Eliteeinheit Luna-Port
fand.
„Köstlich“, hauchte der Zwerg. „Bestimmt eine Schönheitskönigin aus den USA. Vater Südländer, Mutter Norwegerin, oder?“
„Die ,köstliche Schönheit’ ist zufällig eine Russin.“
Der Alte lachte humorvoll und irgendwie anerkennend.
„Stellen Sie sich vor, was sich dieser Gorsskij geleistet hat! Der Kerl hat uns doch tatsächlich eine Agentin seines Geheimdienstes ins Nest von Luna-Port gesetzt, und das haben wir noch nicht einmal gemerkt. Die Russin ist schon seit eineinhalb Jahren dort. Der Teufel mag wissen, was sie alles an ihren Chef berichtet hat.“
„Schade. Sie hat so einen schönen Kopf“, meinte Hannibal trübsinnig. „Muß sie in die vierte Dimension wandern?“
Das war aber auch eine seltsame Bezeichnung für das Todesurteil. Ich sah ihn unwillig an.
„Sie werden sich hüten“, brummte der Chef. „Das wüßte ich jetzt noch nicht, wenn der Abwehrchef nicht freiwillig gesprochen hätte. Die Dame kommt mir wie gerufen. Sie ist seit langer Zeit mit den Verhältnissen vertraut und überall bekannt. Wenn ich jetzt eine eigene Agentin hinschickte, müßte das unbedingt auffallen. Sie werden also mit der Dame zusammenarbeiten. So, wie ich sie kenne, wird Ihnen das ja nicht schwerfallen.“
„Bestimmt nicht“, krähte der Zwerg begeistert.
„Ich habe Ihren Vorgesetzten gemeint“, sagte der Alte so strahlend nett, daß der Kleine in sich zusammensank.
„Langsam, Chef“, warnte ich beunruhigt. „Denken Sie an mein Gesicht. Die Frau ist schön und sicher verwöhnt.“
„Darauf können Sie sich verlassen. Unsere Herren Offiziere umschwänzeln sie, daß es eine Pracht ist. Jedenfalls dient sie Ihnen als Verbindungsagent. Die Sache ist mit dem russischen Geheimdienst geregelt worden. Die Dame nennt sich da oben Heike Wulfson. Sie spielt die naive Schwedin. Von nun an ist das Ihre geschiedene Frau, klar?“
In meinem Kopf explodierte etwas, aber das war nur der Schall von Hannibals Gelächter. So – meine geschiedene Frau sollte das also sein! Herrlich!
„Weiß sie das auch?“
„Halten Sie uns für Narren? Unbedingt zuverlässig. Gorsskij wird schweigen wie ein Russe, was er ja wohl auch ist. Er will den Fall mit der Marsrakete geklärt sehen, also gehen wir Arm in Arm. Die Wulfson wird Sie auf Luna-Port einführen. Anweisungen erhalten Sie durch ihre Vermittlungsarbeit. Sie sind der neue Chef des Raumhafens, und wenn man da oben bemüht ist, maßgebende Leute mit dem Empfänger zu versehen, so dürfte man Sie wohl als den richtigen Mann aussuchen. Sie sitzen mit Ihrem Kommando an einem Schlüsselpunkt. Achten Sie auf diese Geologin. Es erscheint dem Robot verdächtig, daß sie die Vernichtung der Expedition überlebt hat. Wir haben das Felsloch untersuchen lassen, in das sie wegen der Entnahme einiger Gesteinsproben hineingekrochen sein will.“
„Und?“
„Blödsinn! Eine Wissenschaftlerin von ihren Qualitäten wird nicht wegen vollständig tauber Felsbrocken in eine enge Höhlung kriechen. Da ist weiß Gott nichts zu holen. Wir vermuten, daß sie den Empfänger im Schädel hat. Denken Sie an die Aussagen des FBI-Leutnants. Er will das Päckchen mit dem atomaren Sprengstoff von ihr erhalten haben. Sie spielen auf alle Fälle den zutiefst gedemütigten und beleidigten Raumoffizier, verstanden?“
„Einsickerungstaktik, ja?“
„Was denken Sie denn! Sie fühlen sich betrogen, weil man Sie aus dem aktiven Raumdienst genommen hat. Erwähnen Sie immer wieder Ihr Gesicht, und man wird Ihnen unbedingt glauben. Sie kochen innerlich. Ihnen ist alles verhaßt, und den Frauen gehen Sie aus dem Weg. Trotzdem versuchen Sie verzweifelt, die Gunst Ihrer geschiedenen Frau wiederzugewinnen. Der menschliche Faktor muß in Ihrer Vorstellung überwiegen, verstehen Sie! Heike wird Sie abweisen, und da werden Sie zu einem ewig mißgestimmten Sonderling. Warten Sie auf den rechten Augenblick. Man wird an Sie herantreten, denn unsere unbekannten Gegner können ohne entsprechende Hilfsmittel niemals die Mondstellung halten.“
„Die direkte Aufgabe, Sir?“
„Feststellen, wo der Stützpunkt liegt. Die geheimnisvollen Waffen finden und sicherstellen. Mit allen Mitteln arbeiten und keine Rücksichten nehmen. Unbegrenzte Vollmachten für Sie. – Ich …“
Es dauerte noch etwa drei Stunden, bis er den Befehlsempfang für beendet ansah. In der Zeit hatte ich noch etwa hundert wichtige Einzelheiten erfahren, aus denen man sich aber noch kein Bild machen konnte. Jedenfalls ging
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