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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Chef?«
    Noch eine kleine Memme, dachte Elina und setzte sich auf den Besucherstuhl. Wo sind bloß all die echten Männer geblieben?
    »Oskar Kärnlund ist mein Chef. Geben Sie mir den Zettel, dann schreibe ich Ihnen seine Durchwahl auf. Und nun schlage ich vor, dass Sie Ihren Ton etwas mäßigen. Wenn Sie bisher vorzogen zu schweigen, dann sollten Sie sich jetzt gut überlegen, was Sie sagen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Er stand immer noch, die Hände zu Fäusten geballt. Elina sah ihn stumm an.
    »Und ob Sie das wissen«, sagte sie nach einer Weile. »Setzen Sie sich! Versuchen Sie sich wie ein erwachsener Mann zu benehmen. Hier geht es um eine Mordermittlung und nicht um Machtspiele.«
    Sixten Eriksson sah aus, als wüsste er nicht, was er machen sollte. Schließlich ließ er sich hinter seinem Schreibtisch nieder.
    »Vietnam«, sagte Elina. »Sie wussten, dass er dem Militär Bericht erstattete.«
    Sie sah ihm an, dass er überlegte, was und wie er ihr antworten sollte.
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Sie schwieg. Sie konnte ihm unmöglich sagen, dass sie das Gefühl hatte, er verberge etwas, als sie ihn verhört hatte. Er würde es von sich weisen. Es war besser, ihn in dem Glauben zu lassen, sie wisse es wirklich.
    »Was soll das denn mit dem Mord zu tun haben?«, fragte er, als sie nicht reagierte.
    Seine Stimme hatte inzwischen einen verzweifelten Unterton.
    »Erzählen Sie, was Sie wissen. Ohne Umschweife.«
    »Das könnte Wiljam Åkessons Ruf schaden.«
    »Åkesson ist tot«, entgegnete sie. »Es könnte höchstens seinem Nachruf schaden. Aber es kann uns auch helfen, den Mörder zu finden, und das ist im Augenblick wichtiger. Also?«
    Sixten Eriksson seufzte resigniert.
    »Wiljam hat einige Berichte über Vietnam für das Militär geschrieben. Was ist schon dabei?«
    »Wie viele?«
    »Von jeder Reise. Aber das wissen Sie wahrscheinlich schon.«
    Nein, dachte Elina, das wusste ich nicht.
    »Und?«
    »Und was?«
    »Wie lange hatte er Verbindung zum militärischen Nachrichtendienst?«
    Sixten Eriksson schien Mut zu fassen. Elina hob warnend einen Finger.
    »Seit 1961. Bevor er nach Luleå zog.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Weil ich es war, der ihn angeworben hat.«
    Elina schnappte nach Luft.
    »Bedeutet das, dass Sie …«
    »Es bedeutet, dass auch ich Verbindung zum IB hatte«, unterbrach er sie. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Information … in den Ermittlungen diskret behandeln würden.«
    »Seit wann?«, fragte sie, ohne auf seine Bitte einzugehen.
    »1960 habe ich meinen Militärdienst beim Nachrichtendienst abgeleistet. Ich war im Inlandsdienst.«
    »Inlandsdienst? Sie meinen …«
    »Die Registrierung von Kommunisten, ja. Wir brauchten ein eigenes Register. Die Partei sorgte dafür, indem sie mit dem Militär zusammenarbeitete. Für den Kampf in der Gewerkschaft konnte man die polizeilichen Register nicht benutzen. Und wir mussten dafür sorgen, dass die Anhänger der Diktatur keinen Einfluss innerhalb der Interessenorganisationen bekamen. Oder in unserer eigenen Partei. Wir mussten also unsere Mitglieder unter Kontrolle halten, die zu enge Kontakte zu den Kommunisten oder zum Ostblock pflegten. Aber das ist ja schon bekannt.«
    »Die Motive lassen wir jetzt einmal außen vor«, sagte Elina. »Warum haben Sie Åkesson angeworben?«
    »Ich kannte ihn. Ich wusste, wo er stand. Er war ein wahrhafter Demokrat.«
    »Demokrat? Einer, der heimlich Denunziation betrieb? Entschuldigung, das klingt etwas merkwürdig in meinen Ohren.«
    »Zum Schutz der Demokratie sind manchmal etwas unorthodoxe Methoden nötig. Nach dem Militärdienst bin ich nach Västerås zurückgekehrt. Ich erfuhr, dass das IB jemanden in Luleå brauchte, der eine bestimmte Person im Auge behielt, der wir nicht vertrauten. Als in Luleå ein Stellvertreter für einen Ombudsmann der Jusos gesucht wurde, hab ich Wiljam gefragt. Und dann haben wir uns dafür eingesetzt, dass er den Job bekam.«
    »Er ist also nur aus diesem Grund nach Luleå gezogen?«
    »Ja.«
    »Wie haben Sie es denn geschafft, dass er den Job bekam? Die Umstände können doch nicht vielen bekannt gewesen sein.«
    »Ich habe mit jemandem von der Führung der Jusos gesprochen.«
    »Und mit wem?«
    »Was hat das mit der Sache zu tun?«
    »In einer Mordermittlung sind alle Details wichtig. Was sollte sonst wichtig sein? Jetzt sagen Sie schon, wer es war.«
    »Ingvar Carlsson.«
    Elina verschlug es die Sprache. Die Puzzleteile schienen sich

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