öffnete das Tor und bedeutete ihm, ihr zu folgen.
Sie fanden Morgenblüte hinter dem Haus. Sie stand unter einem dunkelroten Tinkianbaum und hielt eine Wasserkanne in den Händen, gekleidet wie eine Yasemitin, die Gartenarbeit verrichtet. Elidar fand es immer noch seltsam, die Prinzessin so zu sehen, aber Morgenblüte schien sich in ihrer ärmlichen Umgebung erstaunlich wohl zu fühlen. Sie wirkte nicht mehr so zerbrechlich und durchscheinend wie noch vor zwei Equils in ihrem abgedunkelten Gemach im Palatium.
»Elidar«, rief sie, als sie die Ankömmlinge bemerkte. »Ich habe erst morgen mit dir gerechnet. Hast du dich im Mond geirrt? Sieh mal, ich habe einen Sarkarbusch gepflanzt!«
Eine hünenhafte Gestalt tauchte hinter ihnen auf. »Ein Fremder«, sagte der Leibwächter.
»Kein Fremder«, erwiderte Elidar und trat beiseite, damit Luca und Morgenblüte sich sehen konnten.
Luca starrte die Prinzessin stumm an.
Die Sonne stand schon tief und warf lange Schatten, ein buttergelber Mond stieg über den Horizont. Morgenblüte kniff die Augen zusammen.
»Wen bringst du mir?«, fragte sie mit unsicherer Stimme. Und dann: »Elidar, hast du ihn endlich gefunden?«
Sao-Tan ließ die Hand von seinem Schwert sinken. »Luca«, sagte er. »Sei willkommen in diesem Haus!«
Aber Luca sah und hörte nichts. Sein Blick hing an Morgenblütes zierlicher Gestalt.
Die Prinzessin breitete ihre Arme aus. »Luca«, wiederholte sie. »Du lebst und bist wohlauf!«
Er war in zwei langen Schritten bei ihr und verharrte zögernd, ehe er schwerfällig auf ein Knie sank und seinen Kopf senkte. »Hoheit«, sagte er heiser.
»Alberner Junge«, murmelte sie zärtlich und nahm sein Gesicht zwischen die Hände. »Du bist ja ganz knittrig geworden. Geht es dir gut?«
Elidar wandte sich taktvoll ab. Im Haus hörte sie Ibram mit dem Wasserkessel hantieren. »Sao-Tan«, sagte sie leise, und der Leibwächter trat an ihre Seite. »Ich reite heute wieder zurück.«
Er nickte, ohne sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen.
Sie sah ihn an. »Und?«
Er erwiderte den
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