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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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ausgeschaltet, war Sage schon da, beugte sich über mich und küsste mich. Es bereitete mir körperliche Schmerzen, mich von ihm zu lösen, ohne zu wissen, wann ich ihn wieder küssen konnte.
    Händchenhaltend liefen wir auf das Hotel zu, doch in dem Moment, da die Außenbeleuchtung uns traf, ließen wir uns los. Wir hatten nicht darüber gesprochen, es geschah ganz instinktiv. Es war besser, wenn Rayna und Ben nicht Bescheid wussten. Vor allem Ben.
    Obwohl Sage und ich uns nicht berührten, spürte ich seine Hände auf mir. Ich glaubte, ich würde sie immer spüren.
    » Da sind wir wieder!«, rief ich, als wir das Zimmer betraten. Ben war in Alarmbereitschaft. So wie er dastand, sah es aus, als wäre er auf- und abgetigert. Rayna lag entspannt auf dem Bett. Ein riesiger Stapel der fachmännisch vollendeten Hausarbeit lag fein säuberlich auf dem Boden. Ich warf die beiden Tüten unseres Raubzugs aufs Bett. » Die Snacks!«
    » Wo habt ihr die geholt? In Delaware?«, fragte Ben. Er funkelte an mir vorbei Sage an, der lässig an der Wand lehnte.
    » Mehr oder minder«, sagte ich. » Mein Fehler– ich wollte unbedingt Red Hots. Die waren schwer aufzutreiben. Also: Welchen Film schauen wir an?«
    In der Höhle hatte Sage mir gesagt, dass ich keine gute Schauspielerin war, und anscheinend hatte er recht. Ich dachte, ich würde eine brillante Vorstellung hinlegen und mich absolut unauffällig benehmen, doch Bens Augen waren voller Argwohn, Rayna sah aus, als wolle sie sich jeden Moment auf mich stürzen, und Sage musste sich sehr bemühen, nicht laut loszulachen.
    Rayna gähnte. » Vergiss es. Ich bin so was von müde. Tut mir echt leid, Leute, aber ich muss euch rauswerfen– ihr wisst schon: mein Schönheitsschlaf.«
    Sie war auch keine bessere Schauspielerin als ich. Ich wusste, sie wollte reden, doch die Vorstellung, mich von Sage zu trennen, war unerträglich.
    » Kein Ding«, sagte ich. » Dann nehmen wir die Sachen einfach mit rüber zu den Jungs. Wir können auch dort einen Film schauen und du kannst dich ausschlafen.«
    Ben nickte. » Cool.«
    Rayna starrte mich an und innerhalb von zehn Sekunden verständigten wir uns nur mit den Augen.
    Rayna: » Was zum Teufel?«
    Ich: » Ich weiß! Aber ich will noch bei Sage bleiben.«
    Rayna: » Geht’s noch?! Du wirst den Rest deines Lebens mit ihm verbringen. Ich bin nur bis morgen früh da!«
    Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen. Sie hatte recht.
    » Eigentlich bin ich auch ziemlich fertig«, sagte ich und fingierte sogar ein Gähnen. Sages Grinsen nach zu urteilen, war es nicht sonderlich überzeugend.
    » Sicher?« Ben starrte mich mit Röntgenblick an.
    » Ganz sicher. Aber nehmt euch ein bisschen was von dem Knabberzeug mit. Es gibt dunkle Schokoladen-M&Ms und Maischips.«
    » Klingt nach Pyjamaparty«, sagte Rayna.
    » Definitiv«, meinte Sage mit unbewegter Miene. » Nimm dich in acht, Ben– ich mache miserable französische Zöpfe.«
    Ben ging nicht darauf ein. Er war näher gekommen und sah mich noch immer misstrauisch an, wie ein Hund, dessen Frauchen nach Hause kommt, nachdem sie mit einem anderen Haustier gespielt hat. Ich dachte schon fast, er würde gleich an mir schnüffeln.
    » Gute Nacht«, murmelte er. Er musste sich dicht an Sage vorbeidrücken, um zur Tür zu gelangen, doch er sagte kein Wort zu ihm. Sage sah mich belustigt mit hochgezogener Augenbraue an.
    » Gute Nacht, die Damen«, meinte er, dann drehte er sich um und folgte Ben nach draußen. Es tat mir so weh, ihn gehen zu sehen, als hätte jemand einen Eispickel in mein Herz gerammt, aber ich wusste, ich übertrieb. Ich würde ihn schließlich morgen früh wiedersehen. Unser ganzes Leben lag vor uns. Diese Nacht konnte er mit Ben verbringen.
    Ich lachte laut auf bei der Vorstellung, wie die beiden tatsächlich im Schneidersitz auf dem Bett miteinander schwatzten und kicherten, Snacks futterten und sich gegenseitig die Haare zu französischen Zöpfen flochten.
    Da traf mich ein Kissen seitlich am Kopf.
    » › Wir können auch dort einen Film ansehen und dich schlafen lassen? ‹ «, beschwerte sich Rayna. » Sag mal, spinnst du?«
    » Ich weiß. Es tut mir leid. Aber ich habe es ja zurückgenommen oder?«
    » Du hast zwei Sekunden, um mit einem ausführlichen Bericht loszulegen, oder ich lade nach.«
    Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich nach einem Abend wie diesem Rayna nicht alles erzählen wollen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Bis jetzt. Aber mit Sage war es anders.

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