Eliteeinheit Luna Port
wirkenden General wenigstens einen Platz anzubieten. Das konnten sie auch schlecht umgehen.
Hannibal war mein Retter. Im letzten Augenblick tauchte er neben mir auf, so daß ich dem grauhaarigen Wissenschaftler entschuldigend zunicken konnte. Der Mann verbeugte sich leicht und verstand, als der Kleine auf einen anderen Tisch deutete.
Er hatte es geschafft; geschafft trotz Eierkopf und Gnomgestalt. An dem Tisch saß die Geologin mit den dunklen Haaren und den verträumt wirkenden Augen.
Sie war das genaue Gegenteil von Heikes nordischer Schönheit. Die junge Frau machte einen anschmiegsamen Eindruck. Sie schien zu keinem harten Wort fähig zu sein.
»Los jetzt«, sagte der Kleine leise. »Das ist die Gelegenheit. Heike hat wunschgemäß über dich geredet. Sie sagte in aller Öffentlichkeit, daß dir das Mondkommando widerlich wäre. Die Männer nennen dich schon Marsauge. Das klingt wenigstens besser als Triefauge.«
Er stieß einige seltsame Lachtöne aus. Ich verbeugte mich kurz vor der Dame. Sie trug kein Abendkleid. Außerdem war sie kleiner als die Russin.
»Wenn Sie erlauben, Doktor! Ich fühle mich etwas verlassen.«
»Bitte, nehmen Sie Platz«, lächelte sie. »Mich stören weder die Blicke der Leute noch die flammenspeienden Marsungeheuer. Verzeihen Sie, aber ich bin über die unglaubliche Taktlosigkeit dieser Dame empört.«
Ich lachte. Wie brachte sie es nur fertig, so gelassen und ausgeglichen in mein entstelltes Gesicht zu sehen. Das Auge mußte besonders abstoßend wirken.
»Habe ich Ihnen damit weh getan?« fragte sie, als ich dicht neben ihr saß.
»Nein«, antwortete ich ruhig. »Ich hätte sie hier nicht ansprechen sollen. Schließlich kenne ich meine ehemalige Frau. Ich war unbedacht.«
Sie sah mich nur fragend an. Hannibal murmelte etwas vor sich hin.
»Sehen Sie, man sollte von einem Mediziner annehmen, daß er über die unvermeidbaren Rückstände schwerster Verletzungen hinwegsieht. Es war nicht meine Absicht, die BETA gegen einen Berggipfel rasen zu lassen. Acht Mann meiner Besatzung mußten sterben. In dieser Erwartung habe ich meine Frau angesprochen.«
»Reden wir nicht mehr darüber, ja?« lächelte sie verständnisvoll. »Tanzen Sie, General?«
»Wenn Ihnen meine Nähe nicht peinlich ist, gerne! Sogar die Lichter auf dem runden Merkur-Pudding können wir ausblasen.«
»Bravo«, klatschte Hannibal. »Ich habe dir schon immer gesagt, daß du nicht an Komplexen leiden sollst.«
»Oh, Sie duzen sich?« fragte sie überrascht.
Ich murmelte einige undeutliche Worte, ehe ich entgegnete:
»Nur dann, wenn wir unter uns sind. Dieser fürchterliche Mensch hat die Reise mitgemacht. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich mich mit unserem seltsamen Fund in meine Atome aufgelöst. Die Mündung der Waffe war leicht mit dem Griff zu verwechseln.«
Es kam plötzlich und unerwartet! Hannibal umklammerte das Glas mit beiden Händen. Ich bemühte mich krampfhaft, nicht in ihre starrgewordenen Augen zu blicken.
Ihr Lachen wirkte puppenhaft. Die steife Haltung beseitigte die letzten Zweifel. Der zurückgeneigte Kopf vermittelte den Eindruck, als lauschte sie angestrengt auf eine unhörbare Stimme.
Das kannten wir zu gut! Plötzlich wußte ich, warum uns der Chef den armen FBI-Leutnant vorgeführt hatte. Die angespannte Haltung und Aufmerksamkeit wäre mir ohne die drastische Vorführung garantiert nicht aufgefallen. Zwar hätte ich wohl aufgemerkt, aber dabei wäre es auch geblieben.
Diese Symptome aber waren nicht mehr zu übersehen. Wenigstens nicht für Leute, die schon einen Seelenlosen gesehen hatten. Ich fühlte jetzt noch die Schläge und Tritte des Tobenden.
Die
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