Elidar (German Edition)
hatte keinerlei Spruch für diesen Bann gewirkt, hatte nur matt mit dem Finger gezuckt.
Sie starrte den Magier an, der ihren Blick mit leisem Amüsement erwiderte. »Zaubersprüche sind etwas für Stümper«, sagte er. »Das weißt du eigentlich selbst, oder?«
Sie war nicht einmal mehr überrascht, dass er wusste, was sie dachte. »Wie meint Ihr das?«
»Du hast keine Worte benutzt, als wir dich prüften«, erwiderte er.
Sie schluckte schwer. Jetzt kam er zur Sache.
Sturm faltete die Hände. Seine ausdruckslos hellen Augen wichen nicht von ihrem Gesicht.
»Spectabilis Grimm fordert deine Relegation«, sagte Sturm. »Die Meinungen darüber sind im Kollegium aber durchaus geteilt. Nicodemus Bär und unser Cubicular haben sich deutlich für deinen Verbleib im Orden verwendet.« Er sah sie an und wartete auf eine Entgegnung.
Elidar räusperte sich. »Ich respektiere die Meinung des Novizenmeisters«, sagte sie.
»Hm-hm«, machte Sturm. Sein Gesicht blieb ernst, aber in seinen grauen Augen schien sie den fernen Schimmer eines Lächelns erahnen zu können. Oder hoffte sie nur darauf?
»Was würdest du tun, wenn wir dich relegieren?«
Sie schüttelte den Kopf. Natürlich hatte sie in den letzten Tagen darüber nachgedacht, gründlich sogar. Eine Relegation bedeutete ja nichts weiter, als dass sie nicht mehr dem Spinnenorden angehörte und nicht offiziell den Titel »Magister« zuerkannt bekam. Ihre Fähigkeiten und das, was sie in den vergangenen Equils gelernt hatte, würden ihr bleiben. Sie konnte wieder zurückgehen nach Yasaim und sich dort als Magus einen Namen machen. Sie hätte dort mit Sicherheit ein sehr gutes Leben zu erwarten. Oder sie könnte ihre Gönnerin, die Prinzessin Morgenblüte, um weitere Protektion bitten. Vielleicht könnte sie nach Malandakay reisen und in der wunderbaren Heimat der Prinzessin ein neues Leben beginnen.
»Der Orden ist die einzige Heimat, die ich je besessen habe«, sagte sie. »Ich wüsste nicht, was ich tun sollte.«
Sturm nickte knapp und ein wenig unfreundlich. »Sarcinor«, begann er, und Elidar biss sich auf die Lippe. Der Erzmagus würde mindestens ihren Kopf fordern, da war sie sich sicher.
Sturm hielt inne und betrachtete sie mit leicht geneigtem Kopf. »Du bist beunruhigt?«
Elidar hielt seinem Blick stand und sagte nichts. Sturm nickte kurz und fuhr fort: »Sarcinor hat mir ausrichten lassen, falls ich dich relegieren sollte, würde dies seine Meinung über mich nur bestätigen. Außerdem böte er dir in diesem Fall an, dich dem Salamanderorden anzuschließen. Er meinte, einen stärkeren Feuermagier als dich habe er - seine eigene Person selbstverständlich ausgenommen - noch nicht zu Gesicht bekommen.«
Elidar schnappte nach Luft. Sturm legte die Hände in den Schoß und betrachtete sie eingehend. »Wäre das nicht erfreulich für dich? Du würdest deinen Freund Valerian wiedersehen. Wie heißt er nun? Magister Tonitrus?«
Elidar dröhnte der Kopf. Der Salamanderorden. Bei aller Rivalität zwischen den Orden und allen abfälligen Bemerkungen, die über den Bruderorden gemacht wurden: Der Orden des Glühenden Salamanders war eine ebenbürtige Gemeinschaft von Magiern, wie jede der Sieben. Es wäre keine Schande, dort als Magister zu wirken.
»Feuermagier?«, sagte sie. »Ich bin Eurem Urteil nach doch gar kein Feuermagier.«
Casarius Sturm nickte leicht. »Was uns zu einem anderen Punkt bringt, den ich mit dir besprechen wollte.« Sein Blick streifte flüchtig den starren Valon. Elidar fragte sich, ob es den Magus Energie kostete, diesen Zustand aufrechtzuerhalten, denn er war im Verlauf ihres Gesprächs noch ein wenig bleicher geworden, und auf seiner Stirn standen feine Schweißperlen, die er nun mit einem Tüchlein abtupfte.
»Ich glaube, dass wir uns geirrt haben. Dass ICH mich geirrt habe«, fuhr Casarius Sturm fort. »Du hast in all den Equils deiner Ausbildung keine wirklichen Fortschritte in deinem Element gemacht, und das hätte mir eigentlich zu denken geben sollen.« Er verstummte und sein Blick ging ins Leere.
Elidar fühlte sich bei seinen Worten ein wenig beruhigt. Es deutete nichts darauf hin, dass Sturm sie wirklich hinauswerfen würde. Das Problem ihres so erstaunlich schwierig zu meisternden magischen Elementes besprachen sie hier und heute nicht zum ersten Mal. Sturm, der mächtigste Windmagier des ledonischen Imperiums, war naturgemäß in den Equils des letzten Abschnitts auch ihr Meister und sie sein Schüler gewesen - und sie
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