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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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sich mir der Magen.
    » V-vor f-fünfhundert Jahren?«, stammelte Ben. » Aber ich dachte, das Elixir–« Er verstummte schlagartig, als Magda ihm einen eisigen Blick zuwarf.
    » …schenkt einem ewige Jugend«, vollendete sie frostig. » Offenbar habe ich nicht das Elixir des Lebens getrunken. Meine Langlebigkeit rührt von einem Zauber her, den meine Mutter, eine mächtige Mystikerin, am Tage meiner Geburt gewirkt hat. Sie starb bei der Geburt, direkt nachdem sie meine Lebenskraft in dem gläsernen Amulett versiegelt hatte, das ich um den Hals trage. So lange es intakt ist, bleibe ich am Leben.«
    Ich blickte auf ihre eingesunkene Brust. Dort baumelte tatsächlich eine zierliche Glaskugel an einer dünnen Kette.
    Magda gab ein röchelndes Husten von sich. » Hätte meine Mutter überlebt, würde ich sie bitten, den Zauber rückgängig zu machen. Ewiges Leben ist nutzlos ohne ewige Jugend. Ich kann nicht mal mehr in der Öffentlichkeit mein Gesicht zeigen, sondern muss mich mit all meinen Habseligkeiten verstecken.«
    » In… einem Einkaufszentrum?«, fragte ich.
    » Warum nicht? Ich habe hier alles, was ich brauche. Alles andere bringt mir ein Betreuer… Und ich kann dem Tosen des Lebens direkt jenseits meiner Wände lauschen. Wenn ich die Augen schließe, kann ich mir fast einreden, ich wäre noch immer ein Teil davon.«
    » Aber nach dem Angriff… da warst du… tot«, wandte Sage ein.
    » Ich habe mich nur tot gestellt«, stellte Magda klar. » Siebenmal hatte man auf mich eingestochen, wie du weißt. Ein Dolch ging mir durch den Magen und kam am Rücken wieder heraus und nagelte mich am Boden fest. Ich lag dort wie ein zappelnder, festgepinnter Käfer–«
    » Du musst es nicht beschreiben«, sagte Sage scharf.
    » Will ich aber«, entgegnete Magda mit stechendem Blick. » Weil es nämlich deine Schuld war. Du kanntest die Regeln und hast dich nicht daran gehalten. Und wir alle mussten den Preis dafür bezahlen.«
    Ihre Worte waren wie Schwerthiebe. Sie gingen Sage durch und durch und er brauchte einen Moment, ehe er etwas erwidern konnte. » Eure Gesichter verfolgen mich seither jede Nacht in meinen Träumen. Aber ihr seid nicht die Einzigen, die dafür bezahlt haben. Wenn ihr am Leben geblieben wärt, dann hättet ihr gesehen, wie sehr ich gelitten habe.«
    » Ich bin am Leben geblieben, um dich leiden zu sehen«, sagte Magda. » Ich konnte es. Als Oberhaupt der Gesellschaft war ich dem Elixir am nächsten. Ich habe dich und mich verbunden. Ich habe alles gesehen.«
    » Dann weißt du ja Bescheid«, stieß Sage zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. » Ich habe Jahrhunderte in einer schlimmeren Hölle zugebracht als jeder, der an diesem Tag gestorben ist. Nur zu gerne würde ich mit ihnen tauschen.«
    Magda schnaubte abfällig. » Das reicht nicht. Während die anderen Mitglieder der Gesellschaft ums Leben kamen und ich mich in diese welke Hülle verwandelt habe, hast du unvorstellbares Glück gehabt.« Sie funkelte mich an und ihre papierartigen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. » Und hast es noch immer. Ich will mehr von dir, aber ich musste warten, bis du zu mir kommst, um es dir zu holen.«
    Sage zuckte zurück. Er warf Ben und mir schnell einen Blick zu, ehe er sich wieder an Magda wandte. » Ich bin bereit. Wir sollten uns unter vier Augen unterhalten.«
    » Wovon sprecht ihr?«, fragte ich.
    » Ich glaube, Ben und du, ihr solltet gehen«, sagte Sage.
    » Nein! Ich gehe nirgends hin. Bist du verrückt geworden? Nachdem wir auf der Suche nach meinem Vater so weit gekommen sind, glaubst du da ernsthaft, wir gehen jetzt einfach? Wir wissen noch gar nichts!«
    » Das Mädchen hat recht«, stimmte Magda zu. » Sie weiß gar nichts. Und ich finde, es ist an der Zeit, dass sie alles erfährt.«
    Ihre Augen richteten sich auf Ben. » Ich finde, ihr beide solltet alles erfahren.«
    » Magda…« Sages Stimme hatte einen warnenden Unterton.
    Sie ignorierte ihn. » Nehmt euch Stühle– es ist besser, wenn ihr sitzt.«
    » Nein«, sagte Sage entschieden, dann sah er Ben und mich fest an. » Ihr dürft nicht auf sie hören.«
    » Sollten sie schon, wenn sie wissen wollen, was mit dem Vater des Mädchens passiert ist«, konterte Magda. » Und du kriegst nicht, was du brauchst, wenn du nicht tust, was ich sage.«
    Sages Nasenflügel bebten und er presste die Lippen aufeinander. Dann packte er drei gepolsterte Hocker und donnerte sie vor Magda auf den Boden, die lächelte. Wir setzten uns und sie

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