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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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scharfen Knick, teilte sich in drei Gassen auf und führte zum Zentrum zurück - oder seitlich daran vorbei. Und so ging es die ganze Zeit. Zwei- oder dreimal landete er sogar in einer Sackgasse, stand vor höhlenähnlichen Geschäften, und musste ein Stück zurückgehen, bis er die nächste Gabelung erreichte.
    Doch irgendwann hatte er vollkommen die Orientierung verloren. Die Gasse, in der er stand, war ihm vollkommen fremd, obwohl er geglaubt hatte, sich längst wieder auf dem Rückweg in bekanntes Terrain zu befinden. Luca rieb sich irritiert den Nacken. Es war drückend heiß, die Sonne stand hoch über dem Basar und stach wie mit Nadeln.
    »Gardist?«, sprach ihn eine Stimme freundlich an. Er drehte sich um und nickte fragend.
    Der junge Mann lächelte zähneblitzend, er trug ein sauberes, wenn auch geflicktes weißes Hemd und Sandalen an den staubigen Füßen und führte ein mit Körben beladenes Dakh am Zügel. »Du siehst aus, als hättest du dich verlaufen. Soll ich dir den Weg zeigen?«
    »Ich will zum Badehaus«, erklärte Luca.
    »Ach, das ist ganz einfach.« Er begann zu erklären, mit vielen ausladenden Handbewegungen. Luca sprach mittlerweile ein ganz annehmbares Yasemitisch, aber das Tempo, in dem der Mann redete, ließ Luca die Hälfte der Anweisungen verpassen.
    »Danke«, sagte er verwirrt, als der Mann endete mit: »… und dann gehst du rechts am Laden vom alten Saïd vorbei. Das Badehaus liegt auf der linken Seite.«
    Er nickte dem hilfreichen Yasemiten noch einmal zu und ging los. Hinter sich hörte er ihn noch rufen: »Hier rechts. Rechts, nicht links!«
    Wieder tauchte er in den Irrgarten ein und ließ sich mit der Menge hangabwärts treiben. Das Badehaus lag etwas unterhalb der Stadtmauern, also konnte die Richtung nicht ganz falsch sein.
    Folgte ihm da jemand? Schon seit einer ganzen Weile verspürte er ein Kitzeln im Nacken, als würde ihn jemand beobachten.
    Luca ging langsam weiter. Aufmerksam. Und dann erkannte er, was ihn die ganze Zeit schon gestört hatte: Wo waren die Dkhev?
    Er blieb stehen und sah sich um. Yasemiten. Ein paar Dakhs, die stumpfsinnig kauend vor den Buden standen. Hühner, eine Ziege, zwei struppige Hunde, eine magere Katze. Spatzen. Fliegen. Es roch durchdringend nach Qang-Harz und Dakhdung.
    Luca drehte sich nochmals um die eigene Achse. Yasemiten. Tiere. Keine Dkhev.
    Er ging weiter, das Kribbeln im Nacken, und schaute in jede Bude. Inzwischen war er in einer weniger belebten Gegend des Basars angelangt. Er sah kaum noch Frauen und Kinder auf der Straße, sondern fast ausschließlich Männer in langen Hemden oder weiten Hosen, graubärtige Alte und glattrasierte Jünglinge, die um kleine Feuer saßen und schwatzten, Qang rauchten und Cha’fai tranken.
    Und immer noch kein einziger Dkhev.
    Stirnrunzelnd ging Luca weiter. Inzwischen hatte er vollkommen vergessen, dass er nach dem Badehaus suchte.
    Seine erste Begegnung mit einem Dkhev war ihm immer noch so frisch im Gedächtnis, als wäre sie erst gestern geschehen. Er hatte zwei Tage zuvor seinen Dienst im Serail angetreten, und es war sein erster Ausflug aus dem Palastgelände. Ein dienstälterer Gardist führte ihn herum und zeigte ihm die wichtigsten Plätze der Stadt.
    Am Rande des Basars war ein Dkhev auf sie zugekommen und hatte seinen Führer angesprochen: »He, Gaius. Du schuldest mir noch einen Mhri. Vergessen?«
    Der Gardist zog ihn beiseite und kramte mit rot angelaufenen Ohren in seinem Geldbeutel herum. Luca hatte erstmals Gelegenheit, den Echsenmann einer genauen Musterung zu unterziehen. Er hatte von den nichtmenschlichen Bewohnern der Stadt gehört, aber einem von ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, war doch ganz etwas anderes. Er hatte sich die Dkhev anders vorgestellt: weniger menschenähnlich und doch menschlicher. Seine Statur war die eines mittelgroßen, stämmigen Mannes. Er trug eine gewickelte Hose und eine bestickte Weste, wie sie auch junge Yasemiten trugen. Aber aus den Hosenbeinen ragten vierzehige, graugeschuppte Füße mit langen Klauen, die langen, muskulösen Arme hatten eine andere Form als Menschenarme, das Ellbogengelenk saß viel höher und schien in die falsche Richtung zu weisen. Die Haut des glatten, haarlosen Kopfes schimmerte grünlich und hatte keine Ohrmuscheln.
    Gaius hatte sein Geld gefunden und drückte es dem Echsenmann in die vierfingrige Hand. Der Dkhev drehte sich um und sah Luca an. »Dich kenne ich nicht. Neu hier?«, fragte er und leckte

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