Eliteeinheit Luna Port
achtete nicht auf die blauuniformierten Männer mit den goldenen Ärmelstreifen, sondern erkundigte mich sofort nach dem Zustand des Kollegen.
»Nur besinnungslos, Sir«, beruhigte mich TS-19. »Der Stau hat ihn böse erwischt, aber er scheint nichts gebrochen zu haben.«
Ich nickte erleichtert. Erst nach dieser Aussage drang die Stimme eines jungen, hochgewachsenen Mannes in mein Bewußtsein.
»Korvettenkapitän Argot, Sir«, stellte er sich vor. »Kommandant auf KL-1487. Darf ich Sie bitten, sofort in die Röhre zu steigen. Wir müssen tauchen.«
Ich musterte das schmale Gesicht und blickte auf die drei mittelbreiten Streifen. Sicher …, er hatte schnellstens wieder von der Wasseroberfläche zu verschwinden. Die asiatische Luftüberwachung galt auch für die offene See, da die Existenz der westlichen Atom-U-Boote mit ihren Unterwasser-Raketen natürlich kein Geheimnis war. Allerdings wußte man nicht, wo diese Kreuzer stationiert und im Ernstfall zu suchen waren, zumal die Positionen in Abständen von vierundzwanzig Stunden geändert wurden.
Ich nannte meine Kodenummer und glitt dann auf der engen Rolltreppe nach unten. Mit »Röhre« hatte er natürlich den eigentlichen Druckkörper gemeint.
In der Zentrale begegnete ich neugierigen Blicken und betont beherrschten Gesichtern. Natürlich war das im eintönigen Bereitschaftsdienst der Männer eine willkommene Abwechslung, über die man noch tagelang diskutieren konnte.
Argot übergab das Kommando an seinen Ersten Wachoffizier, der das Boot in wenigen Augenblicken auf Tiefe brachte.
Ich lauschte auf das dumpfe Brausen innerhalb der beiden Staurohre, in denen die eingefangenen Wassermassen im thermischen Austauschsystem des starken Reaktors verdampft wurden. Mit ihrem natürlichen Überdruck schossen sie am Heck aus den Düsenverengungen. Die Schubleistung übertrug sich auf den Kreuzer.
Ich wußte, daß wir mit wenigstens hundert Knoten Fahrt auf dem 87. Längengrad Ost nach Süden jagten, doch damit hatte ich noch immer nicht erfahren, was hier eigentlich gespielt wurde.
»Können Sie einige bescheidene Fragen beantworten, Argot?«
Der Kommandant sah mich an. Er schien in meinem Gesicht zu forschen und sich verwundert zu fragen, weshalb ich keine Dienstmaske trug. Natürlich wußte er, daß ich ein »Schatten« der GWA war. Alle aktiven Spezialagenten waren laut GWA-Vorschrift verpflichtet, lebensecht wirkende Kopfhüllen-Masken zu tragen, sobald sie sich in ihrer dienstlichen Eigenschaft zu erkennen geben mußten.
TS-19 hatte seine Biosynth-Folie schon im Wasser übergestreift. Wahrscheinlich schimpfte er jetzt wieder auf die Befehle wegen unserer Anonymität. Nun … wenn der Alte in dieser Beziehung nicht so streng gewesen wäre, hätte es wahrscheinlich schon zehn Jahre nach der Gründung der GWA keinen einzigen lebenden Agenten mehr gegeben. Wir kannten uns nicht einmal untereinander, so daß die Gefahr eines Verrates unter Anwendung von Druckmitteln völlig ausgeschlossen war.
Hannibal hatte es nicht nötig, seine Maske zu tragen. Er legte sie lediglich innerhalb des Hauptquartiers an, da dort nur aktive GWA-Agenten hineingelassen wurden. Dort hätte man über sein eindrucksvolles Gesicht zwar ebenfalls gegrinst, aber die Kollegen hätten ihn trotzdem für einen aktiven Mitarbeiter gehalten.
Hier war das anders. Kein normaler Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, in dem Gnom einen der gefürchteten und von unzähligen Geheimnissen umgebenen »Schatten« zu sehen, wie wir allgemein genannt wurden.
Ich hatte sowieso ein anderes Gesicht erhalten. In letzter Zeit lief ich
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