Elixir
zwei äußerst gefährlichen Gruppen, die alles dafür geben würden, um an das Elixir zu kommen: Die Retter des Ewigen Lebens und die Verfluchte Vergeltung.«
» Verfluchte Vergeltung«, murmelte ich. » VV . Der Typ, der mich festgehalten hat, hatte VV auf seinen Hals tätowiert.«
» Dann waren das also sie«, meinte Sage. » Beide Gruppierungen sind schon ewig aktiv, aber ich habe das Gefühl, sie sind stärker geworden, seit dein Vater die Phiolen des Elixirs ausgegraben hat, also bin ich abgetaucht. Niemand hat mich je ausfindig gemacht, bis er an meiner Tür klopfte. Es war ein Schock und ich hätte ihn nie reingelassen, wenn ich ihn nicht aus den Medien gekannt hätte. Außerdem hat er so ernst gewirkt, fast düster…«
» Wie Dr. Prichard es gesagt hat«, fiel mir ein. » Er hat uns erzählt, Dad wäre sehr angespannt gewesen in den Tagen vor seinem Verschwinden.«
» Das stimmt«, murmelte Ben. Dann kam ihm irgendetwas in den Sinn und er fragte: » Sag mal– und wie hat er reagiert, als er dich sah? Dich leibhaftig gesehen hat nach all den Jahren…«
» Er hat sich ziemlich seltsam benommen«, gab Sage zu. » Aber… was meinst du mit › nach all den Jahren ‹ ?«
» Die Bilder«, sagte ich. » Du bist über die Jahre immer wieder auf meinen Fotos aufgetaucht.«
» Wie kann das sein?« Sage sah mich verwundert an. » Wir sind uns doch noch nie begegnet?«
Ich wusste nicht, was ich von ihm erwartet hatte, aber das bestimmt nicht. Ich dachte, er wäre der Einzige, der mir das mit den Fotos erklären könnte. Wenn er das alles genauso wenig verstand wie ich, was hatte das dann zu bedeuten? Ich sah ihm direkt in die Augen– log er? Nein, er wirkte ehrlich verwundert. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also griff ich nach etwas Realem.
» Was ist dann mit meinem Dad passiert?«, fragte ich.
» Er sagte, er wüsste, wie wir das Elixir wiederfinden könnten und dass wir Kontakt zu irgendeiner › dunklen Dame ‹ aufnehmen müssten. Dark Lady nannte er sie.«
» Einer dunklen Dame?«, fragte ich zweifelnd. » So würde sich mein Dad nicht ausdrücken.«
» Genau das waren seine Worte«, beharrte Sage.
» Hat er gesagt, wo du sie finden kannst?«, fragte Ben.
Sage schüttelte den Kopf. » Nein, er hat versprochen, mich zu ihr zu bringen. Wir verabredeten uns am nächsten Tag im Tijuca Forest.«
Er wandte sich an mich. » Ich glaube, dein Vater hatte Angst, dass ich nicht kommen würde. Als eine seltsame Art umgekehrtes Pfand gab er mir seine Uhr. Er sagte, sie wäre sein wertvollster Besitz und er wisse, dass ich ein guter Mensch sei und mich nicht mit etwas davonmachen würde, das ihm so viel bedeutet.«
Ich lächelte. Das klang schon mehr nach Dad: Er glaubte daran, dass Leute stets die Erwartungen erfüllen, die man in sie setzt– je nachdem, ob man ihnen viel oder wenig Vertrauen schenkt.
» Was ist passiert? Was ging schief?«, wollte Ben wissen. » Warum seid ihr nicht losgezogen?«
» Ich weiß es nicht«, gab Sage zu. » Er ist nicht erschienen. Ich dachte, dass ihm vielleicht etwas dazwischengekommen ist, also bin ich am nächsten Tag zur selben Zeit wieder an den vereinbarten Treffpunkt gegangen. Und am übernächsten auch. Mehrere Tage lang. Dann habe ich in den Nachrichten gesehen, dass er verschwunden ist, und wusste, dass auch ich nicht mehr in Sicherheit bin, woraufhin ich das Land verlassen habe.«
Ich sah ihn ungläubig an. » Das ist alles? Du bist nicht zur Polizei gegangen? Hast keinen Kontakt mit meiner Familie aufgenommen?«
» Ich konnte mich nicht einfach so in der Öffentlichkeit zeigen«, verteidigte sich Sage. » Ich durfte keinerlei Aufmerksamkeit auf mich ziehen.«
» Das darf doch nicht wahr sein! Wir sprechen über das Leben meines Vaters! Wenn du uns von diesen Leuten erzählt hättest, dann hätten wir das letzte Jahr damit verbracht, sie ausfindig zu machen. Er könnte noch am Leben sein!«
» Du gehst davon aus, dass er es nicht ist?«, sagte Sage.
Ich machte den Mund auf, um zu antworten, schloss ihn aber, als ich die Tragweite seiner Worte erfasste.
» Glaubst du, dass mein Vater noch lebt?«
» Ich halte es für sehr wahrscheinlich. Um an das Elixir zu kommen, benötigen beide Gruppen Grants und mein Wissen. Wenn er nicht unvernünftig genug war, ihnen seine Informationen zu geben, dann lebt er noch.«
» Warte«, sagte Ben. » Wenn diese Leute euch beide brauchen, warum haben die dann nur ihn gekidnappt? Warum haben sie nicht bis zu eurem
Weitere Kostenlose Bücher