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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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seine Arme. Sie gingen zu einem Graben, dort legte er sie ins Gras.
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Sie sah ihn davongehen und versuchte aufzustehen, doch es gelang ihr nicht. Sie rief nach ihm, aber er war schon weit entfernt. Über ihr flog ein Flugzeug. Sie wusste, dass es nach Luleå flog, und sie hätte dabei sein sollen. Doch es war zu spät.
    Sie setzte sich auf. Verwirrt streckte sie sich nach ihrer Armbanduhr und versuchte zu erkennen, wie spät es war. Aber ihre Augen waren zu müde.
    Papa, dachte sie.
    Sie legte sich wieder hin und schaute zur Decke.
    Ich fahre nach Märsta, dachte sie. Sonst kann ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Am besten, ich bringe es hinter mich. Was immer er mir zu sagen hat.
    Am Vorabend hatte sie eigentlich beschlossen, ihn nur anzurufen. Die Gedanken an das, was John Rosén gesagt hatte, ließen sie nicht mehr los. Fast war es ihr gelungen, sich selbst davon zu überzeugen, er habe einfach vergessen, dass er Wiljam Åkesson in Luleå begegnet war. Doch im tiefsten Innern wusste sie, dass es nicht stimmte. Sie hatte keine Ahnung, was dahinter steckte und im Grunde wollte sie es auch gar nicht wissen. Doch jetzt hatte sie keine andere Wahl mehr.
     
    Es regnete, als sie das Haus verließ. Sie schaute zum grauen Himmel hinauf, der ihre eigene Stimmung widerspiegelte. Noch bevor sie die Wagentür öffnete, entschied sie, sich ein anderes Auto anzuschaffen. Ein größeres und neueres.
    Das ist Rosén, dachte sie. Er hat mich dazu gebracht, über Autos nachzudenken. Ich werde ihn um Rat fragen.
     
    Botwid Wiik sah erstaunt aus, als er die Tür des Reihenhauses in Märsta öffnete.
    »Elina«, sagte er, »komm herein. Hast du zufällig in der Nähe zu tun?«
    Sie zog im Flur ihre Schuhe aus.
    »Der Sommer ist endgültig vorbei«, konstatierte sie. »Es hat auf dem ganzen Weg hierher in Strömen gegossen.«
    »Dann kommst du also direkt aus Västerås?«
    »Ja. Ich muss dich etwas fragen.«
    »Setz dich erst mal. Maria ist in der Stadt. Vielleicht kannst du bleiben, bis sie zurückkommt?«
    »Ich muss wieder zurück zur Arbeit. Aber diese Sache ist wichtig.«
    »Das klingt ernst«, sagte Botwid Wiik und lächelte. »Aber so schlimm wird es hoffentlich nicht sein?«
    Sie setzte sich auf einen Küchenstuhl. Ihr Vater stellte Kaffeetassen auf den Tisch.
    »Lass hören.«
    Elina wusste nicht, wie sie anfangen sollte, obwohl sie die ganze Fahrt über in Gedanken mit ihm gesprochen hatte. Sie zögerte. Doch schließlich entschied sie sich für den direkten Weg.
    »Es geht um Wiljam Åkesson. Mein Chef war in Luleå und hat sich mit jemandem unterhalten, der ihn kannte. Er hatte eine Kusine namens Anna-Stina. Er sagt, ihr wart damals zusammen, du und sie.«
    »Das war, bevor ich deine Mutter kennen lernte.«
    »Ja, ich weiß. Es war sieben Jahre vor meiner Geburt. Aber darum geht es nicht, sondern um etwas anderes.«
    »Darum, dass ich Åkesson dort getroffen habe, nicht wahr? Danach willst du fragen. Ich habe selbst schon daran gedacht.«
    Er stand auf und verließ die Küche. Elina blieb sitzen und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Da er nicht zurückkam, ging sie ihm nach. Sie fand ihren Vater auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzend. Als sie sich neben ihm niederließ, sprang er auf.
    »Warum wühlst du in meinem Leben herum!«, brüllte er.
    Elina war völlig irritiert.
    »Bitte, Papa«, flüsterte sie.
    Er sank in einen Sessel. Elina streckte ihre Hände nach ihm aus.
    »Bitte … ich frage nichts mehr«, stammelte sie.
    Er hob langsam den Kopf und sah sie an.
    »Ich werde es dir erzählen«, versprach er. »Ich werde es tun, aber lass mir ein wenig Zeit.«
    »Du musst es nicht!«
    Er schluckte und schlang seine großen Hände ineinander.
    »Elina«, sagte er schließlich, »jeder Mensch hat Geheimnisse, über die er nicht sprechen will, nicht einmal mit denen, die ihm am nächsten stehen. Hier geht es um Dinge, auf die ich wahrlich nicht stolz bin.«
    Sie ging zu dem Sessel, setzte sich daneben und legte ihre Hand auf seine.
    »Ich habe dasselbe wie Åkesson getan«, erklärte er nach langem Schweigen. »Nicht so lange wie er. Aber ich habe es getan.«
    »Was?«, fragte Elina verwirrt.
    »Ich habe meine Arbeitskollegen ausspioniert. Erst im Hafen, dann im Wald. Ich habe alles weitergegeben: ihre politische Einstellung, ihr Verhalten am Arbeitsplatz, alles, was ich von ihrem Privatleben wusste.«
    Sie zog ihre Hand ruckartig zurück.
    »Du! Wie konntest du?«
    »Es

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