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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sie darauf erwidern sollte.
    »Befreien wir deinen Freund«, brach Sturm das angespannte Schweigen. Er bewegte erneut seinen Finger und Valon glättete endlich die Falten seines Habits, wobei er Magnifizenz Sturm aufmerksam anblickte.
    »Meine Schüler«, sagte Sturm, »ihr fragt euch, warum eure Anerkennung als Magister aufgeschoben wurde.« Valon vermied es, Elidar anzusehen, und nickte.
    »Natürlich könnte man sagen, dass diese Verzögerung mit den Vorfällen bei eurer Prüfung zusammenhängt, und das wäre noch nicht einmal vollkommen falsch«, fuhr Sturm fort. »Aber ich habe euch zu mir gebeten, um euch die anderen Aspekte vor Augen zu führen, die eure Einkleidung und die eurer Mitnovizen zur Zeit unmöglich machen.« Er schwieg, und sein Atem ging schwer und laut. Elidar musterte besorgt sein fahles Gesicht.
    »Magnifizenz«, sagte sie leise, »sollten wir das nicht lieber zu einem späteren Zeitpunkt …«
    Er hob die Hand. »Nein«, sagte er scharf. »Ich bin nicht sicher, wie viel Zeit mir bleibt, um dies mit euch zu besprechen.« Er beugte sich ein wenig vor und hustete; ein hartes, kratzendes Geräusch, das tief aus seiner Brust kam.
    Elidar spürte den vorwurfsvollen Blick, den Valon ihr zuwarf. Trotz Sturms vorheriger Versicherung, dass sie keine Schuld an seinem Zustand traf, fühlte sie sich dafür verantwortlich.
    »Ihr werdet nun etwas erfahren, in das nicht einmal alle Magister unseres Ordens eingeweiht sind«, fuhr Sturm fort. »Der beste Absolvent des letzten Abschnitts wird nach der offiziellen Prüfung noch einer geheimen Prüfung unterworfen, die für seinen weiteren Weg innerhalb unseres Ordens entscheidend ist. Die Zeremonie zur Ernennung der neuen Magister wird erst danach angesetzt.« Er pausierte und griff nach dem Becher, den er auf der Armlehne abgestellt hatte. Elidar bemerkte, dass die abgekühlte Flüssigkeit darin nach einem kurzen Moment wieder zu dampfen begann. Auch ein Windmagier verfügte durchaus über gewisse feuermagische Kräfte.
    Sturm trank einen Schluck und seufzte. »Ihr werdet euch nun fragen, warum ich euch beide hergebeten habe, denn der beste Absolvent eures Abschnitts ist Elidar.« Er blickte Valon an, der missmutig dreinblickte. »Ich weiß, dass du das anders beurteilen würdest, mein Junge. Aber ich kann weiter und auch tiefer schauen als du, und deshalb ist meine Wahl für diese letzte, entscheidende Prüfung im Verlaufe des letzten Equils auf deinen Freund und Konkurrenten gefallen.«
    Er trank und stellte den Becher wieder fort. »Nun leben wir in besonderen Zeiten - wir haben jetzt schon Absolventen aus fünf Abschnitten zu Magistern ernannt, und kein einziger von ihnen war auch nur im Entferntesten würdig, sich der letzten Prüfung zu stellen. In früheren Zeiten hätte keiner von ihnen seine Ausbildung hier beenden dürfen. Aber wir haben ja keine große Wahl mehr …« Seine Stimme verklang. Er hatte das Kinn auf die Hände gestützt und schien in einer Vergangenheit zu weilen, in der die uralte Magie noch immer stark und mächtig gewesen war, und die Orden ihre Absolventen gnadenlos aussieben und beinahe zu Tode prüfen konnten, ehe ihnen der Magistertitel verliehen wurde. Elidar lief ein Schauder über den Rücken, und Valons Gesichtsausdruck kündete von ähnlichem Unbehagen.
    »Nun, alles ändert sich«, kehrte Sturm aus seinen Gedanken zurück. »Ich habe mich also für Elidar entschieden und dem Kollegium meine Entscheidung mitgeteilt. Es gab keinerlei Einwände dagegen. Aber jetzt hat sich etwas ereignet«, sein Blick streifte Elidar, »das das Kollegium zutiefst spaltet. Ich darf nichts zulassen, was unseren Orden schwächt, und deshalb habe ich mich gegen alle Regeln entschieden, euch beide zu dieser Prüfung zuzulassen.« Er richtete einen scharfen Blick auf Elidar. »Solltest du unseren Orden verlassen, wirst du dich vorher einer Prozedur unterwerfen müssen, die diese Erinnerung aus deinem Geist löscht. Denn dies gehört zu den Mysterien unseres Ordens, die nicht in die Welt hinausgetragen werden dürfen.«
    »Warum schließt Ihr Elidar dann nicht einfach von dieser Prozedur aus?«, fragte Valon. »Ihr habt mich, reicht das nicht?«
    Elidar schickte ihm einen zornigen Blick. Magnifizenz Sturm neigte nachdenklich den Kopf. »Du sprichst einigen aus dem Kollegium aus dem Herzen, junger Mann.« Er richtete sich auf, und Elidar sah, wie viel Mühe ihm das bereitete. »Aber noch bin ich, Casarius Sturm, die Magnifizenz der Gemeinschaft der

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