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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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und atmete aus, um sich ein wenig zu beruhigen.
    »Das Foto ist in Luleå aufgenommen worden«, sagte sie dann. »Das glauben wir jedenfalls. Bleib da und such nach dem Fotografen.«
    John Rosén lachte in den Telefonhörer.
    »Na klar, Chefin.«
    »Es ist natürlich nur ein Vorschlag«, sagte Elina rasch. »Selbstverständlich entscheidest du selber.«
    »Tatsache ist, dass ich schon in diese Richtung gedacht habe. Nur nicht so präzise. Einer von denen, mit denen ich mich unterhalten habe, dieser Sigurd Marklund, von dem ich vorhin sprach, ein Parteiveteran, sagt, er kenne das Gemälde nicht, das in dem Zimmer, in dem Åkesson und Bergenstrand saßen, an der Wand hängt. Und da habe ich vage daran gedacht, dass man es herausfinden müsste. Aber ich gebe zu, dass ich nicht die richtigen Schlüsse gezogen habe. Bis jetzt.«
    »Yes«, sagte Elina etwas zu laut. »Gut, gut. Das Gemälde. An das habe ich nicht gedacht. Es ist unsere beste Chance, den Fotografen zu finden. Wenn es seine Wohnung war.«
    »Ich muss also in Luleå bleiben und nach jemandem suchen, der ein Bild mit einem Elch erkennt, das vor vierzig Jahren an einer Wand gehangen hat, und der sich außerdem daran erinnert, wem es gehörte.«
    »Viel Glück.«
    »Dann sehen wir uns also in etwa einem Jahr wieder.«
    »Wenn wir Pech haben, hat das Bild in einer der Wohnungen gehangen, die Bergenstrand und Åkesson in Luleå gemietet hatten. Ich werde Kristina Åkesson fragen, ob sie es erkennt. Als ich ihr das Foto zeigte, schien sie sich an nichts zu erinnern.«
    »Bitte Gerhard Tallberg, die damalige Ehefrau von Bergenstrand zu fragen. Sie sollte eigentlich wissen, wie sie ihre Wände dekoriert hatte. Du musst ihn sofort anrufen, Elina. Und sprich mit Åkessons Exfrau, sobald du kannst. Wenn das Bild einer von ihnen gehört hat, kann ich nach Hause fahren.«
    »Sonst musst du bleiben. Und suchen.«

22
    Das Haus unten am Hafen zu finden, war nicht schwer. Es sah aus wie eine gestrandete Finnlandfähre. Schwerer war es, den Eingang zu finden; John Rosén brauchte mehrere Minuten, bevor er begriff, dass er durch eine blaue Plastikröhre mit Rolltreppe gehen musste, um das Gebäude selbst zu erreichen.
    An der Haustür hing ein Briefkasten mit dem Namen Curt Valdemarsson. Der Mann, der ihm öffnete, trug eine graue Strickjacke und Pantoffeln. Seine Haut war glatt und er begrüßte John Rosén mit einem weichen Handschlag.
    »Natürlich erinnere ich mich an Erland Bergenstrand«, sagte er, noch ehe Rosén seine Schuhe ausgezogen hatte. »Der hat mich doch eingestellt. Das war am i. Oktober 1959 und ich bin dem Werk bis zu meiner Pensionierung im letzten Jahr treu geblieben. In meinem ganzen Leben habe ich nur einen einzigen Job gehabt.«
    »Sehr eindrucksvoll«, sagte John Rosén. »Es muss Ihnen dort gefallen haben.«
    »Nein. Ich hab nie Freude an der Arbeit gehabt. Nicht einen einzigen Tag in meinem Leben. Für mich war das nur eine Möglichkeit, meinen Lebensunterhalt zu sichern. Irgendwie hab ich es nie geschafft, die Stelle zu wechseln. Die Jahre vergingen und ich bin geblieben. Kommen Sie herein.«
    Sie setzten sich auf eine Couch in einem hübsch eingerichteten Wohnzimmer. Rosén sah sich um. Auf dem Bücherregal fehlten die sonst üblichen Familienfotos. Sein Blick wurde von einem Gemälde angezogen, das über dem weinroten Sofa hing. Darauf war eine Gebirgslandschaft mit Rentieren zu sehen. Kein Tümpel, kein Elch.
    »Und jetzt ist er tot«, sagte Curt Valdemarsson. »Ich lebe immerhin noch. Aber ich glaube, er hat mehr Spaß am Leben gehabt als ich. Na ja, man soll nicht jammern.«
    »Was waren Ihre Aufgaben in der Personalabteilung? Dort haben Sie doch gearbeitet?«
    »Bürosklave. Ich habe mich um die Papiere gekümmert, wenn jemand eingestellt wurde, habe die Bewerbungen entgegengenommen, Einstellungsgespräche vorbereitet, habe dabeigesessen und Notizen gemacht und die Unterlagen aller Angestellten verwaltet.«
    »Sie haben im Lauf der Jahre bestimmt viele kommen und gehen sehen.«
    »Mehr, als ich mich erinnern kann. Halb Luleå und ein großer Teil des Binnenlandes sind an mir vorbeigezogen. Ja, mit der Zeit wurden wir natürlich immer mehr in der Abteilung, ich habe mich also nicht um alle gekümmert. Es gab ja Kontoristinnen.«
    »Und was hat Bergenstrand getan?«
    »Leute eingestellt.«
    John Rosén blätterte in seinem Block. Er zeigte mit dem Stift auf eine Notiz.
    »Ich sehe hier, dass er zwischen 1958 und 1963 im Werk gearbeitet hat.

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