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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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würde Ibram bitten, den Aufenthaltsort des Alten Drachen herauszufinden.
    Mit diesem Gedanken betrat sie das Gebäude und lief zwei Dkhev direkt in die Arme.
    »Mukhar-Dag«, sagte sie, als die Überraschung nachließ. Wo waren die beiden hergekommen? Wieso hatte sie sie nicht bemerkt? »Ich möchte mit ihm sprechen. Führt mich bitte zu ihm.«
    Der Kräftigere der beiden verschränkte die Arme und stand breitbeinig da. Der Kleinere züngelte. Sie wusste, dass er wie eine Schlange damit ihre Witterung aufnahm.
    »Wer will den Alten Drachen sprechen?«, fragte er mit heller Stimme.
    »Elidar Zorn, Magister der Gemeinschaft der Dunklen Nigh«, erwiderte Elidarsie. Sie ließ Licht auf den Spinnenring fallen.
    Der größere Dkhev verlagerte unruhig sein Gewicht, aber der kleinere schien wenig beeindruckt. »Ein Magister«, sagte er. »Warum willst du den Nestvater sehen? Erwartet er dich?«
    »Nein, aber ich habe Geschäfte mit ihm.«
    »Geschäfte.« Der Dkhev zeigte unverhohlen seine Skepsis. »Welcher Art?«
    »Wer will das wissen?«, fragte Elidar hochmütig zurück.
    Der Stämmigere gab ein Zischen von sich, aber der Kleinere gebot ihm zu schweigen. »Elkar-Dag«, sagte er. »Ich bin der Sulaq-Aray des Alten Drachen.«
    Elidar wusste nicht, was das bedeutete, aber sie wollte sich nicht die Blöße geben, nachzufragen. Also nickte sie und sagte: »Ich bin geehrt, Elkar-Dag. Führst du mich zum Nestvater?«
    Wieder zischte der Größere, und Elkar-Dag züngelte aufgebracht. »Ich werde dich aus dem Nest führen, Magister Zorn. Du bist nicht erwünscht.«
    Elidar seufzte. »Elkar-Dag«, sagte sie geduldig, »der Ehrwürdige Nestvater wird dich hart bestrafen, wenn du mich fortschickst. Ich werde wiederkommen und dann werde ich ihm von deiner Dummheit berichten.«
    »Was willst du von Mukhar-Dag?«, fragte er unbeirrt.
    Sturer Drache, dachte sie. Und mit diesem Gedanken erwachte die Drachenkönigin und lachte.
    Lauf, kleiner Sohn. Lauf zu deinem Nestvater und weine.
    Sie hatte es nicht laut gesagt, aber die stummen Worte schienen dennoch etwas zu bewirken. Der größere Dkhev fuhr zurück und leckte sich nervös über die Augen, und Elkar-Dag hob die Schultern, als wolle er einen Schlag abwehren.
    »Nun gut«, sagte er. »Gut, dann … Ich bringe dich zu Mukhar-Dag. Soll er sich um dich kümmern.« Er wandte sich abrupt um, und Elidar beeilte sich, ihm zu folgen.
    Er führte sie hinunter. Elidar erkannte überrascht, dass sich unter dem Serail ein weitläufiges Kellersystem befand, von dem sie nichts gewusst hatte. Jedermann in Kayvan kannte den alten Scha'Yassim-Palast, man erzählte sich von der Pracht der Säle, den Zimmerfluchten, Arkadengängen und Innenhöfen - aber sie hatte niemanden je von den gewaltigen Gewölbekellern erzählen hören, die sie nun im Schlepptau ihres unwilligen Führers betrat.
    Es ging tief hinunter, über breite, bequeme Treppen, deren steinerne Stufen von Generationen von Bediensteten und Soldaten geglättet und ausgetreten worden waren.
    Die Luft unter dem sonnendurchglühten Boden Kayvans war erstaunlich kühl und frisch. Hier waren in früheren Zeiten wahrscheinlich die Vorräte des Serails aufbewahrt worden. Zeugkammern, Waffenarsenale, möglicherweise auch Dakh-Stallungen (die großen Echsen liebten kühle und dunkle Höhlen) und Mannschaftsunterkünfte – Platz genug für ganze Armeen und gleich mehrere Warenlager.
    Je tiefer sie in den Keller eindrangen, desto weniger erinnerte ihre Umgebung an etwas, das Menschen erschaffen hatten.
    »Wer hat das hier erbaut?«, fragte Elidar.
    Elkar-Dag warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Dies ist uraltes Dkhev-Gelände«, sagte er. »Mein Volk hat schon in Qssa-Qartan gelebt, als es euch Weichfleischige noch gar nicht gab.«
    Elidar nickte nachdenklich. Bilder tauchten in ihrem Geist auf, die nicht aus ihrer Erinnerung stammten. Heißes Gestein, über dem die Sonne flimmerte. Kühle Höhlen. Reißende Flüsse tief unter der Erde, und unter den Höhlen weitere tiefe Schluchten und Gräben, in denen rötliche Feuersglut schimmerte. Die menschliche Bevölkerung von Kayvan ahnte nicht einmal, was sich unter ihren Füßen verbarg. Der Serail war ein Eingang zu dieser unterirdischen Welt. Jetzt erst verstand Elidar, warum der Alte Drache den Serail zu seinem Sitz gemacht hatte.
    Der Dkhev bedeutete ihr, zu warten, und verschwand in einem finsteren Durchgang.
    Elidar fragte sich einen Moment lang, ob er sie vielleicht einfach hier zurücklassen

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