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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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eng, dass sein Mantel beim Laufen die Wände streifte. »Was treibt ihr? Fort, geht auseinander!«
    Zwei der Männer drehten sich zu ihm um und bleckten angriffslustig die Zähne. Ihre Augen waren blutunterlaufen und glänzten stark.
    Zwischen den Männern - es waren sechs - strampelte ein mageres Bündel Mensch um seine Freiheit. Mit hilflosem Zorn erkannte Luca das Mädchen Elidar. Ihre Lumpen waren ihr vom Leib gerissen worden, und ihre Schultern und ihr blasses Gesicht trugen die Spuren von Misshandlungen.
    »Lasst sie los«, brüllte Luca, dem die Zornesröte den Blick verdunkelte. Er hob sein Schwert - warum nur war er heute mit der leichten, kurzen Waffe unterwegs? - zog mit der weniger starken Linken den Dolch, und stürmte auf die Männer zu, die johlend und knurrend ihre Knüppel und Messer hoben.
    »Lauf, Elidar«, schrie Luca und hieb dem ersten, der ihm entgegenkam, den Knauf seines Dolches gegen die Schläfe. Er betete, dass keiner mit einem Knüppel den Sitz seines Helmes prüfen möge, denn er hatte den Kinnriemen nur nachlässig geschlossen.
    Der erste Angreifer ging mit einem Ächzen zu Boden. Die nächsten beiden handelten sich einen Hieb mit dem Schwert ein, der eher schmerzhaft als böse war. Luca zögerte, die berauschten und ihrer Sinne kaum noch mächtigen Männer zu verstümmeln oder gar zu töten.
    Zumindest ließen die Männer jetzt von Elidar ab. »Lauf«, rief Luca wieder, und das Mädchen raffte ihre Lumpen um sich und machte ein paar zögernde Schritte, bevor sie stehen blieb und mit riesengroßen Augen dem Kampf zusah.
    Es hätte ein ungleiches Gefecht sein müssen. Die Yasemiten waren mit nichts Gefährlicherem als ein paar Messern und Knüppeln bewaffnet, und obwohl sie in der Mehrzahl waren, war Luca ein junger und starker Soldat mit guter Bewaffnung und leichter Rüstung.
    So waren auch drei der Männer bald außer Gefecht gesetzt, die beiden Übriggebliebenen brüllten und drohten mit ihren Knüppeln, trauten sich aber nicht in Lucas Reichweite, sondern suchten schon nach einem Fluchtweg. Das Ende des Kampfes schien in Sicht. Luca lächelte Elidar beruhigend zu und ließ sein Schwert sinken.
    »Luca«, schrie das Mädchen und riss die Hände hoch, als wollte sie einen Schlag abwehren.
    Ein mörderischer Hieb traf Lucas Kopf und ließ den Helm über seine Augen rutschen. Einen Wimpernschlag bevor der zweite Schlag seine Beine und ein dritter wieder seinen ungeschützten Kopf traf, dachte er noch: »Sechs. Es waren sechs …«
    Ein gleißender Blitz flammte auf, dann wurde es dunkel um ihn.

8
    H ell, dunkel. Hell, dunkel. Stimmen. Das Geschrei eines Dakhs. Ruhe, das ferne Pfeifen des Windes in den Türmen des Schweigens.
    Dunkel, hell. Dunkel, wieder hell. Kühle, dann wieder Hitze. Schmerzen. Zerrend, beißend, klopfend, nagend. Jemand hatte Schmerzen. Jemand war durstig. Jemand stöhnte.
    Der Jemand sollte ruhig sein. Er wollte schlafen. Warum hörte er nicht auf?
    Zerrender, nagender, klopfender, reißender Schmerz. Jemand hatte Schmerzen. Er wollte, dass dieser Jemand ging und ihn allein ließ.
    Dunkel. Kühl. Still, still bis auf das beständige Jammern und Stöhnen, Wimmern und Weinen.
    »Ich habe Durst«, sagte Luca. Es war wohl niemand da, der seine Worte hörte, denn niemand antwortete. Seine Stimme klang fremd und dumpf. Er hob eine Hand, die bleischwer am Ende seines Armes hing, und betastete sein Gesicht. Da war ein Verband, aber sein Gesicht tat nicht weh. »Gut«, sagte er und schlief ein.
    »Ich habe Durst.« Hatte er das nicht schon einmal gesagt? Luca versuchte, nachzudenken, aber sein Kopf schmerzte.
    Etwas berührte seine Lippen. Kühl. Wasser. »Langsam«, sagte eine Stimme.
    Er schluckte und hustete. »Danke«, sagte er. »Es waren sechs!«
    »Du bist im Serail«, sagte die Stimme. »Ein Junge hat uns alarmiert, nachdem du zusammengeschlagen worden bist.«
    Luca öffnete die Augen und blinzelte. Seine Sicht war verschwommen, aber er erkannte das Gesicht. Der Name fiel ihm nicht ein. Er leckte über seine rissigen Lippen.
    Der Mann sah ihn kopfschüttelnd an. »Junge, die haben dich böse zugerichtet. Der Medicus kommt gleich und wechselt die Verbände. Hast du Schmerzen?«
    Luca nickte. Rufus. Das war Rufus.
    Als er das nächste Mal erwachte, blickte ein dunkelhäutiger, missmutig dreinschauender Mann auf ihn herunter. »Beiß die Zähne zusammen«, sagte er. »Ich muss dein Bein neu schienen.«
    Das Bein? Luca wollte sich aufrichten, aber ihm wurde

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