Elizabeth - Tochter der Rosen
recht ungerührt auf, denn ich hatte ihn kaum gekannt. Er war lediglich eines von vielen Gesichtern gewesen, die am Hof erschienen und wieder verschwunden waren. Cecily scheint ihn auch nicht sehr zu betrauern, dachte ich, als ich sah, wie sie mit Freunden lachte. Sie trug zwar ihre schwarze Witwenkleidung, wirkte ansonsten jedoch nicht kummergebeugt. Eines Tages war sie fort, und ich erfuhr nur, dass sie nach Lincolnshire abgereist sei. Nicht einmal Kate wusste mehr. Ich verdrängte Cecily aus meinen Gedanken. Sie würde wiederkommen, wenn es ihr gefiel.
KAPITEL 25
Blut der Rosen · 1499
Z EHN TAGE NACH meinem dreiunddreißigsten Geburtstag, den ich unter den wachsamen Augen Margaret Beauforts in meinem verdunkelten Schlafgemach beging, gebar ich einen dritten Jungen, der nach Henrys Vater Edmund getauft wurde. Margaret Beaufort war entzückt, wohingegen Henry mir nur die Hand tätschelte und murmelte, ich hätte es gut gemacht. Er war den ganzen Winter über mürrisch und reizbar gewesen. Zweifellos drückten ihm Warbeck und Warwick aufs Gemüt, ebenso wie Catherine Gordon, die seine Annäherungsversuche immer noch abwies. Derweil fühlte ich mich kraftlos und apathisch. Die Tage lasteten schwer auf mir, und am liebsten hätte ich den grauen Februar ganz verschlafen.
»Ich habe meinen Astrologen William Parron um eine Deutung für Warwick gebeten«, verkündete Henry Mitte März, als er neben meinem Bett saß. »Er soll sie hier in deinem Gemach vornehmen.«
Kerzen flackerten in eisernen Kandelabern auf dem großen Tisch, vermochten jedoch nichts gegen die trüben Schatten auszurichten, die über diesem Tag hingen. Ich ahnte nichts Gutes, als ich mich auf meinen Platz setzte und den bärtigen Mann in der braunen Robe beobachtete, der seine Karten auslegte.
»Ich habe die Sternenkonstellation zur Geburt eines bestimmten Mannes, der nicht von niederer Herkunft ist, gründlich studiert ...«
Mein Cousin Edward Plantagenet, Earl of Warwick ...
»Es ist schwer zu beschreiben, wie hoffnungslos seine Sterne zur Zeit seiner Geburt standen. Sämtliche Dreigestirne waren unglücklich, weil sie fest im Haus des Todes standen.« Er wies auf einige sich kreuzende Linien auf der Karte. »Seht hier – Mars in Verbindung mit der Sonne steht für die Hinrichtung seines Vaters und die Zerstörung seines Besitzes. Für den jungen Mann selbst bedeutet es das Klirren von Eisen und Feuerexplosion.«
»Krieg?«, fragte Henry.
»Richtig, Sire. Die Stellung von Saturn und Mars verheißt große Armut und Kerker. Die Mondbewegung zwischen ihnen bedeutet, dass nichts von dem, was er sich wünscht, wahr wird. Seht diesen Aspekt ...« Parron drehte die Karte zu Henry und mir. »Er bedeutet, dass er gefangen ist, gefesselt und in Not.«
Ich wandte den Blick ab. Was der Astrologe sagte, kümmerte mich nicht. Ich hatte noch nie an Omen oder Astrologie geglaubt, und ich vermutete, dass Parron erzählte, was Henry hören wollte. Und Henry wiederum wollte mich dabeihaben, damit ich ihn von dem Verbrechen freisprach, das er zu begehen plante.
»Der junge Mann ist nicht nur selbst unglücklich, sondern bringt auch, trotz seiner Ohnmacht, Unglück über England. Er wird zeitlebens im Mittelpunkt von Unruhen und Aufständen stehen.« Parron sah Henry an, nicht mich, und ich schaute ihn auch nicht an. »Bis ihn der Tod ereilt.«
»Dann handle ich richtig, ihn im Gefängnis zu behalten?«, fragte Henry.
»Unbedingt. Ein Prinz darf einen anderen Prinzen einsperren, wenn er eine Revolte fürchten muss. Das ist keine Sünde.«
»Und falls ich ihn töte?«
Unter dem Tisch klammerte ich mich an meinen Stuhl.
»Auch das ist nicht zwingend ein böser Akt. Ein Richter, der einen Mann für ein Verbrechen zum Tode verurteilt, sündigt nicht, es sei denn, er empfindet Wollust bei seinem Tun.«
»Was ist, wenn der Verurteilte unschuldig ist?«, fragte Henry.
»Christus war unschuldig, und Sein Tod war der böseste Akt von allen. Dennoch befahl Gott ihn zum Wohle der Menschheit. Betrachtet man es in diesem Licht, war Christi Tod ein Akt der Barmherzigkeit und Gnade.« Der Astrologe blickte wieder auf seine Karten und erklärte: »Es ist zweifelsohne gut für das Land, dass dieser Mann um des Friedenserhalts willen stirbt.«
Henry atmete tief ein und langsam wieder aus. »Das hat Kaiphas über Jesus gesagt, nicht?«
Der Astrologe nickte.
Und Skelton hatte Harry diese Worte auswendig lernen lassen. Ich begriff sofort, dass es kein
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