Elidar (German Edition)
wollte - und ob sie jemals wieder an die Oberfläche zurückfände. Der Gedanke beunruhigte sie.
Sei nicht albern , sagte die Drachenkönigin verächtlich. Du bist hier zu Hause. Spürst du, wie die kleinen Schwestern sich freuen, dass du endlich dein Versprechen einlöst?
»Mein Versprechen«, sagte Elidar verblüfft. Ja, sie hatte den Stimmen versprochen, sie nach Hause zu bringen, und hatte gedacht, dass damit Kayvan gemeint sei. Aber jetzt, wo sie hier im Dunkeln stand und die kühle, feuchte Luft tief in die Lungen sog, wusste sie, dass dies der richtige Ort war. Sie rieb sich schaudernd über die Arme. Was hatte das zu bedeuten?
Schritte rissen sie aus ihren Gedanken. Elkar-Dag kehrte zurück und gab ihr einen Wink, ihm zu folgen.
Die Höhle, in die er sie führte, war durch schwaches Fackellicht trüb beleuchtet. Eine Gestalt schälte sich aus den Schatten. Der Dkhev warf sich zu Boden und sagte: »Dies ist der Magister, der dich zu sprechen wünscht, ehrwürdiger Nestvater.«
»Er mag näher treten«, sagte eine volle, ein wenig brüchige Bassstimme.
Elidar folgte der Aufforderung und sah sich einem uralten Dkhev gegenüber, der sie mit kühlem Blick musterte.
»Warum störst du meine Ruhe?«, fragte Mukhar-Dag.
»Ehrwürdiger«, sagte Elidar, »ich bitte dich um Vergebung. Aber ich habe ein Anliegen, das keinen Aufschub duldet.«
Der Alte Drache züngelte nachdenklich, dann machte er eine auffordernde Handbewegung.
Elidar wählte ihre Worte mit Bedacht: »Ehrwürdiger, ich möchte Schulden bezahlen.«
Mukhar-Dag faltete die Hände vor der Brust. »Du hast Schulden bei mir?«
»Nein, nicht ich.« Sie barg die Hände in den Ärmeln ihres Mantels. »Da ist ein Kind namens Tajo …«
Mukhar-Dag neigte den Kopf. »Ich kenne Tajo.«
»Er hat Schulden bei dir«, fuhr Elidar fort. »Ich möchte sie bezahlen.«
»Warum?«
»Mir liegt an Tajo. Ich möchte, dass er unbelastet tun kann, was ihm gefällt.«
Mukhar-Dag kratzte sich mit einem schabenden Geräusch am Kinn. »Ich ermögliche dem Jungen eine Ausbildung bei Karem. Er braucht niemanden, der ihn auslöst.«
»Dennoch«, beharrte Elidar. »Ich bin sicher, dass Tajo diese Ausbildung fortsetzen will. Aber er soll es aus eigenen Stücken tun, nicht, weil du ihn dazu verpflichtet hast. Glaube mir, Mukhar-Dag, ich kenne die Menschen. Wenn sie eine Sache freiwillig betreiben, sind sie mit ganzem Herzen dabei - und das sind sie nicht, wenn man sie zwingt.«
Mukhar-Dag starrte sie reglos an. Nach einer Weile nickte er. »Also gut. Du darfst seine Schulden begleichen.«
Elidar nickte. Jetzt kam der schwierige Teil. »Es geht mir aber nicht nur um seine Schulden. Da ist noch jemand.«
Der Alte Drache knurrte leise, die Sache schien ihn zu amüsieren. »Nun, du bist ein wohltätiger Magister, wie mir scheint. Eine Menge Menschen haben Schulden bei mir, wirst du sie alle bezahlen?«
Elidar räusperte sich. »Nein, Ehrwürdiger. Ich kenne nicht alle Menschen von Kayvan, auch, wenn ich hier aufgewachsen bin.«
Mukhar-Dags Augen verengten sich. Er beugte sich vor. »Du bist kein Yasemit«, sagte er. »Ich kann das sehen. Ich weiß, dass manche meiner Nestsöhne glauben, dass alle Menschen gleich aussehen, aber das stimmt nicht. Du scheinst mir ein Ledonier zu sein.«
Elidar schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich bin«, sagte sie freimütig. »Aber aufgewachsen bin ich in den Gassen von Kayvan. Meine Ziehmutter sagte mir, du seist mein Vater.«
Sie hörte, wie der jüngere Dkhev, der am Eingang stand, zischend Luft holte. Mukhar-Dag blinzelte schnell und verblüfft. »Was?«, sagte er. »Wie originell.«
»Luca«, sagte Elidar schnell, um seine Verblüffung auszunutzen. »Was verlangst du, damit er künftig in Ruhe leben kann?«
Elkar-Dag stieß einen scharfen Pfiff aus und entschuldigte sich hastig dafür. Der Alte Drache erhob sich von seinem Sitz und richtete sich bedrohlich auf. Er war eher klein, und ein alter Mann, aber in seinem Zorn eine achtunggebietende Gestalt. »Was erlaubst du dir, Mensch?«, zischte er. »Wie kannst du es wagen, diesen Namen in meiner Gegenwart zu nennen? Ich sollte dich von meinen Nestsöhnen töten lassen!«
Elidar wich nicht zurück. »Mukhar-Dag«, sagte sie besänftigend, »ich weiß nicht, was zwischen dir und ihm vorgefallen ist - und es interessiert mich auch nicht. Aber Luca hat mir einmal das Leben gerettet und ich stehe tief in seiner Schuld. Ich bitte dich nochmals: Wirf den alten Groll in die
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