Elidar (German Edition)
Feuerschlucht. Ich bin bereit, dir jeden gewünschten Preis dafür zu zahlen.«
Mukhar-Dag stand dicht vor ihr. Sie roch die würzigen Ausdünstungen seines Körpers, die erstaunlicherweise denen eines Dakhs glichen. Einen irrwitzigen Moment lang musste sie dem Impuls widerstehen, die Hand zu heben und den alten Dkhev an der weichen Stelle neben seinem Ohrloch zu kraulen. Nestbruder , dachte es in ihr.
»Die Feuerschlucht«, wiederholte der Alte Drache und ließ sich langsam wieder in den Sitz sinken. »Woher kennst du die Feuerschlucht?«
Sie schüttelte irritiert den Kopf. »Aber …«, sagte sie und verstummte. Nein, das kannte nicht jeder. Niemand oben in Kayvan wusste von den Feuern unter der Stadt. Sie atmete tief ein. »Mukhar-Dag«, sagte sie, »ich denke, dass meine Ziehmutter recht hatte. Hältst du es wirklich für ausgeschlossen, dass ich dein Sohn bin?«
Der Alte Drache lachte laut auf, und auch Elkar-Dag ließ ein Prusten hören. »Nein, junger Weichfleischiger«, sagte Mukhar-Dag dann, »nein, das ist vollkommen unmöglich. Alle Nestsöhne sehen so aus wie der junge Elkar dort hinter dir. Wie sollte denn auch ein Mensch aus einem Dkhev-Gelege entspringen können?«
»Aber wenn eine Menschenfrau sich mit einem Mann deines Volkes gepaart hätte, wäre das dann nicht möglich?«
Wieder lachte der Alte Drache und schüttelte den Kopf. »Vollkommen unmöglich«, sagte er. »Vollkommen. Du verstehst es nicht, junger Mensch. Wir Dkhev können uns nicht, wie du es nennst, paaren.«
Elidar ließ das Thema auf sich beruhen. Wenn sie Mukhar-Dag und seinen Nestsohn ansah, erschien es auch ihr sehr unwahrscheinlich, dass familiäre Bande zwischen ihr und den Dkhev bestehen sollten.
»Darf ich dich noch einmal bitten, mir einen Preis für Lucas Wohlergehen zu nennen?«, fragte sie. »Ich bin bereit, dir alles zu geben, was du dir wünschst.«
Das war eine wirksame, aber sehr gefährliche Formulierung, und sie wusste es. Der alte Dkhev versank in tiefes Nachdenken.
»Du nimmst den Mund sehr voll«, sagte er nach einer Weile.
»Ich weiß, dass du nichts Unmögliches oder Unwürdiges von mir verlangen wirst, Ehrwürdiger.«
Sie sah ihn zum ersten Mal in dieser Unterhaltung lächeln. »Du bist entweder ein sehr dummer oder ein überaus kluger Mensch«, sagte er. »Du packst den Alten Drachen bei seiner Ehre.« Er blickte den jungen Dkhev an. »Hole uns etwas zu trinken, Nestsohn. Ich möchte mich mit diesem Menschen ein wenig unterhalten.«
Er nickte Elidar zu. »Setz dich hierher. Erzähle mir, warum du für Luca dein Leben aufs Spiel setzt.«
Elidar berichtete Mukhar-Dag von ihrem Leben in den Straßen von Kayvan und davon, wie ein junger Gardist sich des elternlosen Kindes angenommen, es mit seinem Leben beschützt und später nach Ledon geschickt hatte. Der Alte Drache lauschte, und als Elkar-Dag einen Krug mit gekühltem Sandbeerensaft brachte, schickte er den jungen Dkhev gleich wieder hinaus, um mit Elidar allein zu sein.
»Ich verstehe«, sagte er, als Elidar geendet hatte. »Und obwohl ich Luca immer noch zürne, denn er hat meine Befehle missachtet und mich vor meinen Nestsöhnen zum Gespött gemacht, bin ich doch bereit, deiner Bitte zu entsprechen, denn dein Mut imponiert mir.«
Elidar entließ ihren angehaltenen Atem. »Ich danke dir, Ehrwürdiger«, sagte sie.
Sie wollte nach der Börse greifen, aber Mukhar-Dag hob die Hand. »Nein, später, das muss warten. Ich werde dir einen meiner Nestsöhne schicken, der dir sagen wird, was du mir schuldest. Jetzt möchte ich etwas von dir wissen. Warum glaubst du, ein Nestsohn des Alten Drachen zu sein? Was bringt dich auf diesen erstaunlichen Gedanken?«
Was konnte Elidar Mukhar-Dag antworten? Dass eine Drachenpräsenz in ihr wohnte, die sie nicht zu bändigen wusste? Je länger sie dem Alten Drachen gegenüber saß, desto weniger schien die Drachenkönigin mit dem Dkhev gemein zu haben.
»Mukhar-Dag«, sagte sie zögernd, »ich habe während meiner Ausbildung zum Magier gelernt, Feuerenergie zu bändigen und einen Drachen zu beschwören. Aber dieser Drache ist ganz anders als du und deine Nestsöhne. Er scheint vielmehr den Drachengöttern der Malandaker zu gleichen.«
Sie sah, dass eine Regung über sein Gesicht ging, die sie nicht deuten konnte. Er leckte sich schnell über die Augen, und sein Blick flackerte durch den Raum. »Die Drachen von Malandakay«, sagte er. »Ich bin ihnen nie begegnet.«
Sie sah ihn fragend an, aber er stand
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