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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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schwer: der Rauch der vielen Kohle- und Holzfeuer, Dakhdung, Kochschwaden, der zitronenscharfe Geruch der Qang-Wurzel, das holzige Aroma starken Cha‚fais, zeremonielle Räucherstäbchen. Durch den Stimmenlärm hindurch drangen fiepende Flötentöne und das winselnde Saitenspiel von Straßenmusikern, Eselsgeschrei, Kinderlachen. Das Flimmern des Sonnenlichts, das durch Tücher und Stoffbahnen, Sonnensegel und geflochtene Überdachungen fiel und glitzernde Goldfäden, buntes Glas, gemusterte Stoffe und blumenfarbene Gewürze zum Leuchten brachte, narrte seine Augen … Luca wurde es schwummerig. Mit weichen Knien rettete er sich aus dem Gewühl in eine Nische, in der schon eine in Lumpen gehüllte Gestalt hockte, und atmete tief durch.
    Ein magerer, schmutziger Arm stieß ihn in die Kniekehle. Er blickte hinab und sah eine Qang-Pfeife, die zu ihm empor gehalten wurde. Ein zahnlückiges Grinsen in einem faltigen, Cha’fai braunen Gesicht. » Ha’l, ha’l !«, sagte der Yasemit - oder war es eine Frau? - auffordernd. Nimm, nimm!
    Luca zögerte. Er hatte schon oft Qang gekaut. Beinahe alle Gardisten trugen die Wurzel bei sich, sie sorgte dafür, dass lange Wachen weniger ermüdend, der Durst und der Hunger geringer wurden. Aber die zu Pulver zerstoßene Wurzel, vermischt mit dem Harz des Qang-Strauchs, war ein weitaus weniger harmloses Mittelchen. » Ba’alayx «, lehnte er höflich ab. Danke, nein.
    Der Alte nickte lächelnd und schob die stummelige Pfeife wieder zwischen die schadhaften Zähne. Luca sah das Weiße in seinen Augen gespenstisch leuchten, als die Augäpfel unter halbgeschlossenen Lidern nach oben rollten.
    Luca holte noch einmal tief Luft und bereute es sogleich, als er die Mixtur aus Schweiß, schmutzigen Kleidern und Qang-Rauch einatmete. Er trat wieder in die Gasse hinaus und hielt Ausschau nach einem Wasserverkäufer. Dort, neben dem Teppichhändler, der so laut seine Ware anpries (nur noch übertönt von dem langschwänzigen bunten Vogel, der angekettet an eine Stange über dem Eingang zu seinem Geschäft saß), stand ein mit Wasserschläuchen beladener Dakh. Luca winkte dem Besitzer der Lastechse, der herbeieilte, den Schlauch über seiner Schulter anhob und einen gezielten Strahl in Lucas Mund lenkte.
    Luca warf ihm einen Achtelmhred zu und sah sich um. Dort war eine Garküche, sogar mit einigen Hockern. Es roch gut aus den Töpfen und Pfannen, die über dem lodernden Holzfeuer klapperten und dampfend vor sich hinzischten.
    Luca arbeitete sich zu dem Stand vor und orderte einen großen Teller »von allem«. Dann sah er zu, wie die Köchin geschäftig zwischen den Töpfen herumwirbelte und Kleckse gold- und zimtfarbenen Gemüsepürees, kleine frittierte Bällchen, Brocken von Dakh-Fleisch in dicker Tunke, Linsenfladen, Salat und scharfe, ölig-rote und gelblich schimmernde Saucen auf eins der großen, flachen Brote häufte. Sie schob es ihm hin, reichte einen Holzlöffel dazu und einen Becher mit vergorener Ziegenmilch und lächelte ihn an, als sie ihre erhitzten Wangen mit ihrem Schleier abtupfte. Sie war nicht allzu jung und nicht allzu hübsch, aber Luca erwiderte das Lächeln so feurig, wie es ihm möglich war. Die Köchin lachte und gab ihm einen Klaps sowie ein zusätzliches Stück heißes Fladenbrot, das mit Kartoffelstücken gefüllt war und nach Knoblauch dufete.
    Luca stöhnte vor Behagen und setzte sich auf einen der niedrigen, gepolsterten Hocker. Gelegentlich einen Schluck von der Ziegenmilch nehmend, um die Schärfe des Essens zu mildern, genoss er seine Mahlzeit und sah dem Treiben auf der Gasse zu.
    Ein fingerfertiger Würfelspieler hatte eine Handvoll Männer um sich versammelt und nahm ihnen ihr Geld ab. Luca grinste und biss in den gefüllten Fladen. Mit solchen Betrügern aufzuräumen gehörte zu den Aufgaben der Stadtbüttel, nicht zu denen der Garde - Jason sei Dank! Das Gleiche galt für all die unzähligen Taschendiebe, Beutelschneider und Betrüger, die gefälschte Mhred unters Volk brachten.
    Er wischte sich den Mund ab und stand auf. Frisch gestärkt und ein wenig übermütig beschloss er, nicht gleich zum Badehaus zu gehen, sondern erst noch ein wenig durch den Basar zu schlendern. Diese Gegend hier kannte er noch nicht, obwohl er inzwischen schon seit beinahe vier Equils in Kayvan stationiert war.
    Es konnte kein Muster in der Anlage der Budengassen erkennen. Eben noch ging es leicht bergab, die Gasse führte in Richtung des ehemaligen Hafens, dann machte sie einen

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